Path ist angeblich ein Facebook für ganz enge Freunde. Die Menge an „Freundschaften“ ist auf 150 begrenzt. Diese Strategie soll Path von Facebook abheben.
Die meisten meiner Freunde bewegen sich aber außerhalb der Path-Welt. Denn Path ist nur mittels iPhone- oder Android-App benutzbar und noch dazu nur in Early-Adopter-Kreisen verbreitet. Und so begibt es sich, dass die Anzahl meiner „Freunde“ schon lange stagniert – bei genau zehn.
Nichts gegen diese Freunde. Manche von ihnen kenne ich sogar persönlich. Aber es gibt eine Menge mehr Menschen in meinem Leben, die ich auch sehr gerne daran teilhaben lassen wollte, wann ich zu Bett gehe und wo ich mich gerade aufhalte. Denn die App ist echt gut gemacht, sehr intuitiv, sehr überlegt und übersichtlich. Ich liebe es, mich durch die Timeline zu scrollen und am Alltag meiner zehn „Freunde“ teilzuhaben.
Aber ich frage mich: Wo ist der Unterschied zu Facebook? Das meiste, was meine Kontakte bei Path posten, landet automatisch auch bei Facebook, Twitter, Tumblr und/oder Foursquare. Also genau dort, wo man laut Path-Konzept ja gerade eher nicht posten sollte, weil man Dinge nur unter seinen engen Freunden teilen möchte.
Nun bin auch ich ein großer Teiler, der regelmäßig Inhalte von Path in die weite Welt hinausposaunt. Denn ich sehe den Vorteil von Path derzeit viel pragmatischer. Es ist eine gute App, die die oben genannte Dienste miteinander sinnvoll verknüpft. So kann ich ein schönes Foto vom Hamburger Hafen machen, das automatisch bei Tumblr gebackupt1 wird. Gleichzeitig kann ich Foursquare sagen, wo ich gerade bin. Twitter gebe ich einen netten Kommentar mit („Hamburg. Die Frisur hält.“). Und auf Facebook kann man sogar alles vereint betrachten.
Das Problem von Path ist, dass die App nicht dafür gedacht ist. Der Sinn ist ein eigenes Netzwerk, das nur punktuell die engen Grenzen der App überschreitet und Dinge an andere Netzwerke meldet, stattdessen aber sehr viel privater ist. Dafür fehlt aber definitiv die kritische Masse.
Mag sein, dass das vor allem ein persönliches Problem ist, weil ich zu viele Nicht-Nerds kenne.2 Für mich ist Path derzeit eher ein nützliches Tool, aber keine ernst zu nehmende Alternative oder Ergänzung, vor allem nicht zu Facebook. (Wo ich übrigens auch unterscheide zwischen „engen Freunden“ und „Freunden“.)
Das Einzige, was Path als Alleinstellungsmerkmal hat, ist die Ich-gehe-schlafen- und Ich-bin-wieder-wach-Meldung. Das ist ein bisschen wenig.
tl;dr: Wäre Path nicht nur als App verfügbar und besser verbreitet, wäre es nicht nur eine schöne App. So aber zweifle ich an der Zukunft von Path.
Also ich weiß ja nicht. Ja, auf Path ist noch wenig los, (denn:) ja, bei Path fehlt ein Web-Interface – aber das Inhalte-landen-eh-bei-Facebook-und-war-da-wo-sie-eben-nicht-landen-sollten-Argument kann ich so nicht unkommentiert stehen lassen.
Ich persönlich teile meine Path-Inhalte auf Facebook nur mit Facebook-Freunden (ohne Bekannte) – also mit exakt den Menschen, die zu meinem Path-Kreis gehören (oder gehören würden, hätten sie ein Smartphone).
Und der Unterschied zu Facebook ist natürlich, dass die App *wunderschön* ist, und spartanisch im Funktionsumfang. Keine Geburtstagskalender, keine Glücksnüsse, keine nervigen Anwendungsanfragen. Einfach nur Text, Bild, Musik teilen.
Path ist die kleine Kaffeetafel im gemütlichen Kleincafe.
Facebook ist die jährliche Firmenfeier im Eventgastronomiebetrieb.
Werte Frau Serotonic, ich schätze Ihre Meinung ja stets aufs Allerhöchste. Aber ich muss Ihnen dieses eine Mal widersprechen, indem ich Ihnen zustimme.
[…]
Das ist ja exakt meine Argumentationslinie. Nur komme ich zu einem anderen Schluss. Ich brauche Path nicht als neues Netzwerk, denn die meisten meiner Freunde sind nicht dort. Path ist eine schnieke App, die man zum Befüllen anderer Dienste nutzt. Aber damit verfehlt Path doch sein eigentliches Ziel. Ich kann mich zumindest nicht entsinnen, dass Path angetreten war, um eine schöne App zu liefern, sondern (auch und hauptsächlich), um ein höchst privates Netzwerk zu ermöglichen.
Und da frage ich mich: Wohin will Path, wenn es durch die Beschränkung auf Early Adopter mit iPhone (eine Pleonasmus) sich selbst im Weg steht? Was wäre andererseits, wenn Path über Web-Interface nutzbar wäre? Meine mühsam zusammengekratzten Facebook-Freunde werden kaum wechseln oder gar noch so bekloppt wie unsereins sein und mehrere Netzwerke (gleichzeitig) befüllen.
Eventuell hat Path ja eine andere Nische gefunden: Als Kommunikationszentrale für andere Dienste mit einer schlichten, schönen App.
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