Die letzte Nacht begann erst einmal mit einer beruhigenden Nachricht der Schwester nach dem Fiebermessen: „Siebenunddreißigneun, Herr Mirus. Sie müssen mehr trinken und sich mehr bewegen.“ Klar, ich lauf noch ne Runde um den Block, um halb 11. Und dabei trinke ich noch ein Fässchen Kölsch, ich hab’s ja.
Die Nacht war unruhig, was weniger an der erhöhten Temperatur lag, sondern mehr am schnarchenden Mittelmann (ehrlich, wenn sein Plan war, durch die Operation nicht mehr so laut zu schnarchen, ist er astrein in die Hose gegangen). Außerdem war da noch die Nase. Beide Löcher zu, beständig auslaufend, keine Chance auf irgendwas. Ich wachte deshalb alle paar Minuten auf, um mir die Nase zu wischen.

Es gibt aber auch Positives zu berichten. Es war die erste Nacht seit Einlieferung, in der ich nicht um 5 Uhr nachts zum Wertemessen geweckt wurde. Deshalb war ich relativ fit, die Temperatur war runter auf 37,2 °C, als wir um kurz vor 8 aus den Betten geschmissen wurden, damit sie neu bezogen werden konnten. Als ich da saß, mit dem Taschentuch unter der Nase, dachte ich mir so: Das kann ja eigentlich nicht sein, dass die Nase noch so voll mit Zeug ist. Eigentlich sollte ich schon längst mittels Nasenspray eine Abschwellung herbeiführen.
Ich machte also den gleichen Fehler wie gestern: Ich ging vor dem Frühstück zu Dr. Schlachter (ich nenne ihn jetzt mal so), der zwar nicht vollständig des Deutschen mächtig war, den Ministaubsauger aber astrein bedienen konnte. Chroooouuuuuaaaar, einmal links, einmal rechts und, O Gott!, noch einmal links. Tränen habe ich gelacht. Im Endergebnis blutete ich dieses Mal nicht aus dem linken, sondern aus dem rechten Nasenloch, man braucht ja ein wenig Abwechslung. Aus lauter Dankbarkeit tropfte ich ihm gleich mal den Boden voll, aber anstatt seine Eckzähne auszufahren reichte er mir ein Tuch, damit ich das aufwische. Sehr gelacht bei dem Versuch, mit der einen Hand den massiven Blutabfluss zu bändigen und mit der anderen den Boden zu wischen; und das, obwohl ich mich zurzeit gar nicht nach vorne beugen darf. Dr. Schlachter war echt ein Fachmann.
Nun, im Nachhinein wird man ja altersmilde. Deshalb möchte ich Dr. Schlachter zugute halten, dass sich nach einiger Zeit tatsächlich so etwas wie Durchzug einstellte. Natürlich kann ich bis zum jetzigen Moment noch nicht durch die Nase atmen, aber ich kann den Schmodder nach oben ziehen (erlaubt) oder rausschnäuzen (bei Todesstrafe verboten), ich kann also endlich auch das Nasenspray verwenden.
Wie ich schon auf diversen Kanälen schrieb: Immer noch dicker Riechkolben, aber das erste Mal Gefühl, dass es besser wird.