
Drei Jahre ist Klein-Tyler nun. Ein vollwertiger, kleiner Mensch. Die Babyzeit ist endgültig vorbei, die Kleinkindphase in ihrer prallsten, lautesten und auch charmantesten Ausprägung in vollem Gange. Tyler ist nicht mehr das Baby, das man irgendwohin trägt, sondern eine Persönlichkeit, die ihren Platz einfordert und die Welt auf ihre eigene Weise erobert.
Körperlich ist er, wie oft an dieser Stelle schon berichtet, seinen Altersgenossen weit voraus. Mit seiner Größe und seiner Statur könnte er locker als Vierjähriger durchgehen. Das bringt manchmal merkwürdige Blicke und unangemessene Erwartungen mit sich, aber innerlich ist er eben doch genau das: drei Jahre jung. Auch ich muss manchmal aufpassen, das nicht zu vergessen.
Ein selbstbewusster junger Mann
Was sich in diesem Quartal besonders verfestigt hat, ist seine robuste Art, sowohl körperlich als auch mental. Er steht für sich ein, weiß genau, was er will, und findet sich in neuen Situationen mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit zurecht. Ein Paradebeispiel: Der Wechsel von der U3- in die Ü3-Gruppe der Kita. Wir hatten Bauchschmerzen. Fast alle seine Freunde wurden auf andere Gruppen verteilt, eine komplett neue Umgebung, neue Erzieher*innen. Die Sorgen waren unbegründet. Am ersten Tag nach den Sommerferien marschierte er in den neuen Raum, als hätte er nie woanders gespielt.

Sein größtes Kapital bleibt sein unwiderstehlicher Charme. Er hat gelernt, dass ein gezieltes Lächeln, eine gekonnt hochgezogene Augenbraue oder ein theatralisch trauriger Blick Türen öffnen und Herzen erweichen kann. Er wickelt sein Gegenüber spielend leicht um den Finger.
Fahrzeuge, Feuerwehr, Fußball
Seine Leidenschaften sind ungebrochen klar und deutlich: Alles, was Räder hat, ist gut. Alles, was ein Blaulicht hat oder eine Schaufel vorne dran, ist hervorragend. An Fahrzeugtagen in der Kita rast er ohne Pause durch den Garten. Auch Fußball steht nach wie vor hoch im Kurs, der gute Junge.
Die Dynamik mit seiner großen Schwester wird komplexer und damit auch spannender. Sie ist und bleibt sein großes Vorbild, seine Komplizin beim Rumrennen und Unsinnmachen. Aber er ist nicht mehr nur der Mitläufer. Er äußert eigene Wünsche, unterbreitet Vorschläge und verteidigt seine Position. Das führt zu Diskussionen. Manchmal zu handfesten Streits, die – selten – auch in Rangeleien ausarten. Doch die Grundmelodie ist und bleibt eine enge, liebevolle Verbindung. Die beiden sind ein Herz und eine Seele.

Sprachlich hat er einen Quantensprung gemacht. Aus den Zwei-Wort-Sätzen ist ein beinahe ununterbrochener Wortstrom geworden. Er erzählt (wenn man die richtigen Fragen stellt!) von seinem Tag, benennt alles, was für ihn relevant ist, und hat schon einige Floskeln drauf, die er perfekt timen kann. Am Witzigsten ist „… sonst bin ich nicht mehr dein Bruder!“, was er nicht nur seiner Schwester androht.
Kooperation und Jähzorn
Am liebsten ist er mit Mädchen zusammen, die ein, zwei Jahre älter sind als er. Vielleicht der Schwester-Effekt. Vielleicht geht es ihm auch mehr um kooperatives, harmonisches Spielen als um den ständigen Wettbewerb. Es wird faszinierend zu beobachten, wie sich das entwickelt, wenn seine sozialen Fähigkeiten weiter reifen.
Doch der Sonnenschein hat auch seine Schauer. Klein-Tyler kann ein echter Jähzornsbraten sein. Wenn ihm etwas nicht passt, lässt er die Welt das unmissverständlich wissen. Zeit, Ort, soziale Konventionen, Dezibel-Grenzwerte – alles irrelevant. Es kommt auch vor, dass er, zutiefst beleidigt, in sein Zimmer abdampft. Doch das Schöne an dieser Art Wut: Sie ist ein reines Gewitter. So schnell sie aufzieht, so schnell ist sie auch wieder verflogen. Nach wenigen Minuten kommt er strahlend wieder angerannt, als wäre nie etwas gewesen.
Alles in allem ist er ein riesiger Sonnenschein, der unser Leben laut, chaotisch und unendlich viel heller macht. Ich bin unsagbar froh, dass es ihn gibt. Und ich bin besonders gespannt auf die kommenden Jahre. Jetzt, wo er sich zunehmend in der Welt der „Großen“ bewegt, wird die Entwicklung nochmal rasanter und spannender werden.
(Ich danke Alex Matzkeit für die Idee des Quartalsberichts. Hier gibt es alle von Klein-Tyler. Und hier zum Vergleich die seiner Schwester.)
Vielen Dank fürs Lesen! Du möchtest keinen Beitrag mehr verpassen? Abonniere mein Blog per E-Mail, als RSS-Feed oder im Fediverse: @blog@1ppm.de! Du drückst Anerkennung lieber in Euros aus? Meine Kinder freuen sich über eine kleine Spende! 💜
Schreibe einen Kommentar