Im grenzwertigen Spiegel-Newsletter „Die Lage“ hat heute Morgen Politikchef Roland Nelles Folgendes verfasst:
Jürgen Fitschen verabschiedet sich heute nach vier Jahren als Co-Vorstandschef von den Aktionären. Der Brite John Cryan übernimmt die alleinige Führung des Dax-Konzerns. Die Deutsche Bank ist dann endgültig nur noch dem Namen nach deutsch.
Mal abgesehen davon, dass der Sitz der Bank immer noch Frankfurt am Main ist, nicht nur dort noch sehr viele deutsche Staatsbürger ihren Dienst verrichten und die Bank eine Aktiengesellschaft nach deutschem Recht bleibt – es ist auch eine interessante Sichtweise auf die Nationalität des Vorstandsvorsitzenden. Zehn Jahre lang hat ein Schweizer den Vorstand der Deutschen Bank geführt. Aber bei Ackermann scheint die Herkunft keine Identitätskrise ausgelöst zu haben. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass jemand behauptet hätte, die Deutsche Bank wäre nicht mehr deutsch, nur weil ihr Vorsitzender aus einem anderen Land kommt. Im Gegenteil war er Stammgast bei der Kanzlerin und hat die deutsche Politik in der Finanzkrise maßgeblich mitbestimmt.
Dieser Zwiespalt, dieses Festmachen der nationalen Identität an Äußerlichkeiten, ist die gleiche Form von Rassismus, wie sie die AfD-Vorsitzende Frauke Petry in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen zeigte:1
Ich frage die AfD-Frontfrau, warum sie unbedingt die direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild einführen will. Ihr Vorbild, die Schweiz, zählt rund 25 Prozent Ausländer. Das sei ja wohl nicht in ihrem Sinne. «Zählen Sie die Deutschen denn auch zu den Ausländern?», fragt Petry unverblümt.
Dass ein solcher Rassismus von der Frontfrau einer Rechtsaußenpartei kommt, finde ich nicht so überraschend. Dass der Spiegel, im eigenen Selbstverständnis ein „Sturmgeschütz der Demokratie“, sich immer weiter in diese Richtung bewegt, überrascht leider auch kaum mehr. Gepaart jedoch mit der Arroganz, die einem oft aus dem Newsletter entgegenschlägt, finde ich solche Aussagen wie oben allerdings wesentlich gefährlicher.
- Quelle: srf.ch, darauf gekommen über Sascha Lobos Republica-Rede. ↩