Ein Aufsteller eines kackenden Hundes, auf dem groß „No!“ geschrieben steht.

Zwei­tau­send­zwan­zig

Was haben wir alle gelacht, als wir merk­ten, dass so ziem­lich alles, was wir uns vor einem Jahr vor­ge­nom­men haben, von etwas ver­hin­dert und geän­dert wird, das man nicht sehen, schme­cken, rie­chen, hören und füh­len kann! Also: „gelacht“. Denn zum Lachen ist es ins­ge­samt nicht, die­ses Coro­na­jahr 2020. 

Ich sitze etwas zerzaust und mit müden Augen im Sessel. Auf meinem Schoß lungert das Kind mit einem Apfel in der Hand.
2020: Immer hell­wach und top gestylt. Naja, Haupt­sa­che, dem Kind geht’s gut.

Wobei ich mei­ne eige­ne Situa­ti­on von der gesamt­ge­sell­schaft­li­chen unter­schei­den möch­te. Per­sön­lich muss ich näm­lich natür­lich auch mit vie­len Ein­schrän­kun­gen leben. Aber ich habe in vie­len Punk­ten Glück im Unglück. Es fängt damit an, dass wir bis dato (drei Mal auf Holz klopf) noch kei­nen Covid-Fall im Verwandten- und Bekann­ten­kreis hat­ten, erst recht kei­nen mit töd­li­chem Ver­lauf. Wir haben eine klei­ne Toch­ter, die das alles noch gar nicht ver­steht und die in der ers­ten Wel­le, als die Kitas und Schu­len zu waren, noch mit der Eltern­zeit­mut­ter zuhau­se war und nichts ver­miss­te. Wir haben auch bei­de Jobs, die nicht durch die Pan­de­mie unmög­lich wur­den. Geschäft­lich kann ich mitt­ler­wei­le sogar pro­fi­tie­ren von vie­len Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen, die ihre Ver­an­stal­tun­gen ins Digi­ta­le ver­le­gen. Und pri­vat? Man könn­te sagen, ein Leben vol­ler Stu­ben­hock­e­rei hat mich auf das hier vorbereitet.

Trotz­dem habe ich viel über mich gelernt. Denn in Wirk­lich­keit bin ich nicht nur ein Stu­ben­ho­cker. Ich brau­che in kon­zen­trier­ten Dosen mensch­li­chen Kon­takt. Und zwar ech­ten. Ich bin auch nicht der Einhundert-Prozent-Homeoffice-Typ, der ich vor­her glaub­te zu sein. Ab und zu, min­des­tens ein­mal pro Woche, brau­che ich den Gang ins Büro, um nicht durch­zu­dre­hen. Und ich ver­mis­se es, Essen zu gehen. Es war mir in der Zeit­rech­nung vor Coro­na (v. C.) auch nicht bewusst, dass ich so einer bin.

2020 ist ein his­to­ri­sches Jahr. Wenn man mit­ten­drin ist, kommt einem das gar nicht so vor. Man denkt über Klei­nig­kei­ten nach („Wo muss ich über­all Mas­ken lagern, damit ich immer eine zur Hand habe, wenn ich sie brau­che?“), ärgert sich über weni­ger empa­thi­sche Men­schen (Corona-Leugner/innen oder den Bäcke­rei­ver­käu­fer hin­ter dem unge­si­cher­ten Tre­sen, des­sen Mas­ken­ver­zicht man erst beim Bezah­len regis­triert) und bean­tragt Corona-Hilfe vom Staat. Im Rück­blick wer­den wir uns aber sagen: „Boah, was für eine kras­se Zeit. Ein Glück, dass wir das unbe­scha­det über­stan­den haben!“ Jeden­falls hof­fe ich das sehr. Für mich, für mei­ne Fami­lie und Freun­de und auch für jede/n von euch da draußen.

The Fra­ge­bo­gen

Und damit zum Jah­res­end­fra­ge­bo­gen, wie ich ihn als Blog­ger aus­fül­len muss, damit das Jahr auch wirk­lich vor­bei ist.

Zuge­nom­men oder abge­nom­men?
Ich ver­mu­te, auf dem seit der Kinds­ge­burt erhöh­ten Niveau stabil.

Haa­re län­ger oder kür­zer?
Kei­ne Ver­än­de­rung. (Glei­che Ant­wort wie im Vorjahr.)

Kurz­sich­ti­ger oder weit­sich­ti­ger?
Immer noch kurz­sich­tig, immer noch zu eitel/faul, öfter eine Bril­le zu tra­gen oder mal zum Opti­ker zu gehen. (Glei­che Ant­wort wie im Vorjahr.)

