Gut, das Buch1 hatte es von Anfang an ziemlich leicht. Zum einen ist es von Anke Gröner, deren textliche Ergüsse ich seit gefühlten Äonen online verfolge, die ein paar sehr nette Bekannte sehr gern haben und die eines wirklich kann: schreiben. Und zum anderen hat sie mir mein Exemplar auch noch genau an meinem Geburtstag signiert:
Und nicht zu vergessen: Ich habe mich mittels Leseprobe und Inhaltsverzeichnis über zwei Dinge versichert. Erstens war der erste Teil des ersten Kapitels recht lesenswert, zweitens kannte ich Teile von aus ihrem Blog, wusste also sowieso, was mich erwartet.
Das Buch begann dann auch wie erwartet. In spannender Schreibe, die einen immer wieder unmerklich nicken lässt, berichtet Anke zunächst von ihrem bisherigen „Werdegang“ und wie sie zum Foodcoaching kam. Dann beschreibt sie, mit einigen Blogartikeln garniert, wie sie zu einem besseren Menschen wurde. (Nein, sie gebraucht solche Worte nicht, und ich meine das so: „Besser“ im Sinne von „sie isst jetzt besser“.) Man spürt förmlich, wie sie sich in das Thema hineinsteigert und man merkt ihr die schier grenzenlose Begeisterung für gutes, durchdachtes Essen an. Anke wirkt an vielen Stellen wie ein kleines Kind, das ständig die Augen aufreißt, neue Dinge entdeckt und sich kaum vor Begeisterung einkriegt.
In der Mitte des Buchs war ich vollkommen gefesselt. Ich überdachte meine eigenen Ernährungsgewohnheiten, hinterfragte so einiges und fühlte mich ein ganzes Stück auf einer Wellenlänge mit ihr.
Leider kippt das Buch dann. In der zweiten Hälfte wird Anke missionarisch und erinnerte mich stellenweise an Allen Carr, als sie mit stumpfen Wiederholungen und beschwörenden Worten versucht, mich zwar nicht vom Rauchen, aber von der Vorstellung abzubringen, dass dicke Menschen unglücklich sind und ungesund leben. Weder das eine, noch das andere wäre nötig gewesen; schon alleine, weil es irgendwie dem ersten Teil widerspricht. Es ist ein langwieriger, missionarischer und stellenweise recht überdrehter Versuch, nicht nur den Leser, sondern vermutlich auch sich selbst zu überzeugen, dass alles okay ist, wie es ist.
Nach all den Vorschusslorbeeren und meinen geschürten, hohen Erwartungen, die während des Lesens auch zunächst noch erfüllt wurden, hinterließ mich das Buch so ratlos, dass ich nun mehr als sechs Wochen brauchte, um diese Rezension zu verfassen.
Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich schlicht die falsche Zielgruppe für dieses Buch bin. Es ist wohl doch eher für weibliche Leser gedacht, die mit sich und ihren Pfunden nicht im Reinen sind, dies aber gerne werden wollen.
Schade um die gute Idee, über gutes Essen und die Veränderungen, die es mit einem anrichtet, zu schreiben. Das alleine hätte für ein sehr gutes Buch gereicht. So kann ich aber leider nicht bedingungslos dieses Werk empfehlen.
★★★✩✩
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