Ein Wecker ohne Funktion

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Ein beinahe quadratisches Gerät, ca. 10 cm Kantenlänge. Im oberen Drittel ein Quarz-Display mit Uhrzeit, Tag und Datum, darunter fünf Knöpfe. Die obere Kante ist leicht nach außen gewölbt und funktioniert als Schalter.

Seit bestimmt mehr als zehn Jah­ren beglei­tet mich die­ser Funk­we­cker, den ich mal zu irgend­ei­nem Abo kos­ten­los dazu­be­kom­men habe. Sei­ne Funk­tio­nen sind so ein­fach wie über­schau­bar: Er zeigt die aktu­el­le Uhr­zeit an (atom­uhr­ge­steu­ert!) und weckt zu einer ein­ge­stell­ten Uhr­zeit mit einem ekli­gen Piepston.

Die Weck­funk­ti­on aller­dings benut­ze ich schon seit Jah­ren nicht mehr. Sie wird von mei­nem Smart­phone über­nom­men, seit etli­chen Jah­ren durch eine Schlaf-App, die mich schlaf­pha­sen­ge­steu­ert weckt. (Man darf nur nicht wie neu­lich Nacht ver­ges­sen, die App zu akti­vie­ren, hust.)

Neu­lich Nacht habe ich auch die letz­te Funk­ti­on die­ses Weckers durch das Smart­phone über­neh­men las­sen. Nor­ma­ler­wei­se bli­cke ich schnell auf das Dis­play, wenn ich auf­wa­che, um mich zu ver­ge­wis­sern, dass ich noch nicht auf­ste­hen muss (oder zu spät dran bin, weil ich ver­ges­sen habe, die Schlaf-App zu star­ten, hust). Wenn es dun­kel ist, muss ich jedoch die Hin­ter­grund­be­leuch­tung akti­vie­ren und das geht, indem man oben auf den läng­li­chen Schal­ter drückt. Dabei schal­tet sich aber nicht nur die Beleuch­tung ein, son­dern der Wecker piepst auch ein­mal kurz.

Wozu der Wecker piepst, war mir nie klar, heu­te Nacht jedoch dach­te ich zum ers­ten Mal: War­um die Part­ne­rin wecken, ich kann doch auch mal eben das Han­dy in die Hand nehmen!

Es klingt banal, aber damit habe ich die­sem treu­en Gerät sei­nen Todes­stoß ver­setzt, denn es ist nun gänz­lich nutz­los gewor­den. Tschüss, Wecker, du bist jetzt lei­der auch ein Opfer der Digi­ta­li­sie­rung geworden.

(Die­ser Bei­trag erschien zuerst im Techniktagebuch.)

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1 Kommentar

  1. …und wie­der ein Fehl­ge­brauch des Digi­ta­li­sie­rungs­be­griffs. Der DCF77-Wecker ist in meh­rer­lei Hin­sicht voll­di­gi­tal. Viel­leicht mag er nicht den UX-Anforderungen der heu­ti­gen Zeit ent­spre­chen. Dann faellt er aber eher den Usability-Anforderungen der heu­ti­gen Zeit zum Opfer als der „Digi­ta­li­sie­rung“. Die­se Unter­schei­dung fin­de ich wichtig.

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