Wie kann ein Tag schöner beginnen als mit dem Ziehen der Tamponaden? Kurz nachdem das Frühstück serviert wurde, bot mir die Schwester an, doch mal eben die Tamponaden ziehen zu lassen. Gute Idee, dachte ich, dann kann ich ja vielleicht sogar was vom Frühstück schmecken!
Die Frau Doktor hat ihren eigenen Humor. „Mit einem weißen T-Shirt zum Tamponadenziehen kommen, das machen auch nur Männer.“ (Ja, genau, ich mache mir ja vorher noch Gedanken über meine Garderobe.) Sie war nicht zimperlich und zog die Tamponaden gleichzeitig aus beiden Nasenlöchern. Was soll ich sagen? Wie wäre es mit: AUAAAA! Ich hatte tatsächlich zum ersten Mal in diesem Krankenhaus kurzzeitig Schmerzen. Wobei Schmerz vielleicht übertrieben ist, nennen wir es „äußerst unangenehmes Gefühl, das man nie wieder haben möchte“. Ehrlich gesagt hatte ich erwartet, dass da noch ein Stück Frontallappen mit dran hängt.
Aber damit war die Prozedur ja erst am Anfang. Ich blutete wie ein abgestochenes Schwein, man hätte aus der Flüssigkeit einen rotes Freibad eröffnen können. Nasen-OP-Spezialisten wissen, was da noch kommt: der Ministaubsauger. Man saugte mir aus beiden Nasenlöchern alles ab, was da so rum schwamm. Und, liebe Leserinnen und Leser, DAS waren Schmerzen. Heidewitzka, ich hätte schreien können. Stattdessen konzentrierte ich mich lieber aufs Überleben und sonderte einen Schwall Tränen ab, was ja irgendwie auch nicht verwunderlich ist, wenn man da am Tränenkanal rumarbeitet. Frau Doktor war trotzdem mit sich zufrieden: „Ich finde es immer toll, Männer zum Weinen zu bringen.“

Das Frühstück konnte ich nicht mehr genießen. Ich war damit beschäftigt, den Blutschwall aus meiner Nase zu bändigen und schaffte es nach einer halben Stunde wenigstens, den Joghurt zu essen und den Tee auszutrinken. Den Rest ließ ich ungetastet, ich hatte keine Lust auf Blutaufstrich.
Das Bluten hat mehr und mehr nachgelassen, dafür sabbern jetzt andere Flüssigkeiten durch den geschwollenen Riechkolben. Das nervt tausendmal mehr als die Tamponaden, die einfach nur unangenehm waren. Stellt euch das vor wie einen fiesen Schnupfen, bei dem so viel rinnt, dass man sich Taschentücher in die Nasenlöcher stopft. Das Dumme ist, das ich das natürlich nicht darf, ich darf nicht in den Innenbereich der Nase kommen oder gar mich schnäuzen, also bleibt nur, immer und immer wieder abzutupfen.
Eigentlich sollten die Nasenlöcher langsam frei werden. Das kann ich für das rechte bestätigen, links hingegen ist nicht nur der Sabber roter, sondern auch so gar nichts mit Durchlass zu wollen.
Es bleibt also spannend. Die Folien, die meine Nasenscheidewand stützen, müssen definitiv länger als gewöhnlich verbleiben, zu schief war sie vorher. Inwieweit sich das auf meine Einsatzfähigkeit auswirkt, steht noch im Raum, ich fürchte jedoch Schlimmes.
Sehr schön, wie Du das beschreibst. Ich kann mir das jetzt richtig gut vorstellen. Ob ich mir nun vorstellen kann, so eine OP mal machen zu lassen, ist ein anderes Thema. ;-)
Auch wenn ich jetzt, an Tag 5, langsam merke, welche Vorteile es bringen wird, so habe ich mir doch eines schon geschworen: Nie wieder eine OP, die nicht dringend nötig ist. So lange du gut Luft bekommst, dein Partner oder deine Nachbarn sich nicht durch überlautes Schnarchen gestört fühlen (und sich das mit so einer OP beheben ließe) und du nicht auf Krankenhausaufenthalte stehst wie andere auf Schokolade, dann lass es!
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