Man kann seinen Kunden auf vielfältige Art und Weise kommunizieren, dass man nicht mit ihnen kommunizieren möchte. Eine meiner Lieblinge ist dabei die E-Mail, zum Beispiel bei einer Bestellbestätigung, die von einer „noreply@…“-Adresse kommt.
Ich bin mal so frei, das zu übersetzen, was mir das Unternehmen damit sagen möchte: Sie haben gerade bestellt. Der Kaufvorgang ist damit abgeschlossen. Kommen Sie uns jetzt bloß nicht mit Nachfragen! Wir machen keinen Service. Wir verkaufen nur Produkte. Wenn Ihnen was nicht passt, dann haben Sie Pech gehabt. Wenn Sie un-be-dingt wollen, dann suchen Sie doch einfach mal in der Mail den kleinen Link, den wir dort versteckt haben. Aber eigentlich möchten wir nicht mehr mit Ihnen reden, Sie haben doch schon was gekauft. Wenn Sie wieder etwas kaufen möchten – nun, Sie haben uns das erste Mal ja auch gefunden, das gelingt Ihnen bestimmt wieder. Wir haben sehr viel Geld für Google-Anzeigen ausgegeben und wir haben vor, das weiterhin zu tun. Unsere Marktforschung hat ergeben, dass nur fünf Prozent der Kunden wieder bei uns einkaufen, weil sie sich an uns erinnerten. Der Rest kommt über Google. Quod erat demonstrandum, falls Sie das jetzt verstehen. Beschwerden über unseren Service haben wir eigentlich nie, wieso denn auch? Nein, nein, das liegt nicht daran, dass wir den Rückkanal zugebaut haben, unsere Kunden sind einfach zufrieden. Was? Nein, das haben wir in der Marktforschung nicht erhoben, das wissen wir auch so. Aus dem Beschwerderücklauf, woher denn sonst?
Mir fällt kein einziger Grund ein, warum man eine noreply-Adresse als Absender angeben sollte. Warum nicht „service@…“ oder „info@…“, meinetwegen auch „bestellung@…“? Eine Adresse, die nicht den Rückkanal versperrt und dann natürlich im besten Fall auch noch funktioniert und eine Reaktion erzeugt. Und jetzt kommt mir nicht mit technischen Gründen! Die gibt es nicht, wenn man ein funktionierendes System hat.
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Ich bekomme ab und zu einen Newsletter von Zerply. Eigentlich will ich den gar nicht haben, aber er kommt von der Adresse „doreply@zerply.com“. Sie ist der einzige Grund, warum ich überhaupt noch diese Plattform im Gedächtnis habe. Diese Aufforderung zur Kommunikation gefällt mir fast so gut wie die Spam-Mail, die ich neulich im Posteingang hatte. Sie kam vom Absender „noreplay@…“.
Ein (halb)technischer Grund dafür ist natürlich das Bouncemanagement: wenn automatische Prozesse jede Menge Mails rausschicken, dann ist die Zahl der „die Adresse gibt’s gar nicht“ / „diese Mailbox ist voll“ / „Ich bin bis übermorgen im Urlaub“ etwa zehnmal so groß wie die der echten Antworten. Wahrscheinlich hat nur niemand Lust, sich da durchzuwühlen und nach echten Kundenanliegen zu suchen.
Hast schon recht, aber auch da könnte man mit entsprechenden Prozessen sehr viel automatisieren. Günstiger ist es natürlich, einfach alle E-Mail abzublocken.
Ach, diese Botschaft sollte man gar nicht so eng sehen - ich erinnere mich an die ältere Dame, die ich zu Zeiten meines kleinen Lokalmagazins am Telefon hatte. Die hatte den (Feedburner-generierten) Newsletter abonniert und rief mich jetzt an, um sich zu beschweren.
Nett wie sie war, kackte sie aber nicht mich an, sondern bat mich, dem Herrn noreply auszurichten, er möge die Pressemeldung, die sie geschickt hatte bitte prominenter platzieren.
(Du hast natürlich total Recht, aber die Geschichte war so lustig und sie fiel mir logischerweise gerade wieder ein)
Hihihi. Ein Glück, dass sie angerufen und nicht auf die Mail geantwortet hat!
Da fällt mir ein: ich kannte mal einen Christian Mailer, der hatte auch immer viel Spaß mit seinem Postfach.
Hahahaha, der Arme!
[...] bekommt man ja erst einmal eine Bestätigungsmail, mit “noreply” wie Johannes in seinem Blog beschrieben hat. Häufig steht da, man kümmert sich so schnell wie [...]
Ich habe schon wieder mehrere noreply-Mails in meinem Posteingang. Ich sage es gerne noch einmal: http://t.co/cjWqTvaNk9
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