Italien 1:1 (3:2 i.E.) England
⚽️ 0:1 Shaw (3., Trippier)
⚽️ 1:1 Bonucci (67., Verratti)
Elfmeterschießen 🇮🇹 ITA – ENG 🏴
⚽️ Berardi – Kane ⚽️
❌ Belotti – Maguire ⚽️
⚽️ Bonucci – Rashford ❌
⚽️ Bernardeschi – Sancho ❌
❌ Jorginho – Saka ❌
Bei einem Finale eines großen Turniers geht es normalerweise langsam los. Vorsichtiges Abtasten, bloß nicht gleich am Anfang einen Fehler machen, sondern erst einmal prüfen, mit welcher Taktik der Gegner in das Match geht. Aber England hatte eine so gute und überraschende Taktik – und ein wenig Matchglück natürlich – dass sie nach nicht einmal drei Minuten schon in Führung waren. Die Italiener waren angemessen schockiert und brauchten lange, um überhaupt wieder ins Spiel zu kommen. Trotzdem waren sie erkennbar mit dem gegnerischen System überfordert.
Ganz anders in Hälfte zwei. Die Italiener hatten sich um- und auf England eingestellt. Sie dominierten die Halbzeit und belohnten sich dann auch mit dem Ausgleichstreffer. Vor allem gegen Ende hin traute sich dann auch keiner mehr, das Risiko zu erhöhen. Folgerichtig – und auch irgendwie gerechtfertigt – ging es also in die Verlängerung.
Die Extrazeit war dann eher ereignislos. Es gab ein paar Szenen, aber die Furcht, den entscheidenden Fehler zu machen, war greifbar. Alles lief auf das Elfmeterschießen hinaus, das ich schon prophezeit habe. Und genauso, wie ich es vorhersagte, war dann Italien der verdiente Sieger. Also, alles in allem hat Italien das überzeugendere Turnier gespielt und sich den Titel schon verdient. Aber im Elfmeterschießen, mit zwei selbst verschossenen Versuchen, das ist schon sehr knapp.
Was bleibt sonst von der Euro 2020 im Jahr 2021? Vor allem ein schlechtes Gefühl, das mir meinen Fußballgenuss merklich trübte. Ein Verband, der in einer Pandemie Menschen über den gesamten Kontinent schickt; der ausrichtende Städte zwingt, 65.000 Menschen in ein Stadion zu quetschen, während dort eine Inzidenz von beinahe 300 Infizierten pro 100.000 Einwohnern wütet; der völlig kritiklos Autokraten in Budapest und Baku hofiert; der Toleranz ganz knorke findet, außer, es geht gegen diese Autokraten; der eine traumatisierte Mannschaft kurz nach dem Beinahe-Tod ihres Teamkameraden zur Fortführung des Spiels drängt – so ein Verband kann keine moralische Instanz mehr sein. Der Fußball hat schon wieder gezeigt, dass wirtschaftliche Interessen an erster Stelle stehen. Und das ist so schade, denn auch bei dieser EM gab es einige sportliche Höhepunkte. Aber davon abgesehen hat mich noch nie seit 1990 eine WM bzw. EM so kalt gelassen.