Vor rund zehn Jahren, im August 2002, war ich mit dem THW in zwei Hochwassereinsätzen. Erst zwei Tage in der Nähe von Regensburg, dann fünf Tage lang bei Stendal, nachdem man mich mehrere Tage mit höchster Alarmbereitschaft gequält hat.
Aus Stendal kommt das obige Foto, eines der wenigen Bilddokumente, die ich noch habe. An diese Hubschrauber – ich glaube, es waren zwei im Einsatz – wurden große Netze eingehakt, in die Bundeswehrsoldaten Sandsäcke luden. Die wurden dann zu uns an die Deiche geflogen, wo wir sie verbauten. Wir haben außerdem Bäume an den Deichen gefällt, um deren Stabilität zu erhöhen, Sandsäcke mit Sand befüllt, Nachtwachen gehalten und immer wieder und wieder Sandsäcke von einer Stelle zur einer anderen Stelle getragen, um Deiche zu stabilisieren oder zu erhöhen.
Wenn ich keine Nachtwache halten musste, konnte ich zwei bis drei Stunden pro Nacht auf der harten Rückbank des GKW schlafen. Die extra aufgebauten Feldbetten, die wir in einer leer stehenden Fabrikhalle direkt nach der Ankunft aufbauten, habe ich keine einzige Sekunde lang nutzen können.
Ich habe die Fotos rein zufällig gefunden, als ich andere Aufnahmen suchte. Sofort fühlte ich mich wieder in diese aufregende Zeit zurückversetzt. Ich will nicht behaupten, es hätte mir Spaß gemacht, tagelang mit gepackten Koffern auf das eine Piepsen zu warten, das dann morgens um 7 Uhr kam, dann stundenlang irgendwo hinzufahren, ohne das Ziel zu kennen, dort unter ständiger Überforderung zu stehen, weil ja alle irgendwie planlos waren, weil es überall etwas zu tun gab und der Deich an der einen Stelle wieder aufriss, nachdem man die andere geflickt hatte – gar nicht zu reden von den nächtlichen Saboteuren, die Spaß daran hatten, Löcher in die Deiche zu bohren –, um dann nach fünf Tagen Dauereinsatz und -stress gerade einmal einen Sonntag Zeit zu haben, wieder in Normalmodus zurückzukehren, bevor Montag wieder die normale Arbeit wartet. So, als wäre nie etwas geschehen.
Nein, dieser und der menschlich zutiefst aufwühlende erste Einsatz bei Regensburg waren emotional und körperlich die bisher schwersten Aufgaben meines Lebens. Aber als ich zurück war, als wir Monate später unsere Verdienstmedaillen bekamen, wusste ich, dass ich etwas Gutes vollbracht habe. Als kleines Rädchen im großen Getriebe, das während der Flutkatastrophen 2002 ehrenamtlich Hilfe geleistet hat.
Ich werde immer noch ganz nervös, wenn ich „Hochwasser“ höre. Alte THW-ler-Krankheit. http://t.co/baGdrLmHT0
RT @Johannes: Ich werde immer noch ganz nervös, wenn ich „Hochwasser“ höre. Alte THW-ler-Krankheit. http://t.co/6MU1K8Rt0v
Nachts Löcher in die Deiche bohren? Wer macht denn so was?
Sehr kranke Menschen.
[…] das oft anders. Diese langen Dienste, die teilweise fürchterlichen Einsätze, Flutkatastrophen, ich konnte das damals gar nicht alles verarbeiten. Aber heute weiß ich, dass mich […]
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