Auch dieses Jahr war ich wieder zu Gast beim BarCamp Köln und auch dieses Jahr hatte ich so gar keine Lust, eine Session anzubieten. Muss ja aber auch nicht. In Köln ist es kein Problem, den sehr umfangreichen Sessionplan zumindest ausreichend zu füllen. Es war also Interessantes dabei und man musste nicht befürchten, dass Langeweile aufkommt.
Ich konnte jedoch nicht ganz verstehen, warum die Organisatoren glaubten, innerhalb von einer Stunde könnte die Vorstellungsrunde mit knapp 200 Personen und die Sessionplanung über die Bühne gehen. Mit entsprechend Druck schaffte man es in anderthalb Stunden, was dann aber bedeutete, dass die erste Session um eine halbe und die zweite um eine Viertelstunde nach hinten verschoben wurden und beide nur 45 Minuten zur Verfügung hatten. Zumindest mir war dann auch die Zeit zwischen Ende der Eröffnung und erster Session zu knapp, um an die Übersicht zu gelangen und mich für eine Sache zu entscheiden. Also ließ ich gleich mal die erste Runde aus.
Kickstarter-Fails
Ich stieg dann um halb eins in der zweiten Runde ein und ging zu Berthold Barth, der fehlgeschlagene Crowdfundingprojekte vorstellte. Nicht, um sich darüber lustig zu machen, sondern um daraus zu lernen. Was ich mir notiert habe:
- Sage, wozu du das (viele) Geld eigentlich brauchst.
- Mache gute Belohnungen (Pledges). Sinnvollerweise etwas, das mit dem Projekt zu tun hat.
- Beschimpfe nicht dein Publikum.
- Nimm keine externen „Experten“ mit ins Boot, die dir versprechen, dein Crowdfunding erfolgreich zu machen.
- Zeige dich und dein Gesicht.
- Ohne Community kein erfolgreiches Crowdfunding.
- Crowdfunding funktioniert nicht in einem Segment, das total überlaufen ist.
- Sei professionell und nutze nicht Comic Sans für Videoeinblendungen.
- Verlange eine Million Euro und wundere dich dann nicht, dass du dein Ziel nicht erreichst.
- Achte auf den Adressatenkreis. Lokales Projekt = lokale Zielgruppe.
- Nutze Crowdfunding nicht nur, um dir das Leben schön zu machen.
- Gib dir Mühe beim Aufsetzen des Kickstarter-Projekts!
Berthold schaffte es nicht ganz in 45 Minuten. Das war okay, weil danach niemand anders den Raum brauchte, bedeutete aber auch, dass ich den nächsten Session-Slot ebenfalls verpasste.
Drei Stunden, eine Session. Ich sollte an meinem Schnitt arbeiten. #BarcampKoeln
— Johannes Mirus ✨🕊 (@Johannes) August 29, 2015
Ein wenig geärgert hat mich das schon. Andererseits muss ich auch zugeben, dass ich die Zeit sinnvoll nutzen konnte. Ich führte viele interessante Gespräche mit unterschiedlichsten Menschen, konnte in Ruhe und angenehmer Gesellschaft mittagessen und mich konzentriert mit dem Resttagsprogramm beschäftigen.
Familie 2.0
Mutter Ilse und Tochter Carline Mohr stellten noch einmal ihre Session von der Re:publica vor und ich nutzte endlich mal die Gelegenheit, sie mir anzusehen. Es war sehr kurzweilig, wie Ilse ins Social Web gelangte, um zu verfolgen, was die Tochter im fernen Berlin so treibt und wie sie Möglichkeiten des Internets nutzen, um wieder näher zusammenzurücken. „Ich habe deine Kinderbilder und ich werde sie benutzen“ war nur eines der lustigen Bonmots. Die hinter der Präsentation liegende Botschaft: Senioren sollten sich mal „richtig“ ins Internet trauen und die Jüngeren sollten sie an die Hand nehmen und in ihren Möglichkeiten nicht unterschätzen.
