„Den da will ich haben, der ist total frech“, sagte ich zu der Frau vom Tierschutz, in deren Haus geschätzte dreißig Katzen lebten. Wir suchten einen Spielgefährten für den Findelkater, so sind wir dorthin gekommen. Da war dieser schwarz-weiße Jungspund, der immer wieder an uns vorbeirannte, um zu erkunden, wer wir sind, ohne sich zugleich zu sehr in Gefahr zu begeben. Er hatte mein Herz sofort erobert.
Es dauerte ein paar Tage, bis sich Burschi auch mal tagsüber hinter dem Schrank hervortraute. Und es dauerte noch ein bisschen länger, bis er richtig zutraulich wurde. Aber dann! Dann war er der Star bei allen, die ihn kennenlernten. Er war nicht nur aufgeschlossen gegenüber Fremden, sondern regelrecht aufdringlich. Er kannte keine Distanz, sprang bevorzugt den Leuten auf den Schoß, die Katzen gegenüber etwas reservierter sind und am besten auch noch eine neue schwarze Hose trugen. Und damit bekam er sie alle rum. Wenn es richtig gefunkt hatte, stieß er seinen Kopf gegen Kinn und Stirn, das war der absolute Vertrauensbeweis.
Den Namen Burschi hatte er schon, als ich ihn kennenlernte. Ich fand ihn passend. Burschi war so frech, aufdringlich und laut, aber auch so liebenswert und nahbar wie ein ausgewachsener Lausbub. Als solcher bestimmte auch er stets, was im Haushalt zu geschehen hatte. Für die Mitkatzen war das manchmal anstrengend und wir freuten uns auch nicht immer, wenn er mit seinem wirklich, wirklich lauten Organ nachts durch den Flur schrie oder – zuletzt – das Kind frühmorgens weckte.
Aber Burschi war auch eine Konstante. Über zwanzig Jahre alt durfte er werden und damit hat er mich fast die Hälfte meines bisherigen Lebens begleitet. Er ist in meine zweite eigene Wohnung eingezogen und hat seitdem jeden Umzug mitgemacht, alle anderen Katzen überlebt, ein neues Frauchen nicht nur in unser Leben gelassen, sondern auch so richtig lieb gewonnen, und schließlich mit all seiner Seniorität auch stoisch ein Kleinkind ertragen, das nicht immer zimperlich mit ihm umgegangen ist.
Sein Platz im Kratzbaum war ihm heilig. Dort lag er beinahe jeden Tag, in den letzten Jahren fast ausschließlich. Diesen Platz nun leer zu sehen, bricht mir das Herz.
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Mein Beileid 🖤
😿
mein tiefes Mitgefühl 😿
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