Auf die Minu­te genau seit 15 Jah­ren bin ich nun akti­ver Blog­ger. Noch nie zuvor war ich in etwas der­art kon­se­quent – außer viel­leicht beim Atmen.

Screenshot des Blogs aus 2002
Ältes­ter bei Archi​ve​.org gespei­cher­ter Snapshot vom 5. Febru­ar 2002

Fünf­zehn Jah­re sind eine lan­ge Zeit. Eine noch viel län­ge­re, wenn man sie sich in Inter­net­jah­ren denkt. In einem der­art vola­ti­len Umfeld durch­zu­hal­ten mit einer Form des Publi­zie­rens, die mehr als ein­mal tot­ge­sagt wur­de, fin­de ich auch aus einem inter­net­his­to­ri­schen Blick­win­kel interessant.

Nur ein ein­zi­ges Mal hat­te ich eine Sinn­kri­se. Nach zehn Jah­ren brauch­te ich eine Pau­se und schloss offi­zi­ell mein Blog. Wie das so ist, habe ich im glei­chen Schritt ange­fan­gen, in einem Tumblr-Blog wei­ter­zu­ma­chen. Nach weni­gen Wochen mach­te ich dann 1ppm auf, zog die Tumblr-Posts mit rein und mach­te dann hier weiter.

Eine Technikgeschichte

In den Jah­ren habe ich vie­le Blog­sys­te­me durch­pro­biert. Mit Grey­mat­ter habe ich begon­nen, dann kam das in unse­ren Brei­ten­gra­den popu­lä­re Sun­log. Ein his­to­ri­scher Feh­ler, denn als der Sup­port ein­ge­stellt wur­de, räch­te es sich, dass die ande­ren, die ame­ri­ka­ni­schen Blog­sys­te­me kei­ne Sunlog-Importfunktion hat­ten. Um zu pMa­chi­ne wech­seln zu kön­nen, muss­te ich die alten Arti­kel über den Umweg Mova­ble Type rein­ho­len. Dabei gin­gen neben Umlau­ten vor allem vie­le alte Kom­men­ta­re über Bord.

Aus pMa­chi­ne wur­de die Expres­sio­nEn­gi­ne, die bis zum Ende des JC-Logs zuver­läs­sig ihre Diens­te leis­te­te. Mit dem Wech­sel zu 1ppm setz­te ich dann schließ­lich das bis heu­te mit Abstand popu­lärs­te Sys­tem ein: WordPress.

Noch wesent­lich häu­fi­ger als das Sys­tem wech­sel­te ich jedoch das Design. Mein Blog war und ist eine Spiel­wie­se, auf der ich Din­ge aus­pro­bie­re und mei­ner (hust) Krea­ti­vi­tät frei­en Raum las­se. (Und ja, ich bin auch zur­zeit unzu­frie­den und wür­de ger­ne – Zeit vor­aus­ge­setzt – eine Frisch­zel­len­kur durchführen.)

Soziale Kontakte durch Social Media

Das Blog­gen hat mir wert­vol­le Freund­schaf­ten ver­schafft, hat mir vie­le inter­es­san­te Kon­tak­te ein­ge­bracht und mir beruf­lich der­art genützt, dass ich letzt­lich von der schie­fen Markt­for­schungs­bahn abge­kom­men bin und einen seriö­se Selb­stän­dig­keit als Social-Media-Fuzzi begon­nen habe.

Fünf­zehn Jah­re sind 42 Pro­zent mei­nes Lebens. Blog­gen hat mich durch so vie­le Lebens­pha­sen beglei­tet, dass ich sie gar nicht mehr in einem nor­mal lan­gen Satz unter­brin­gen könn­te. Wenn spä­ter mal His­to­ri­ker erfor­schen, wie aus mir so ein schrul­li­ger Kauz wer­den konn­te, wer­den sie eine soli­de Daten­grund­la­ge haben.

Alle Veränderungen überlebt

Das Blog­gen, wie ich es heu­te prak­ti­zie­re, unter­schei­det sich sehr vom Web­log­gen 2001. Frü­her schrieb ich vie­le Ein-Satz-Postings und schnel­le Link­tipps. Pro Tag ver­öf­fent­lich­te ich meh­re­re Bei­trä­ge. Sol­che Din­ge lan­den heu­te in ande­ren Kanä­len. Das Blog ist mitt­ler­wei­le für län­ge­re Tex­te da. Aber der grund­le­gen­de Auf­bau, die Kom­men­ta­re und Mul­ti­me­dia­li­tät, auch die Regel­mä­ßig­keit, wenn auch in ande­rer Form, sind im Grun­de noch heu­te so wie damals.

Ich habe immer gedacht, dass Blog­gen zwar etwas ist, das ich län­ger als ein paar Mona­te machen wer­de. Dass ich jedoch so deut­lich in die Blog­pu­ber­tät kom­me, das war nicht zu erwarten.

Ich habe nicht vor, aufzuhören.

Foto: New Old Stock

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15 Kommentare

  1. Es zeigt sich doch mal wie­der: Tot­ge­sag­te leben län­ger. Ich fin­de man soll­te das Blog­gen noch mal so rich­tig schön tot­sa­gen! Und Dich und Dei­nen Blog hoch­le­ben las­sen! Hurra!

  2. Herz­li­chen Glück­wunsch zu dei­nem Blogger-Jubiläum!
    Habe mit Wohl­ge­fal­len regis­triert, dass du den Ursprung des Wor­tes Blog ver­in­ner­licht hast und den rich­ti­gen Arti­kel ver­wen­dest, auch wenn der Duden bei­des zulässt :-)

  3. Dan­ke für den Link! Wirk­lich aufschlussreich.
    Oder „Was ne gei­le Rede“, wie so man­cher mei­ner Face­book­freun­de sagen würden ...

  4. Ich find’s ja irgend­wie sehr hei­me­lig, dass man Men­schen, die man in der Stein­zeit des Social-Media-Dings irgend­wo ken­nen­ge­lernt hat, dann an ande­rer Stel­le wiederfindet.

    Auf die nächs­ten 15 :-)

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