Irgendwie kam ich auf den Gedanken, ich müsse unbedingt reiten lernen. Vielleicht hatte ich kurz vorher Fury gesehen, keine Ahnung, auf jeden Fall war ich Drittklässler und meine Eltern verzweifelt genug, dem Sohn ein Hobby zu verschaffen, dass man mir jemanden suchte, der mir reiten beibrachte.
Man fand einen alten Bauern, der zwei oder drei Pferde in einer Scheune beherbergte. Es war ein simples Tauschgeschäft: Ich durfte bei Ausritten mit seinem erwachsenen Sohn teilnehmen, dafür half ich ihm bei den Arbeiten rund um die Scheune. So lernte ich also vollkommen ohne pädagogisches Grundkonzept reiten, was auch erklärt, warum ich nie richtig im Galopp reiten konnte. Die Arbeit war schwer und dreckig, sie bestand im Wesentlichen aus dem Reinigen der Pferde, ihrer Boxen und der Scheune insgesamt, ich durfte aber auch bei anderen Tätigkeiten tatkräftig mit anpacken, egal, was das Jugendarbeitsschutzgesetz dazu meinte. Oft war meine kleine Schwester mit dabei, die fand Pferde nämlich auch interessant, durfte aber nicht auf ihnen reiten, das war nur mir vorbehalten.
Aus Gründen, die ich nicht mehr weiß, wechselten wir irgendwann zu einem „richtigen“ Reitstall mit Halle und Unterricht, da durfte auch endlich meine Schwester reiten lernen. Das machte ich eine Zeit lang noch mit, Galoppreiten lernte ich jedoch nie. Als man mir endlich erfolgreich alle falschen Haltungen und Handgriffe abtrainiert hatte, die ich im Schritt und Trab zeigte, und nachdem ich das erste und einzige Mal abgeworfen wurde, weil man mir ein viel zu großes, viel zu scheues Pferd aufgehalst hatte, verlor ich rapide die Lust an den großen Tieren und ihrer Bedienung und beendete meine Neckermannkarriere vorzeitig.
Ich könnte rein technisch heute bestimmt immer noch ein Pferd reiten, jedenfalls kenne ich noch alle dafür notwendigen Handgriffe. Aber ich glaube, mein Respekt vor den Tieren ist mittlerweile zu groß. Ich weiß es nicht, ich habe nie wieder eine entsprechende Absicht verfolgt. Im Gegensatz übrigens zu meiner Schwester, die noch heute mit ihrem eigenen Pferd durch Wiesen und Wälder galoppiert.
(Dieser Pferdemädchen-Post ist ein Beitrag zu Annes Blogparade.)
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Wennst dich traust, darfst du auch mal auf meinem wilden, viel zu großen Pferd reiten und uns allen beweisen, dass du noch die richtigen Handgriffe kennst ;-)
Hahaha, jetzt schon gleich zweimal nicht!
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