An Rosenmontag kamen wieder die neuen Newsletterausgaben von Franziska und Sue bei mir an. Beides Frauen, von denen ich gerne lese und die einmal pro Woche fast monothematische Newsletter verschicken. Ich fragte mich spontan auf Twitter, wieso sie – und viele andere – das per E-Mail tun und nicht wie „früher“ einfach bloggen.
https://twitter.com/Johannes/status/963078769518039043
Einfach nur ein Trend?
Es kamen im folgenden Thread einige interessante Stimmen zusammen. Zum Beispiel die von Franziska selbst:
Ein interessantes Feedback, zeigt es doch meine Vermutung, dass es einfach ein Trend ist, wieder Newsletter zu verschicken. Franzis vorletzter Satz macht mir Hoffnung, dass nicht nur sie wieder zum Bloggen zurückkehrt.
Gegen den Trend spricht dann aber:
Denn Newsletter sind ja eigentlich keine neue Erfindung, sondern deutlich älter als Blogs. Es soll sogar Blogs geben, die aus Newslettern entstanden sind.
Dennoch beobachte auch ich, dass in den letzten Monaten einige Blogger versuchten, einen Newsletter zu starten (nicht zuletzt ich – mit überschaubarem Erfolg).
SEO oder nicht SEO?
Auch andere gestandene Bloggerinnen wie @claudine sehen einfach einen Trend.
Wobei „SEO“, also Suchmaschinenoptimierung, das @claudine vermutlich eher als Schimpfwort verwendet ?, sowieso ein lustiger Gedanke ist, denn Newsletter sind das Gegenteil von SEO.
https://twitter.com/mlehming/status/963123028480741383
Aber die Reichweite bleibt trotzdem eingeschränkt, Zufallsfunde, Suchmaschinenerreichbarkeit, das fällt ja alles weg, wenn Texte nur in Inboxen schlummern.
Gefühlte Privatsphäre
Dazu müssen vielleicht noch andere interessante Faktoren betrachtet werden. Ich bekam Antworten, die die gefühlte Privatsphäre als Gründe für Newsletter nannten:
Ich schreibe „gefühlte Privatsphäre“, weil die meisten Newsletter nicht einfach per Mailprogramm verschickt werden, sondern über einen Dienstleister, der nicht nur die Empfängerdaten und Texte unkontrollierbar abspeichert, sondern auch öffentliche Archive anbietet. Außerdem gibt man die Kontrolle über den Text spätestens beim Klick auf „versenden“ ab – wer weiß schon, wo und wie die E-Mail bei den Empfängern landet?
Keine Kommentarfunktion
https://twitter.com/giardino/status/963668596592447488
Dass der Ton „draußen“ rauer wird, ist eine interessante Begründung. Ja, so eine E-Mail ist erst einmal ein Eins-zu-eins-Medium, Stimmungen können sich nicht hochschaukeln, Idioten sind leichter zu kontrollieren. Die für mich nachvollziehbarste Begründung bei der interessanten Diskussion, die auch andere Punkte implizit erklärt, vor allem die gefühlte Privatsphäre.
Push vs. Pull
Dass ich als Absender dem Empfänger schneller und direkter erreiche, er sich also nicht selbst um den Empfang der Nachricht kümmern muss, wurde auch geantwortet:
https://twitter.com/A_Christofori/status/963079270418538497
Eine für mich nicht ganz schlüssige Erklärung, schließlich kann man Blogs auch per RSS und E-Mail (!) abonnieren. Vielleicht bin ich dafür aber zu sehr in der Materie drin, wie mir dann auch deutlich gemacht wurde.
Bequemlichkeit des Empfängers
https://twitter.com/rolandgruen/status/963128316071940096
Das ist natürlich auch ein guter Grund: Die Bequemlichkeit der Empfänger. Ich erwähnte schon, dass nicht jeder weiß, wie man Blogs abonnieren kann und dass das auch nicht jeder so möchte, siehe Rolands Antwort. Wenn ich weiß, dass mein Publikum lieber so Informationen empfangen möchte, ist es natürlich einfach nur Service.
Teil einer Gemeinschaft sein
Auch das ein interessanter Aspekt, wenn auch vermutlich eher selten anzutreffen. Aber es kann schon den einen oder anderen Newsletter geben, der zum Beispiel dadurch, dass nur bestimmte Gruppen von Menschen Zugriff darauf haben, elitär ist und damit eine Gruppendynamik stärkt.
Newsletter bleiben bestehen
So oder so, das war eine äußerst interessante Diskussion über mehrere Tage. Vielen Dank an alle Mitdiskutanten! Ich nehme für mich mit: Newsletter wird es immer geben und es gibt durchaus vernünftige Einsatzszenarien. Dennoch hoffe ich, dass einige Bloggerinnen und Blogger bald wieder zum Bloggen zurückkehren.
Lieber Johannes,
habe alles gern und mit viel Interesse gelesen! Dein Post hat mich wieder einmal daran erinnert, dass ich in meinen Blog dringend ein E-Mail-Abo einbauen will - weiß nur noch nicht, wie das geht ;-o
Gruß von Daniela, Immer-noch-Blog-Newbie
Freut mich, dass dir die Zusammenstellung helfen konnte. :)
Am einfachsten, indem du Jetpack installierst und die dort eingebaute Funktion nutzt. Da schlagen allerdings die Datenschützer die Hände über dem Kopf zusammen. ;) (Ich nutze es aber auch.)
Die Begründung, die Kommentarspalte würde sich dann schnell mit Dummen fühlen, ist eine allzu bequeme Ausrede. Viele aktuelle Blogs haben gar keine mehr.
Wobei wir dann auch wieder die Diskussion aufmachen müssten, ob ein Blog ohne Kommentarfunktion ein Blog ist. ;)
Ja, nur halt kein Forum.
(*füllen - argh!)
[…] https://1ppm.de/2018/02/newsletter-statt-blog/ […]
Verschicke seit Kurzem als kleines Experiment einen Newsletter per Whatsapp statt zu bloggen. Mal nur Links und News, mal ein Selfie oder ne Sprachnachricht (geplant). Effekt: Fühlt sich sehr viel persönlicher an. Ich bin gezwungen mich kurz zu fassen. Schönstes Erlebnis bisher das Familienselfie eines Lesers aus Jarkata.
Klingt interessant!
Meine Gedanken dazu: Bei einem Newsletter weißt du, dass er ankommt. Die Distributionswahrscheinlichkeit ist glaube ich höher als bei Blogs, fast niemand nutzt RSS und Social ist ein Roulette-Spiel - es ist nicht mal sicher, ob dein eigener Hinweis darauf wahrgenommen wird, von Viralität gar nicht zu reden. In Sachen Verlässlichkeit wird umgekehrt ein Schuh draus: Ein Blog wirkt schnell alt, wenn nicht regelmäßig etwas erscheint. Einen Newsletter kannst du auch einfach „ab und zu“ mal machen.
(Disclosure: Ich bevorzuge trotzdem mein Blog)
Ja, das wird ein Grund sein. Natürlich kann man Blogs auch einfach per E-Mail abonnieren, aber das müssen Blogbetreiber wissen und herausstellen. Dann vergrößert sich theoretisch auch die Leserzahl, weil zu den Abonnenten noch Zufallsentdecker und Social-Media-Rekrutierte dazukommen.
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