Helpling ist ein Dienstleister mit schlechter Dienstleistung

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Lan­ge haben wir mit uns gerun­gen, was das The­ma Putz­hil­fe angeht. Wir sind bei­de in Voll­zeit berufs­tä­tig, ver­nach­läs­si­gen also die häus­li­che Pfle­ge. Meis­tens haben wir dann sau­ber gemacht, wenn sich Besuch ankün­dig­te, was natür­lich immer beson­ders auf­wen­dig wur­de. Zwi­schen­drin durf­te der Saug­ro­bo­ter sei­ne Diens­te verrichten.

Wir haben uns also ent­schlos­sen, pro­fes­sio­nel­le Hil­fe in Anspruch zu neh­men. Und weil ich an Inter­net­platt­for­men glau­be, wähl­te ich den Dienst Hel­pling aus. „Geprüf­te Putz­hil­fen ein­fach online buchen“ ver­spre­chen sie und tat­säch­lich, das Buchen ist recht ein­fach mög­lich. Wir wähl­ten ab Anfang Novem­ber einen Ter­min für eine wöchent­li­che Rei­ni­gung am Frei­tag­nach­mit­tag aus, kur­ze Zeit dar­auf mel­de­te Hel­pling freudig:

Wir haben anhand Ihrer Anga­ben die pas­sen­de Rei­ni­gungs­kraft für Sie gefun­den: R. (Name hier gekürzt.)

R. ist ein jun­ger Mann aus Indi­en. Er sah jün­ger aus als er behaup­te­te zu sein, aber wir hat­ten kei­nen Grund, ihm nicht zu glau­ben, dass er schon über 18 Jah­re alt sei. Immer­hin prüft Hel­pling ja sei­ne Putz­kräf­te. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit R. gestal­te­te sich schwie­rig, denn Deutsch konn­te er gar nicht und Eng­lisch eher mit Hän­den und Füßen, aber irgend­wie konn­ten wir ihm ver­ständ­lich machen, was er wo machen sollte.

R. kam drei Wochen lang zu uns und nach dem zwei­ten Mal schon gaben wir den pene­tran­ten E-Mails von Hel­pling nach und bewer­te­ten ihn mit fünf von fünf Ster­nen – auch, weil R. doch recht ver­zwei­felt dar­auf hin­wies, wie wich­tig die­se Bewer­tun­gen seien.

Und dann begannen die Probleme

Beim drit­ten Ter­min kün­dig­te R. an, dass er für drei Wochen weg sei. Wir müss­ten uns um nichts küm­mern, es wer­de auto­ma­tisch Ersatz geschickt. Schul­ter­zu­ckend nah­men wir das hin, auch wenn wir uns gera­de erst mit R. ein­ge­groovt hatten.

Das Pro­blem nur: Es pas­sier­te gar nichts auto­ma­tisch. 48 Stun­den vor dem nächs­ten Ter­min stor­nier­te R. uns nicht nur die kom­men­den drei Wochen, son­dern gleich alle Ter­mi­ne. Wir muss­ten uns selbst um Ersatz küm­mern. Für den war es aber zu kurz­fris­tig, unse­re Woh­nung muss­ten wir wie­der selbst putzen.

Immer­hin kam Anfang der Fol­ge­wo­che eine neue wei­te­re Mail von Helpling:

Wir haben anhand Ihrer Anga­ben die pas­sen­de Rei­ni­gungs­kraft für Sie gefun­den: S.

Auch S. kann kein Deutsch und nur schlecht Eng­lisch. Das wis­sen wir aber nicht, weil wir mit ihm gespro­chen hät­ten, son­dern weil er uns andert­halb Stun­den vor dem Ter­min schrift­lich absag­te. Er habe Pro­ble­me mit sei­nem Visum, ob er nicht Sams­tag kom­men kön­ne. Das ging lei­der nicht, aber wir eröff­ne­ten ihm die Mög­lich­keit, ein­fach spä­ter am Frei­tag vor­bei­zu­kom­men. Eine Ant­wort haben wir nie bekommen.

Statt­des­sen wur­de der Ter­min nach gründ­li­cher Beschwer­de unse­rer­seits von Hel­pling stor­niert. Ein neu­er Ver­such mit S. für die Fol­ge­wo­che wur­de ange­setzt. Lei­der ent­schloss er sich einen Tag davor, bis nächs­tes Jahr in den Urlaub zu fahren.

Helpling heißt Vermittlung von freien Dienstleistern ohne die Pflicht zur Vermittlung

Seit drei Wochen war also nie­mand mehr bei uns, seit drei Wochen bekom­men wir kurz­fris­ti­ge Absa­gen. Wir wol­len den Ver­trag been­den und unse­re Ener­gie lie­ber auf die Suche nach einer neu­en Putz­kraft ver­wen­den. Das Pro­blem bei Hel­pling ist aber, dass man erst ein­mal zehn Ter­mi­ne in drei Mona­ten abnimmt; ansons­ten wer­den 50 Euro Stor­no­ge­bühr fällig.

