Urlaub: Ich berichtete, dass Klein-Lea Urlaub hat und damit auch mindestens eine:r von ihren Eltern. In diesem Fall mussten wir uns aufteilen. Ich übernehme die ersten zwei Wochen „Sommerferien“, die Mutter eine weitere, den Rest kriegen wir auch noch irgendwie rum.
Urlaub auf dem Bauernhof: Um nicht nur zuhause Programm machen zu müssen, hatte ich mich bei Klein-Leas Vater seinen Eltern angemeldet. Was auch den riesigen Vorteil hatte, meine frisch geschlüpfte Nichte nebst dem Neffen und seinen Eltern sehen zu können. Hauptsächlich waren wir aber auf dem Bauernhof, also in der Wohnung der Oma, die sich auf einem Bauernhofgelände befindet. Die Kleine freute sich nicht nur über die ganzen Leute, sondern auch über die Hühna, es war einfach zu niedlich.
Ab ins Unwetter: Wir fuhren am Mittwochnachmittag nach Hause und hatten auf der ganzen etwa vierstündigen Fahrt dauerhaft Regen. In Bonn angekommen schüttete es heftig. Ich war nass, nur, weil ich zur Tiefgarageneinfahrt kurz das Seitenfenster runterlassen musste. Ja, ich habe irgendwelche Warnungen vor Starkregen gesehen, aber mehr als „Yo, da regnet es dann wohl stark“ hatte ich nicht dabei verarbeitet. Erst, als die Kindsmutter später anmerkte, dass die Tiefgarage gerade vollläuft, machte sich so ein Gedanke breit: „Woah, das ist ganz schön viel Regen!“
Katastrophenhilflos: Am Ende stand die Tiefgarage wohl fünf oder zehn Zentimeter unter Wasser. Kein Problem. Da ahnte ich noch nicht, wie viel Glück wir in Bonn hatten, wo wir in einem etwas harmloseren Auge des Unwetters waren. Und erst spät am Abend merkte ich, was da im Ahrtal passierte. Ich bekam über Social Media mit, dass das kleine Rinnsal Ahr rasant stieg, bisherige Höchstmarken pulverisiert wurden. Erst am nächsten Morgen sah ich dann auf Bildern und Videos, was das bedeutete. Ich bin immer noch sprachlos.
Fluthilfe ist mir nicht fremd, ich habe immerhin zwei Hochwasser als THW-Helfer mitgemacht. Deshalb leide ich etwas darunter, gerade nicht mehr tun zu können, als hinter den Kulissen zu netzwerken und ein paar Verbindungen herzustellen. Gleichzeitig bin ich sehr ambivalent, was ich in Social Media mitbekomme. Leute fahren trotz wiederholter Aufforderung der Sicherheitsbehörden auf eigene Faust in das Katastrophengebiet. Manche scheinen zu denken, dass Hilfe nur dann zählt, wenn man sich dabei fotografiert. Unternehmen brüsten sich damit, ein paar Sixpacks Wasser gekauft zu haben und geben ihren Mitarbeiter:innen, die gerade ihr Hab und Gut verloren haben, großzügig ein paar Tage Sonderurlaub. Ich will auf gar keinen Fall die Hilfsbereitschaft kleinreden, im Gegenteil, das ist super, den meisten glaube ich ohne Zweifel, dass sie altruistische Ziele verfolgen. Vereinzelt frage ich mich allerdings, ob das wirklich Hilfsbereitschaft oder doch eher PR ist. Ich kenne aus der THW-Zeit halt auch die andere Seite: Menschen, die sich aufdrängen, im Weg stehen und Straßen blockieren und dann, wenn sie wirklich mal eine Schaufel in die Hand nehmen sollen, nach einer halben Stunde wieder weg sind.
Jedenfalls habe ich eine Social-Media-Pause eingelegt. Ich ertrage es nicht mehr, diese Bilder von der Zerstörung zu sehen und die Leute, die sich noch schnell Schlamm ins Gesicht schmieren, um ein gutes Selfie posten zu können. Ganz raus kann ich aber auch nicht, die meisten Gespräche laufen über Direktnachrichten in den Netzwerken. Und ganz wegsehen kann ich dann leider doch nicht – es ist mein geliebtes Ahrtal, dass da zerstört wurde, es zerreißt mir das Herz.
📧 Lass dich über neue Beiträge per E-Mail informieren!
🐖 Du findest das hier gut? Wirf was ins Sparschwein meiner Kinder! Vielen Dank! 🫶