Mehr Koh­le oder weni­ger?
Durch­aus schwan­kend, immer par­al­lel zur Geschäfts­ent­wick­lung. Abzüg­lich zwei Mona­te Eltern­geld, das für mich Selb­stän­di­gen anhand eines zwei Jah­re in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den Geschäfts­jah­res berech­net wur­de. Ein Geschäfts­jahr, in dem wir viel inves­tiert und uns wenig aus­ge­zahlt haben. Dan­ke, lie­ber Staat, der Beruf und Fami­lie so gut ver­eint und Selb­stän­dig­keit nicht immer wie­der sanktioniert. 😘

Mehr aus­ge­ge­ben oder weni­ger?
Bestimmt eini­ges mehr, weil wir jetzt zu Dritt sind. Allei­ne, was die Kin­des­be­treu­ung kos­tet! (Sie­he dazu auch den letz­ten Satz des vor­he­ri­gen Punk­tes.) Aller­dings haben wir uns die­ses Jahr voll­kom­men frei­wil­lig den ein­mo­na­ti­gen Urlaub zur Eltern­zeit gespart und waren auch sonst nicht viel weg.

Mehr bewegt oder weni­ger?
Gefühlt sehr, sehr viel weni­ger. Tat­säch­lich fast genau­so so viel wenig wie im Vor­jahr. Das liegt dar­an, dass ich in der Eltern­zeit drei Mal die Woche raus bin. Davor und danach aber so gut wie gar nicht. Lau­fen passt ein­fach nicht in den nor­ma­len All­tag und dar­un­ter lei­de ich sehr.

Die har­ten Fak­ten: 22 Mal gelau­fen (2019: 22 Mal), durch­schnitt­lich 5,47 km (5,35 km), ins­ge­samt 120,23 km (117,79 km).

Der hirn­ris­sigs­te Plan?
Die Eltern­zeit. Ich mei­ne, nicht an sich, das war schon toll, so viel Zeit für die Klei­ne und für uns als Fami­lie zu haben. Aber wir hat­ten so groß­ar­ti­ge Plä­ne und woll­ten die zwei gemein­sa­men Mona­te inten­siv nut­zen, unter ande­rem, indem wir einen Monat ein­fach mal woan­ders sind. Und dann zer­schlu­gen sich alle Plä­ne, ande­re unglück­li­che Umstän­de kamen dazu und wir ver­brach­ten letzt­end­lich den größ­ten Teil der Zeit taten­los zuhau­se. Es schlug uns allen aufs Gemüt, das war nicht schön.

Der Rhein mit Schiff auf der rechten Seite Richtung Siebengebirge. Links am Ufer einige Menschen, die auf dem Weg entlanglaufen oder auf Bänken sitzen.
Wenigs­tens gin­gen wir ab und zu mal vor die Tür.

Die gefähr­lichs­te Unter­neh­mung?
Auto fah­ren. Ja, kras­ser wur­de es 2020 nicht.

Die teu­ers­te Anschaf­fung?
Die Tages­mut­ter. Kei­ne teu­ren Ein­zel­pos­ten. Es sind die vie­len Kleinigkeiten.

Am meis­ten tele­fo­niert mit …?
Allen. Vor allem natür­lich Video­te­le­fo­nie. Der vol­le Ter­min­ka­len­der der Ver­gan­gen­heit wur­de abge­löst durch noch mehr Ter­mi­ne per Video­call. Am Anfang fand ich das schreck­lich, weil es auch so ermü­dend ist. Mitt­ler­wei­le genie­ße ich aber auch die posi­ti­ven Sei­ten: nicht mehr so viel rei­sen zu müs­sen und meis­tens abends zuhau­se sein zu können.

TV-Serie des Jah­res?
So vie­le Seri­en konn­te ich lei­der nicht mehr schau­en. Es gab trotz­dem wel­che mit einer 5-von-5-Bewertung:

  • Bet­ter Call Saul (Staf­fel 5). Die Serie hat ein­fach einen hohen Stan­dard, der auch mit jeder neu­en Staf­fel nicht gerin­ger wird.
  • Feu­er und Flam­me (Staf­fel 3). Auch wenn das Per­so­nal nicht mehr so amü­sant ist, gefällt es mir als altem THW-ler, den Feu­er­weh­ren zuzu­se­hen, wie sie Men­schen­le­ben ret­ten und Feu­er löschen.
  • The Crown (Staf­fel 4). Ich bin froh, dass mit den Acht­zi­gern auch wie­der Qua­li­tät kam. Moment, das klingt jetzt irgend­wie falsch. Jeden­falls: Die vier­te Staf­fel war wie­der rich­tig, rich­tig gut. Von der drit­ten wur­de ich lei­der etwas enttäuscht.

Die größ­te Ent­täu­schung übri­gens, also der größ­te Unter­schied zwi­schen Erwar­tung und Rea­li­tät, war lei­der Star Trek: Picard.

Erkennt­nis des Jah­res?
Nichts ist sicher, nicht ein­mal das, was du denkst zu sein.

Bes­te Idee/Entscheidung des Jah­res?
Vater-Tochter-Kurz­ur­laub in Eber­mann­stadt. 💘 Es tat gut, mal raus zu sein und es war rich­tig schön, mal ein paar Tage nur uns bei­de zu haben. (Naja, und mei­nen Teil der Fami­lie, der um uns rum­wu­sel­te. Aber das war auch sehr schön.)

