In meinem Feedreader tummeln sich mittlerweile nicht weniger als 527 Feeds. Wenn jede Quelle nur einen Beitrag pro Tag veröffentlichen würde, wäre das schon eine unüberschaubare Menge, aber die Erfahrung zeigt, dass den nicht wenigen Underperformern (wenig bis gar keine Aktivität) eine ganze Reihe Beitragsschleudern gegenüberstehen, die dreißig, vierzig Artikel am Tag rausfeuern. Oder um es kurz zu sagen: Bei 527 Feeds erstickt man schnell in einer Flut laut „Hier!“ schreiender Beiträge, die alle gelesen werden wollen.
Nun habe ich natürlich ein, zwei Strategien entwickelt, um dieser unüberschaubaren Zahl Einträgen gerecht zu werden. Die am wenigsten wichtige ist die „Hot“-Funktion meines Feedreaders Fever, die mir anhand der Menge an Verlinkungen aus unterschiedlichen Quellen die Einträge zusammenstellt, die zurzeit häufig diskutiert werden. Die Funktion an sich ist super, aber von den wirklich heißen Themen erfahre ich fast immer sehr schnell via Twitter und Facebook. Deshalb ist die viel interessantere Strategie, das manuelle Sortieren. Alle meine Feeds sind in mindestens einen Ordner sortiert, die entweder einen thematischen Bezug haben (z.B. Sport, Medien, Fashionblogs, hihi) oder hierarchisch von A- bis D-Blogs reichen. Wobei die Zuordnung zur Hierarchie nie endgültig ist, aber das nur am Rande.
Wenn ich also die Muße habe, den Feedreader abzuarbeiten, dann lese ich zu allererst die News- und Aktuelles-Ordner durch, wo alles reinfließt, was schon morgen nicht mehr von Belang sein könnte. Und dann kommen die A-Blogs dran, dann ein Themenordner, auf den ich gerade Lust habe und so weiter. Das alles bewährt sich ziemlich gut, solange ich mindestens jeden zweiten Tag den Feedreader abarbeite.
Ein Problem entsteht dann, wenn ich mal einige Tage nicht dazu komme, viel im Internetz zu lesen. So wie beispielsweise in der letzten Woche. Dann türmen sich innerhalb weniger Tage tausende ungelesener Artikel auf, denen man nur noch mit Mühe Herr werden kann. Und irgendwann kann man das alles nicht mehr nacharbeiten, irgendwann ist das nämlich wörtlich zu nehmen: es ist Arbeit. Und zwar eine der unangenehmen Sorte. An einem Punkt, der bei etwa 3000 ungelesenen Beiträgen beginnt, strecke ich die Waffen und drücke ordnerweise auf „alle als gelesen markieren“. Und damit werden nicht mehr nur Feeds von Newsportalen und anderen Contentkotzern ungelesen ins Nirvana geschickt, sondern auch viele Beiträge von Blogs, die ich wirklich gerne lese.
Ich bedauere das dann immer sehr. Aber anders funktioniert es nicht. Ich habe es schon anders probiert, mir Feeds von Lieblingsautorinnen immer wieder aufgehoben („lese ich morgen“); besonders von Blogs mit längeren Texten, die man nicht mal so eben schnell durchklicken kann. Aber je größer der Berg ungelesener Beiträge wird, desto eher schiebt man die Aufgabe nach hinten. Bis dann der Punkt kommt, an dem es einfach nicht mehr realistisch ist, an dem es auch keinen Sinn mehr ergibt, einen zehn Wochen alten Beitrag nachzulesen.
Um es also kurz machen nach dieser langen Einleitung: Bitte verzeiht mir, sollte ich beim nächsten Treffen oder der nächsten Diskussion nicht auf dem aktuellsten Stand sein, weil ich ein, zwei Blogartikel verpasst habe! Ich bin am information overflow erkrankt.
Geht uns das nicht allen so?
(Fever-Tipp: abonniere möglichst viele Quellen, die Du gar nicht wirklich vollständig lesen möchtest, die aber ab und zu gute Links haben, als „Sparks“, dann wird der „Hot“-Ordner erst richtig nützlich.)
(Danke, so versuche ich das schon, aber eigentlich will ich ja alles lesen. ;) Der Fever-Hot-Ordner funktioniert ja auch hervorragend, nur habe ich fast immer schon im Vorhinein aus den sozialen Medien von den hot topics erfahren.)
Du machst mir Mut. Einfach alle als gelesen markieren und weg.
Ich hab das bis jetzt nie gemacht, weil es mir um all die guten Texte leid tut, die zwagsläufig dabei untergehen.
Geht wohl wirklich nicht anders.
Mir tut das ja auch sehr leid. Ich bin noch nie unzufrieden aus den Untiefen meines Feedreaders aufgetaucht, es werden folglich zwangsläufig einige Perlen draufgegangen sein. Manchmal müssen wir einfach stark bleiben!
Bei mir wandern die spannenden tl;dr-Artikel alle in Readability. Und irgendwann ist dort dann so etwas wie ein zeitloses kleines E-Book aus Kurzgeschichten zusammengewachsen, das ich „am Stück“ lese. Davon abgesehen finde ich es oft gerade spannend, über ein Thema zu lesen, wenn man inhaltlich in der Diskussion schon mehrere Wochen weiter ist.
Ja und nein. Also: Ja, ich nutze auch gerne mal (in meinem Fall) Instapaper. Jedoch ist das meistens ein Aufschieben. Ich möchte nicht wochenalte Diskussionen nachlesen. Ich habe doch zu allem was zu sagen! Wie sieht das denn aus, wenn ich das erst so spät mache?
Vielleicht sollten wir uns von genau diesem Problem lösen. Das ist hier schließlich Internet und kein Telefon; asynchrone Kommunikation funktioniert hier.
Das versuche ich. Podcasts höre ich zum Beispiel chronologisch – und hinke zwei Monate hinter den jeweiligen Veröffentlichungen hinterher. Das macht das Nachhören „damals aktueller“ Inhalte aber kein Stück weniger interessant. An der Diskussion (in Kommentaren) kann ich dann zwar nicht mehr teilnehmen, aber dafür hinterher klugscheißen. ;)
Auch hier: Klugschiss ist toll, aber doch nicht zehn Wochen nach Beendigung der Diskussion!
Asynchronität ist super, ich bin großer Fan. Aber wenn ich an Diskussionen teilnehmen möchte (und ich möchte das oft), dann sollten wir über Stunden, nicht über Wochen reden.Sonst ist es nicht mehr asynchron, sondern aus der Geschichte gefallen.
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