Der Witz ist, dass mir dieses Tagebuch noch am meisten Struktur gibt. Wenn man jeden Tag zwischen sechs und sieben Uhr aufsteht und auch sonst ein externer Taktgeber den immer ähnlichen Ablauf plant, muss man schon oft überlegen, welcher Wochentag gerade ist. (Man = ich.)
Montag, 8. Juni 2020
Der Tag beginnt außergewöhnlich früh. Was für ein schöner Start in die Woche. Nach dem Laufen sitze ich verschwitzt herum und darf anderthalb Stunden warten, bis der auch ohne Schweiß müffelnde Heizungsmonteur eine halbstündige Wartung abgeschlossen hat. Nachdem ich endlich wieder sauber bin, gehe ich wieder schwitzen, indem ich eine größere Runde mit der Kleinen drehe. Am Ende des Tages sind es rund 18.000 Schritte oder 15 Kilometer, die ich zurückgelegt haben werde. Puh, sagt der Plattfuß.
Die digitale Jubiläumsausgabe der Socialbar kann ich trotz meines grundsätzlichen Willens fast gar nicht mitmachen. Sie kollidiert leider völlig mit der Essens- und Zubettgehzeit von Klein-Lea. Ich bin aber dankbar für den Livestream, der mir wenigstens ein wenig Eindruck der Veranstaltung erlaubt.
Dienstag, 9. Juni 2020
Es ist viel los und doch gar nichts. Der Tag wird zerrissen durch einen recht frühen und einen recht späten Termin, beide drehen sich um Klein-Leas künftige Betreuung. Wir besuchen eine Tagesmutter, die wir – Spoiler! – am Ende auch auswählen werden, weil sie uns von Anfang an überzeugt hat, sehr sympathisch ist und bei der sich vor allem die Kleine sofort wohl fühlt. Die Großbetreuung fällt hingegen durch, lieblos wird man empfangen, man lernt die eigentlichen Betreuer/innen gar nicht kennen, die Betten für den Mittagsschlaf sehen aus wie eine Legebatterie – es ist einfach eine Kinderverwahrstelle und das wollen wir nicht.
Ich dachte bis zum Vortag noch, dass mir eine Kita oder Kita-ähnliche Unterbringung am besten für Klein-Lea gefallen würde. Sachlich konnte ich das gut begründen: Dort gibt es ein Konzept, Ersatz bei Ausfall einer Betreuungsperson, überhaupt einen besseres Mengenverhältnis von Kindern und Betreuenden, eigene Räumlichkeiten und so weiter. Mir ist erst durch die Gespräche mit mehreren Tagesbetreuenden, nein, eigentlich erst durch das Gespräch am Morgen klar geworden, was ich mir wirklich für die Kleine wünsche: Eine Zweitfamilie und einen Ort, an dem sie liebevoll aufgenommen wird und wo sie sich aufgehoben und sicher fühlt. Wir reden immerhin von den kommenden zwei Jahren, eine prägende Zeit in ihrem Leben. Ich will Klein-Lea da nicht irgendwo verwahrt wissen, sondern wahrgenommen und umsorgt. Klar, das ist alles subjektiv, es sprechen für alle Möglichkeiten Dinge und es gibt bei allen Optionen auch (teils gewaltige) Nachteile. In den Ratgebern steht, man solle auf sein Bauchgefühl hören. Das habe ich getan und zum Glück ist auch die Kindesmutter der gleichen Meinung.
Mittwoch, 10. Juni 2020
Irgendwie passt der Tag nicht, alles ist blöd und nervig und ich bin der Kindesmutter dankbar, dass sie mir erlaubt, alleine einen langen Spaziergang mit der Kleinen machen zu dürfen. Bewegung, Ruhe und Frischluft helfen halt immer.
Fronleichnam, 11. Juni 2020
Am Feiertag ist natürlich die Hölle auf dem Feld los, ansonsten passiert aber erstaunlich wenig.
Freitag, 12. Juni 2020
Klein-Lea ist schon wieder sehr früh wach. Sie schläft in den letzten Tagen sowieso recht schlecht, wir vermuten einen baldigen Wachstumsschub. Ich gehe mit ihr spielen, damit die Mutter noch ein wenig ausschlafen kann. Als diese dann später einigermaßen wach auftaucht, nutze ich die Gelegenheit, meine Augen auf dem Sofa auszuruhen. Weil es so heiß ist, verzichten wir heute auf den mittäglichen Spaziergang übers Feld und legen Klein-Lea stattdessen ins Bett. Obwohl sie das gar nicht kennt, mitten am Tag ins Bett zu gehen, schläft sie schnell ein und gut anderthalb Stunden durch. Ich will die Zeit nutzen und ein paar Seiten in meinem Buch lesen. Ich schaffe ungefähr zwei Zeilen, bevor ich auch wegnicke. Etappenschlafen – auch eine neuerworbene Fähigkeit, seit ich Vater bin.
Samstag, 13. Juni 2020
Wir bekommen frühmorgens Besuch der Tagesmutter und unterzeichnen den Vertrag. Endlich Ruhe und Gewissheit an dieser Front! Anschließend fahren wir zu sehr guten Freunden. Statt wie geplant in der freien Natur zu picknicken, verlegen wir das Treffen aufgrund der wechselhaften Wetterlage in ihren Garten. Das ist alles sehr schön und angenehm, es tut richtig gut, einfach mal woanders zu sein, ohne Stress, dafür aber viel Spaß zu haben. Findet auch Klein-Lea, die sehr viel Abwechslung und Aufmerksamkeit bekommt. Gute vegetarische Burger vom Grill runden das Ganze ab. Fünf Sterne, gerne wieder.
Sonntag, 14. Juni 2020
Ich hole die 45-Minuten-Laufeinheit vom Samstag nach und – wie soll ich es sagen? – es ich lief schon mal besser. Aber Ankommen ist ja das wichtigste. Ansonsten passiert nicht viel an diesem wolkigen Sonntag. Ich finde sogar Gelegenheit, ein kurzes Nickerchen zu machen, um das wirklich frühe Aufstehen aufzuarbeiten.
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