Schlimms­tes Ereig­nis?
Die Umsatz- und Kos­ten­kur­ve Ende März. Zum ers­ten Mal hat­te ich wirk­lich Sor­gen um unser Unternehmen.

https://​twit​ter​.com/​J​o​h​a​n​n​e​s​/​s​t​a​t​u​s​/​1​2​4​3​5​8​2​6​0​5​7​8​7​8​8​9​672

Schöns­tes Ereig­nis?
Jedes ein­zel­ne Mal, wenn die Klei­ne mich sieht und sich unbän­dig dar­über freut. 💘

Stadt des Jah­res?
Eber­mann­stadt. Ich bin ja auch sonst nicht viel rum­ge­kom­men und dort hat es mir rich­tig gut gefal­len. Ver­mut­lich kommt da doch mei­ne Her­kunft durch.

Getränk des Jah­res?
Kei­ne Ahnung. Was man halt so trinkt.

Essen des Jah­res?
Kei­ne Ahnung. Was man halt so isst.

Das beein­dru­ckends­te Buch?
Ich habe natür­lich die­ses Jahr auch nicht viel gele­sen. Tags­über ist kei­ne Zeit und abends fal­len mir meis­tens schon nach zwei Sät­zen die Augen zu. (Das ist kein Scherz, das ist die bit­te­re Wahrheit!)

Es gab ein High­light: Kat­ja Oskamp – Mar­zahn, mon amour: Geschich­ten einer Fußpflegerin

Der ergrei­fends­te Film?
Es gab kei­nen ein­deu­ti­gen Knaller-Film in mei­nem sowie­so schwach aus­ge­präg­ten Fun­dus. Am bes­ten unter­hal­ten fühl­te ich mich von einem Trio, das ich in einem gemein­sa­men Bei­trag ver­blogg­te: Joker, Blin­ded By The Light, Im Strahl der Sonne

Der fes­selnds­te Pod­cast?
O tem­po­ra, o mores! Ich muss da mal eine neue Fra­ge ein­fü­gen. Viel­leicht auch nur für die­se eine Emp­feh­lung: Faking Hit­ler – Die wah­re Geschich­te der gefälsch­ten Hitler-Tagebücher

Die bes­te Musik?

Kli­cke hier, um Inhal­te von You­Tube anzuzeigen. 
Erfah­re mehr in der Daten­schutz­er­klä­rung von You­Tube.

Schlagt mich mei­net­we­gen für mei­nen seich­ten Geschmack, aber die­ses eine Lied lief in den letz­ten Mona­ten rauf und run­ter. (Außer­dem steht der Song­ti­tel in einem wun­der­schö­nen Wider­spruch zu dem, was 2020 wirk­lich ange­sagt war.)

Das schöns­te Kon­zert?
Haha­ha­ha­ha­ha­ha­ha­ha­ha­ha­ha­ha! Kon­zert! Hahahahaha!

Wort des Jah­res?
Mäus­chen! 💘

Die meis­te Zeit ver­bracht mit …?
Klein-Lea. 💘

Die schöns­te Zeit ver­bracht mit …?
Mei­nem Mäus­chen. Sie ist ja so toll! 💘

Ver­liebt?
Ja! 💘

Vor­herr­schen­des Gefühl 2020?
Unsi­cher­heit. Aber auch Gelassenheit.

2020 zum ers­ten Mal getan?
Mund-Nasen-Schutz getra­gen. Eltern­zeit genom­men. Kind einer frem­den Per­son anver­traut. Rein digi­ta­le Events veranstaltet.

2020 nach lan­ger Zeit wie­der getan?
Meh­re­re Tage am Stück das Haus nicht ver­las­sen. Krank genug sein, um das Bett zu hüten. Kei­nen Jah­res­ur­laub gemacht.

Drei Din­ge, auf die ich gut hät­te ver­zich­ten kön­nen?
Schlaf­man­gel. Arbeits­stress. Sorgen.

Die wich­tigs­te Sache, von der ich jeman­den über­zeu­gen woll­te?
Weih­nach­ten nicht die Ver­wandt­schaft abklappern.

Das schöns­te Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Jede Form der Zunei­gung, die das klei­ne Mäus­chen aus­drückt. 💘 Die Zeit, die uns die Oma als Paar schenkt. 💝 

2020 war mit einem Wort …?
Außer­ge­wöhn­lich.

(Alle Jah­res­end­fra­ge­bö­gen seit 2011 gibt es hier. Im alten Blog: 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003, 2002)

Eine Antwort

  1. […] Das ist doch mal eine schö­ne Idee, die Joël da hat1: Man suche sich zwei Fotos pro Monat her­aus, die schon im Blog gepos­tet wur­den. Da ich das gan­ze Jahr brav geta­ge­buch­bloggt habe, soll­te das ja kein Pro­blem sein. Wohl­an und ohne wei­te­re Erklä­run­gen, denn dafür gibt es ja den „rich­ti­gen“ Jahresrückblick! […]