Der­zeit habe ich nicht viel Zeit zum Lesen. Ich lese eigent­lich nur abends im Bett, zum Ein­schla­fen, auf mei­nem Kind­le Paper­white1 wegen der Hin­ter­grund­be­leuch­tung, also aus­schließ­lich E-Books. Und ich lese auf der Heim­fahrt in der Bahn, also immer dann gute drei­ßig bis vier­zig Minu­ten, wenn ich, nun: Bahn fahre.

Suna2 war mein Bahn­fahr­buch für die letz­ten andert­halb Mona­te. Das war kei­ne gute Idee, denn Suna ist kein Buch, das man mal ein paar Sei­ten liest, wie­der weg­legt und im schlimms­ten Fall erst drei, vier Tage spä­ter wie­der in die Hand nimmt. Es ist viel zu kom­pli­ziert, man muss zu viel mit- und zurück­den­ken. Ohne den Stamm­baum, den mir Pia Zief­le freund­li­cher­wei­se mit­ge­schickt hat, wäre ich voll­ends auf­ge­schmis­sen gewe­sen. Die­ses Lese-Setup hat das Ver­gnü­gen an dem Buch also durch­aus nega­tiv beeinflusst.

Suna hät­te eine bes­se­re Rezen­si­on ver­dient. Die Erzäh­le­rin ist ein wenig ner­vig, vor allem im vor­de­ren Teil, aber die Geschich­ten, die sie ihrem nicht schla­fen wol­len­den Kind erzählt, sind toll. Trotz aller Kom­pli­ziert­heit, wenn man sich in die jewei­li­ge Fami­li­en­kon­stel­la­ti­on ein­ge­fun­den hat, dann flutscht das Buch, dann möch­te man es nicht mehr weg­le­gen, ist mit­ge­ris­sen von der Geschich­te und ist ganz nah bei den Akteu­ren. Es ist Pia Zief­les Stär­ke, so gut zu erzäh­len, so gut zu schrei­ben, dass man völ­lig ver­gisst, dass da etwas geschrie­ben steht. Sie beherrscht eben die wah­re Kunst einer Autorin, sich selbst in den Hin­ter­grund zu stellen.

Man muss sich nur immer wie­der ein­fin­den, das ist das Pro­blem. Es gibt so vie­le Namen in Suna und wenn eine Figur auf Sei­te 20 ein­ge­führt wur­de und auf Sei­te 200 wie­der auf­taucht, dann bleibt dir nichts ande­res übrig, als das Lesen zu unter­bre­chen, den Stamm­baum zu zücken und zu ver­su­chen, die­se Per­son zu loka­li­sie­ren und ihre Geschich­te wie­der aus dem Gedächt­nis abzu­ru­fen. Das ist äußerst anstren­gend und, wie erwähnt, nicht kurzstreckentauglich.

Mei­ne Bewer­tung von Suna ist also recht unfair, weil ich mei­ne per­sön­li­che Lese­si­tua­ti­on mit ein­flie­ßen las­se. Aber ande­rer­seits habe ich es nun­mal genau so rezi­piert, da kann ich jetzt auch nichts machen. Eigent­lich, das kann ich nur jedem emp­feh­len, soll­te man sich mit Suna gemüt­lich aufs Sofa set­zen, eine Tas­se Tee neben sich stel­len und mit viel Zeit die­se Fami­li­en­ge­schich­te genie­ßen. Viel­leicht pro­bie­re ich das so noch ein­mal in einem zwei­ten Versuch.

★★★✩✩

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1 Kommentar

  1. Eben gera­de ein Buch been­det und über­legt, was ich nach dem wöchent­li­chen Per­ry Rho­dan lesen kann. Da ich Suna auch noch irgend­wo rum­flie­gen habe, neh­me ich es nun zur Hand und bin gespannt, wie ich es fin­de. Danke.

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