Was Blogs einst von normalen sogenannten Homepages unterschied, war unter anderem die Einführung von Permalinks. Die Möglichkeit, einzelne Einträge direkt zu verlinken, also mit einer individuellen URL zu versehen, war damals recht neu und ermöglichte es erst so richtig, umgekehrt chronologisch und vor allem mit wechselnden Einträgen auf der Startseite Dinge zu veröffentlichen.
Permalinks bedeuten jedoch auch eines: Sie sollten möglichst permanent sein. Natürlich ist es schwierig, über viele Jahre zu garantieren, dass man unter einer bestimmten URL auch einen bestimmten Inhalt findet. Ich würde sogar wetten, dass die meisten URLs in meinen Einträgen des Jahres 2001 heute nicht mehr erreichbar sind oder zumindest zu einem anderen Inhalt führen, als ich ursprünglich verlinkt hatte. Das ist halt das Risiko, dass andere an ihrer URL-Struktur schrauben oder gar ein komplett anderes Angebot unter der Domain veranstalten.
Was aber tun als Anbieter, wenn ich ein neues Content Management System einsetze und sich deshalb meine URL-Struktur ändert? (Der Profi baut automatische Weiterleitungen, aber Profis sind teuer.) Was tun, wenn ich auf einmal andere Dinge anbiete? (Der Profi leitet auf eine Informationsseite weiter, am besten mit Suchformular, aber Profis – Sie wissen schon.) Was tun, wenn ich mir eine Domain kaufe, auf der vorher irgendetwas völlig anderes war?
Tja. Das ist ein Problem. Nur ein fiktives Beispiel: Ich kaufe eine Domain, auf der vorher lustige Psychotests und lausige Frauenratgebertexte veröffentlicht waren und möchte dort nun einen Modeversand etablieren. Ein naheliegender Entschluss ist, eine SEO-Agentur zu beauftragen, die mir helfen soll, die richtigen Suchergebnisse anzeigen zu lassen. SEO, also Suchmaschinenoptimierung, bedeutet unter anderem, Google und Co. vorzugaukeln, meine Seite hätte irgendeine Relevanz. Relevanz wiederum wird auch durch Backlinks gemessen, also Verweise auf das eigene Angebot von Fremdseiten. Die müssen natürlich im richtigen Kontext verlinken. Da kann ich es nicht brauchen, dass mit Worten verwiesen wird wie „Die geheimen Sex-Fantasien der Männer“.
Was also tun? Profis würden versuchen, neben anderen Maßnahmen eine neue, geeignete Backlink-Struktur aufzubauen und damit Uraltverlinkungen, zumal im falschen Zusammenhang, unwichtig werden zu lassen. Profis könnten auch versuchen, Webseitenbetreiber, die auf die alte Seiten Links gesetzt haben, zu kontaktieren und sie höflich fragen, ob es möglich wäre, diese Links zu entfernen. Natürlich ist Profis bekannt, dass sie niemanden zwingen können, irgendetwas auf ihren Websites zu tun, aber man kann ja mal freundlich anfragen.
Aber Profis sind teuer.
* * *
Und damit zu etwas vollkommen anderem. Diese Mail habe ich heute, 12. September 2013, erhalten:
Sehr geehrte Damen und Herren,
für unseren Kunden sheego betreue ich den Bereich des Linkbuildings. Hierbei habe ich von Ihrer Seite einige Links gefunden, die auf sheego.de verlinken:
http://jc-log.de/index.php/id=10/site/US-Verteidigungsministerium%20setzt%20auf%20StarOffice/P2965
Ich bitte Sie hierzu die aufgeführten Links diese Woche noch zu entfernen. Sollten die Domains nicht mehr in Google indexiert sein, bitte ich Sie die Domains komplett abzuschalten, da ein weiteres Bestehen der Domain in diesem Falle ohnehin nur wenig sinnvoll ist. Kann aus irgendwelchen Gründen die Domain nicht abgeschaltet werden, bitte ich Sie den Artikel komplett zu löschen und nicht nur den Link zu entfernen.
Bitte geben Sie mir bis spätestens Freitag, den 13.09.2013 eine kurze Rückmeldung diesbezüglich.
Vielen Dank im Voraus und bitte entschuldigen Sie die gegebene Kurzfristigkeit.
Mit freundlichen Grüßen/Kind regards
(Name der Redaktion bekannt)
SEO Consultant
Einmal mit Profis arbeiten! *vordieStirnpatsch*
Ööööhm :-m
0. WTF?!
1. Warum die Eile?
2. Wenn er seine „Bitte“ in einem drohenden Tonfall vorträgt, dann sollte er auch mit irgendwas drohen (Anwälte oder so), sonst wird es unglaubwürdig.
3. Von Deinem Seitentitel mal abgesehen: der Linktext ist „Strahlemann“, das ist doch gar nicht so schlecht.
(außerdem klicken wir jetzt natürlich alle fleißig auf genau den Link zu sheego, das wird deren Analyticstool schon sehen...)
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