Mein Bonn hatte es gar nicht so leicht mit mir. Ich war Wahl-Kölner und ich war das gerne und mit vollem Einsatz. Ich weiß noch, wie glücklich ich war, als ich endlich eine richtige Kölner Adresse hatte, eine Kölner Vorwahl und später auf meinem Autokennzeichen auch noch ein K. Aber irgendwann kam dann der Moment, als sich die Verlobte und ich entschlossen, zusammenzuziehen. Sie als genauso überzeugte Wahl-Bonnerin wollte mich natürlich dazu bewegen, in die ehemalige Hauptstadt zu ziehen. Nach endlosen Diskussionen einigten wir uns dann auf den Kompromiss: Wer die schönere Wohnung findet, gewinnt.
Natürlich war die schönere Wohnung in Bonn. Es war reiner Zufall, denn die erste Überraschung (für uns beide) war, dass sich Köln und Bonn mietpreistechnisch nicht so viel nehmen, jedenfalls nicht in der Kategorie, in der wir suchten (Penthouse, ab zweihundert Quadratmeter 3 Zimmer, 2 Katzen). Wir verdankten die für die Wohnung recht günstige Miete allein dem Umstand, dass der Verwalter sehr, sehr faul ist – ein Umstand, den wir seitdem bedauern, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls waren wir die ersten Besichtiger der Wohnung, sagten noch während des Ansehens zu und hatten deshalb schon am nächsten Tag einen Mietvertrag vorliegen.
So zog ich also von der Südstadt nach Duisdorf, Ecke Endenich, und hatte viele, viele Monate schlimmes Heimweh Kölnweh. Der größte Teil meines Freundeskreises wohnt in Köln, wo ich mich auch immer treffe; ich arbeite dort schließlich auch, das bietet sich ja an. Ich hasste es vor allem, dass beendete Abende nicht mehr bedeuteten, eine Viertelstunde später im Bett zu liegen, sondern erst noch einmal mindestens eine Stunde unterwegs zu sein – sofern die Verbindungen klappten. (Die Vergangenheitsform ist falsch, ich hasse es noch immer.) Die Bonner Bürger befremdeten mich, dieses gedankenstarre, in der Vergangenheit verhaftete Denken ist mir zuwider und ein sehr starker Kontrast zum offenen, immer fröhlichen Kölner, den ich so schätzen gelernt habe.
Ich habe Bonn nur wenig Chancen gegeben, mir eine Heimat zu bieten; das muss ich auch gestehen. Ich kam eigentlich nur zum Schlafen nach Hause und verließ die Wohnung in der Regel nur dann, wenn ich nach Köln musste. „Mein Bonn“ wurde die Bundesstadt erst, als ich die hiesige Dependance der Ironblogger gründete.
So, jetzt ist es raus. Ihr Ironblogger seid schuld, weil ich das erste Mal nicht nur miterleben musste, wie mich ein Kölner ganz abschätzig behandelte, als ich es wagte, die Idee eines gleichberechtigten Köln-Bonner Ironbloggings zu diskutieren. Sondern auch, weil ich das erste Mal auch in Bonn eine Verbundenheit spürte, als sich innerhalb weniger Tage fast dreißig Bloggerinnen und Blogger anmeldeten, als ich einige davon kurz darauf kennenlernen durfte und so erfuhr: Hey, die Bonner sind ja gar nicht alle so, da sind auch ganz viele ganz liebe Menschen dabei.
Mein Bonn findet also wie der Rest meines Lebens dann doch wieder über das Internet statt. Aber das ist gut und richtig so. Nur, dass ich jetzt, wenn ich vor die Tür gehe, Land- und Stadtleben auf einmal genießen kann.
(Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Bonner Blogparade von Karin.)