Generationenunterschied bildlich dargestellt. Mutter (vorne), Tochter (hinten). #BarcampKoeln pic.twitter.com/mTzPZRe9q2
— Johannes Mirus ✨🕊 (@Johannes) August 29, 2015
Projektorganisation in der People-Fotografie
Beim Pixelkurier Michael Stein bekam ich Einblick in etwas, das ich nur von der anderen Seite kenne. Wie man Unternehmen und ihre Mitarbeiter auf Fotoshootings vorbereitet, wie man mit ihnen umgeht und was das alles für Folgen haben kann, erzählte er uns. Es war sehr interessant. Die Essenz ist wohl:
Mitarbeiter einbinden, kommunizieren. Das eigentlich Selbstverständliche gilt auch bei Mitarbeiterfotos. #BarCampKoeln
— Johannes Mirus ✨🕊 (@Johannes) August 29, 2015
Webseiten bestatten
Es klingt zunächst wie ein guter Witz, den ich von Damian Paderta schon das erste Mal auf der Heimfahrt vom BarCamp Koblenz hörte. Er war in der Zwischenzeit nicht untätig und präsentierte einen ersten Entwurf für den Webbestatter. Die Idee dahinter: Statt Websites klammheimlich sterben zu lassen oder sie zu seelenlosen Zombies zu degradieren, sollen sie in einen neuen Zustand überführt werden.
- Feuerbestattung: Die Website wird feierlich ins Jenseits überführt. In der Diskussion war man sich schnell einig, dass das vor allem für Marketingzwecke eine gute Idee ist. Anstatt Aktionen einfach auslaufen zu lassen, heftet man ihr ein Verfallsdatum an und feiert das Ende noch einmal kräftig. Themen wie ein Leichenschmaus, also eine Veranstaltung drumherum, kamen auf.
- Wiedergeburt: Websites werden nicht einfach nutzlos bestattet oder werden ebenso nutzlos pflegelos verkommen gelassen, sondern ihre Inhalte werden in den Kreislauf der Wiedergeburt überführt. Konkret sollen Texte, Bilder und andere Inhalte unter einer freien Lizenz, für Wikipedia oder andere Quellen zur Verfügung gestellt werden. Andere könnten damit neue Dinge anstellen. Eine sehr charmante Idee, darüber waren wir uns alle einig.
Natürlich ist auch eine Kombination möglich: Die feierliche Bestattung, bei der das Projekt an sich beerdigt wird und die anschließende Wiederauferstehung der Seele, also der Inhalte.
Man könnte mit den Bestattungsanalogien noch ewig weiter machen. Damians Idee an sich ist auf jeden Fall toll. Ich hoffe, er setzt sie noch „richtig“ um.
Veranstaltungsplanung über Social Media
Zur letzten Session lud Nicole Hundertmark ein. Wie man am besten mit Einladungen zu Veranstaltungen umginge war das Thema. Sollte man das Event auf allen Plattformen anlegen? Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Wie schafft man genügend Verbindlichkeit?
Leider war es schwierig, das Thema einzugrenzen. Ist aber auch verständlich, denn es gibt so viele unterschiedliche Arten von Veranstaltungen – online, offline, für verschiedene Zielgruppen, mit oder ohne Eintritt, mit professionellem Ticketing oder über Facebook-Zusagen und so weiter. So schwankte dann auch die Diskussion hin und her zwischen kostenfreien Vereinsveranstaltungen mit bis zu zehn Teilnehmern und Konzerten mit tausenden Gästen.
Angeschnitten wurde auch die Frage, wie man die Zielgruppen außerhalb seiner Filterblase erreichen könne. Ganz einfach ginge das, indem man ein wenig Geld in die Hand nimmt und mit Google, Facebook oder Twitter passgenau andere Menschen anspricht. Logisch, wenn man Geld hat, schwierig, wenn man als gemeinnütziger Verein das vom Vortragshonorar abziehen muss.
Es bleibt, wie es ist: kompliziert.
Kein zweiter Tag
Insgesamt habe ich mich auf dem diesjährigen BarCamp Köln sehr wohl gefühlt. Das möchte ich trotz der wenigen Mäkelei unterstreichen. Menschen machen BarCamps und die Menschen in Köln sind alle super. Dass ich nicht noch einmal am Sonntag hingegangen bin, hat einfach nur damit zu tun, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, nach langer Zeit mal wieder ohne Wecker aufzuwachen. Dafür können die Organisatoren (Stefan Evertz, Brigitte Glatzel, Anne Kraemer, Katja Evertz) nichts, die gewohnt professionell alles veranstalteten und dieses Jahr sogar an das Mikrofon dachten. Und erst recht können die Sponsoren nichts dafür, ohne die das BarCamp gar nicht möglich gewesen wäre:
Deshalb möchte ich schließen mit meinem Tweet:
Toller Tag beim #BarCampKoeln. Interessante Sessions und fantastische Gespräche. 5 Sterne, gerne wieder! (Allerdings nicht morgen.)
— Johannes Mirus ✨🕊 (@Johannes) August 29, 2015
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@Johannes Zu 4.: Experten doch, aber erwarte nicht das sie ein laufende Kampagne wieder „gerade biegen“ - dafür ist zu viel Vorlauf möglich.
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