Ich frag­te mich: Kann es sein, dass Hel­pling Stor­no­ge­büh­ren ver­lan­gen kann, wenn die ein­zi­ge Dienst­leis­tung, die sie bie­ten, nicht geleis­tet wird? Und mit Erstau­nen lese ich (dum­mer­wei­se viel zu spät) in den All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen: Ja, sie können.

HELPLING ist (…) nicht ver­pflich­tet, für die Annah­me einer Buchungs­an­fra­ge zu sorgen.

Und wei­ter:

HELPLING haf­tet nicht für die Durch­füh­rung und Erfül­lung der Ver­trä­ge über Rei­ni­gungs­leis­tun­gen durch die REINIGUNGSKRAFT.

Das ist ja mal ein selt­sa­mes Geschäfts­ge­bah­ren. Nicht nur, dass Hel­pling – im Ver­gleich zum Bei­spiel zum direk­ten Kon­kur­ren­ten Book A Tiger – sich die Sozi­al­ab­ga­ben und Ver­si­che­run­gen spart, indem sie Men­schen aus­nut­zen, die das Geld offen­bar zu drin­gend brau­chen. Sie schaf­fen es auch, das ein­zi­ge, wofür sie Geld bekom­men, als frei­wil­li­ge Dienst­leis­tung zu sehen.

Ich wäre bereit gewe­sen, das Pro­blem wegen 50 Euro eska­lie­ren zu las­sen, so sehr haben mich die Text­bau­stei­ne und Aus­flüch­te genervt, so sehr stört mich das gan­ze Geschäfts­mo­dell, über das ich mich bes­ser vor­her infor­miert hät­te. Zu Hel­plings Glück waren sie am Ende dann doch kulant genug, uns ohne Gebüh­ren aus dem Ver­trag zu entlassen.

Wir wer­den jetzt dann doch klas­sisch per Aus­hang nach einer Putz­kraft suchen. Weni­ger sau­ber kann es sowie­so nicht mehr werden.

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11 Kommentare

  1. Inter­es­sant, uns gibt es ähn­lich. V. war unser ers­ter Hel­ping und ein klas­se Typ. Anstän­dig, pünkt­lich, gründ­lich, super. Nach ein paar Mal hat er dann erst ein­zel­ne, dann plötz­lich alle Ter­mi­ne abge­sagt. Sei­ne Nach­fol­ge­rin war - ganz im Gegen­satz zu V. - des Deut­schen lei­der nicht und des Eng­li­schen nur leid­lich mächtig.
    Wir haben das Expe­ri­ment eben­falls been­det, haben aber an Hel­ping sei­ner­zeit nichts wei­ter zah­len müs­sen. Die haben wohl das Geschäfts­mo­dell angepasst.

  2. Die schei­nen recht übel mit ihren Rei­ni­gungs­kräf­ten umzu­ge­hen, des­halb sprin­gen die meis­ten auch nach kur­zer Zeit wie­der ab. Dann lie­ber einen Putz­dienst aus der Stadt nehmen.

  3. Wie trau­rig, nicht nur ärger­lich für euch, auch für die Putz­kräf­te klingt das nach üblen Bedingungen :-(
    Hof­fe ihr fin­det für euch eine gute Lösung, fair und sauber.

    Lie­be Grüße
    Stephanie

  4. Vie­len Dank für den Klar­text. Gleich mal in die Twitter-Runde geschickt. Hat­te das vor kur­zem auch mal in Erwä­gung gezo­gen, dann u. a. die Fin­ger des­we­gen davon gelas­sen, weil das Sie­gel auf deren Home­page, das sie als Test­sie­ger aus­lobt, nicht ver­linkt war. Gute Entscheidung.

  5. Ganz übel das Geschäfts­ge­bah­ren in Bezug auf die Gebüh­ren. Ich muss­te ein Abon­ne­ment, dem ich so nie zuge­stimmt hat­te, stor­nie­ren, nach nur einem Putz­dienst. Dafür möche hel­pling nicht die übli­chen 12 € Gewinn- die ich akzep­tie­ren kann - son­dern gleich noch 18€ oben­drauf, als Stra­fe. Ver­dienst des Putzmannes=36€. Gebühr für die Ver­mitt­lung wären dann 30€, für ein­mal put­zen. Ich habe das Abo noch vor Besuch des jun­gen Man­nes gekün­digt, weil ich ver­rei­se. Nie wie­der Helpling!

  6. Glei­che Erfah­rung gemacht, 1x kom­men dann kurz­fris­tig absa­gen ande­ren Ter­min ver­su­chen und dann nicht mehr kom­men. Mitt­ler­wei­le die drit­te Kraft in 3 Monaten.
    Kein deutsch komi­sches eng­lisch teil­wei­se mit den Gerä­ten nicht ver­traut. Aber book a tiger ist noch schlimmer.

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