Die Lite­ra­tur quillt über vor Zeitmanagement-Ratgebern, hun­der­te Bera­ter haben sich hun­dert­tau­sen­de Euro dafür bezah­len las­sen, ande­ren zu sagen, wie sie am bes­ten ihre Zeit ein­tei­len. Selbst ich habe schon eine 1,7 für einen Vor­trag über Zeit­ma­nage­ment wäh­rend mei­nes Stu­di­ums erhalten.

Ich fra­ge mich nur, wozu man Zeitmanagement-Techniken über­haupt benö­tigt. Wenn ich mich all­zu leicht von Face­book, Twit­ter und Co. ablen­ken las­se, könn­te es nicht sein, dass es ein Pro­blem mit der Arbeit gibt, die ich eigent­lich machen soll­te? Ist sie viel­leicht nicht inter­es­sant oder her­aus­for­dernd genug?

Klar, nicht jede Tätig­keit inner­halb einer ins­ge­samt erfül­len­den Arbeit ist super. Auch wenn ich mei­nen Job lie­be, gibt es Aspek­te, die ich tun muss und die mir nicht lie­gen. Nur soll­ten die­se Aspek­te doch eigent­lich gut zu über­brü­cken sein, wenn ich mich danach wie­der auf mei­ne Tätig­keit kon­zen­trie­ren kann.

Die Fra­ge ist: Wenn ich mit mei­ner (bezahl­ten) Arbeit nicht oder nur sehr sel­ten in einen sol­chen Flow kom­me, dass ich ohne Pro­ble­me auch mal eine Zeit lang auf Ablen­kun­gen ver­zich­ten kann, dann liegt doch das Pro­blem nicht im schlech­ten Zeit­ma­nage­ment oder der man­geln­den Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit, son­dern in der Auf­ga­be, die zu erfül­len sich mei­ne Gedan­ken verweigern.

Oder sehe ich das falsch?

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2 Kommentare

  1. Enchan­té, Monsieur!
    Ich sehe das ähn­lich... aller­dings, wie ich zuge­ben muss, ohne je so ein Buch gele­sen zu haben. Zeit­ma­nage­ment ist der Balan­ce­akt zwi­schen Lot­ter­le­ben und Pflicht­be­wusst­sein oder Flow (je nach Lei­den­schaft). In mei­ner Patchwork-Working-Welt gibt es Tage, die ein­fach nicht für Arbeit geschaf­fen sind. Dann las­se ich es auch blei­ben - soweit mög­lich. Es zeig­te sich bis­her, dass ich immer ter­min­ge­recht fer­tig wur­de, und dass es sich auch lohnt, auf Kör­per und See­le zu hören, wenn’s mal ein­fach nicht geht. Der Erho­lungs­wert gestoh­le­ner Tage ist immens, und Arbeit, die an einem Tag locker­flo­ckig von der Hand geht, benö­tigt an Wider­stands­ta­gen die dop­pel­te Zeit und Kraft - das lohnt sich mei­ner Erfah­rung nach nicht. 

    Dazu gehört aber ein gesun­des Gefühl dafür, was in wel­cher Zeit zu schaf­fen ist. Das bes­te Buch kann einem die­ses Gefühl imho nicht bei­brin­gen. Das kann nur die Erfahrung.

    • Wah­re Wor­te. Nur fürch­te ich, dass sich nicht alle ihre Zeit so frei ein­tei­len kön­nen, dass sie auf den „rich­ti­gen“ Moment für den Flow war­ten kön­nen. (Und wie gesagt, wenn er sich trotz War­te­zeit regel­mä­ßig nicht ein­stellt, dann ist da wohl ein ande­res Problem.)

      Wobei ich dir aber voll­kom­men recht gebe: Erfah­rung schlägt jeden Rat­ge­ber. Weil halt jeder Mensch anders ist.

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