Ich könnte euch jetzt neidisch machen, wenn ich euch erzähle, dass der Pressesprecher des Zirkus FlicFlac uns zu einer Vorstellung in Düsseldorf eingeladen hat. Vier Ehrenkarten hatte er auf meinen Namen zurückgelegt, ein netter Zug. Ihr braucht aber nicht neidisch werden, denn der wichtigste Tagesordnungspunkt, die versprochene Backstage-Führung, fand dann doch nicht statt; weil er – zwei Personen, zwei Aussagen – entweder an dem Tag nicht mehr da war oder für immer nicht mehr da war. Ich hoffe, dass nicht die Vergabe von Ehrenkarten an uns damit zusammenhängt. Jedenfalls bemühte man sich, uns einen Ersatzführer zu besorgen, aber irgendwann war es dann kurz vor der Show und da kommt es wohl nicht mehr so gut, wenn man zwischen den Artisten rumtänzelt, weshalb wir dann vordergründig verständnisvoll diesen Umstand bedauerten und uns eine Tüte Popcorn zulegten.
FlicFlac also. Ich kenne diesen Zirkus schon seit meiner Teenagerzeit und ich mag ihn schon alleine deshalb, weil er ohne Tiere auskommt. Das habe ich noch nie verstanden, warum ein Zirkus Tiere braucht, wo doch Menschen genauso gut unterhalten können. FlicFlac erfindet sich immer wieder neu und tourt derzeit mit einer Show herum, die sich EXXTREM (sic!) nennt. Was mir dabei auf Anhieb gefallen hat, war die Manege. Sie war nicht zirkustypisch rund, sondern sah mehr aus wie eine Wettkampfarena aus einem postapokalyptischen Film.
Das hatte viele Vorteile für die verschiedenen Showelemente. Die teilweise etwas fahrzeuglastige Vorstellung konnte die volle Länge des Zeltes nutzen. In der Mitte kreuzten noch einmal kurze Wege, sodass auch noch genügend kreativer Raum für weitere Elemente vorhanden war. Es war alles schön gemacht und wohl durchdacht, jeder Handgriff saß, es war eine Wonne, zuzusehen. Trotzdem bedauerte ich mehrmals den Umstand, nicht noch die letzten Kniffe backstage kennengelernt zu haben.
Die Show an sich war sehr nett und kurzweilig. Auch sehr sexistisch. Ich verstand zum Beispiel überhaupt nicht, warum sich die beiden Jongleusen da oben während ihrer Vorstellung nach und nach auszogen (kein Bild).
Aber an sich wurden nette kleine Geschichtchen erzählt, die Bühnenbilder waren oft atemraubend cool.
Was bei FlicFlac natürlich nicht fehlen darf, ist die Motorradkugel. Acht Motorräder mit Menschen drauf fuhren am Ende wild durcheinander. Der einzige wirkliche Herzklopfmoment war das, weil ich nicht nur aus Zeitungsberichten weiß, dass diese Vorführung schon öfter zu Knochenbrüchen führte. Eine Geschichte, die mir der Pressesprecher vorab erzählte, war genau so eine, wo mitten in der Show einer der Protagonisten einmal nicht genau aufpasste, ein paar Zentimeter falsch stand und prompt im Krankenhaus aufwachte. Der Verunglückte beschwerte sich wohl hauptsächlich über das dortige Essen und war von den Knochenbrüchen abgesehen ansonsten wohlauf und saß mutmaßlich auch bei unserer Vorstellung wieder auf einem Zweirad. Dieses Mal ging alles gut und das Zelt roch anschließend streng nach Benzin.
Ansonsten gab es viel Artistik, das war sehr spannend anzusehen. Verstanden habe ich trotzdem nicht, warum alle halbnackt dabei sein müssen, Frauen im besten Falle Bordelldamen geben durften und Männer auf ihre Muskeln reduziert wurden. Allerdings kann man FlicFlac eines nicht absprechen: Das Bühnenbild war ein ums andere Mal fantastisch.
Am Ende flogen Motorräder durch die Luft, bevor sich die Artisten theatermäßig verabschiedeten.
FlicFlac sind auf jeden Fall anderthalb Stunden solide Unterhaltung und allemal besser als das Fernsehprogramm an einem gewöhnlichen Wochentagsabend. Dass die Arena an einem Dienstagabend, zumal in der Ferienzeit, nicht ganz ausverkauft war, ist schade, aber nachvollziehbar. An den Artistinnen und Artisten kann es nicht gelegen haben. Die haben alle ihr Bestes gegeben, es war eine Freude, ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Ich kann das nur empfehlen.
FlicFlac gastiert noch bis zum 15. September in Düsseldorf, zieht dann weiter nach Bielefeld (21. September bis 13. Oktober) und ist danach in Berlin (19. Oktober bis 14. November). In der Weihnachtszeit wird es wohl Vorstellungen in Dortmund, Kassel und Nürnberg geben. Alle Infos gibt es auf der Website.
Solange sich die halbnackte Optik gerecht auf beide Geschlechter bezieht, stört mich sowas nicht. Ist schön anzusehen ;)
Das ist für mich keine Frage der Gerechtigkeit, sondern der Sinnhaftigkeit. Das kann ja schön anzusehen sein. Aber im Zirkus? Sollte es da nicht eher um die Artistik gehen? (Zugegeben, schön anzusehen war es dennoch.)
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