Ich lie­be Bar­camps. Ich war 2013 zum ers­ten Mal bei einem und das Bar­camp­vi­rus hält mich seit­dem gefan­gen. Im glei­chen Jahr grün­de­te ich auch die loka­le Ironblogger-Gruppe und lern­te damit vie­le Bonner:innen ken­nen. 2014 war ich dann bei der Repu­bli­ca in Ber­lin und saß mit Karin Kru­beck zusam­men. Ich frag­te sie, war­um Bonn eigent­lich noch kein eige­nes Städte-Barcamp hät­te und ob wir nicht zusam­men eines auf die Bei­ne stel­len wol­len. Sie woll­te das sehr ger­ne machen, aber noch Sascha dabei haben, was ich begrüß­te. Zu Dritt tra­fen wir uns dann in den fol­gen­den Wochen und Mona­ten ziem­lich oft – per­sön­lich im Rosa Lu, aber auch per Video­kon­fe­renz, was damals noch ziem­lich fan­cy war.

Karin und Sascha dach­ten ein wenig auf dem Kon­zept her­um, zwi­schen­zeit­lich waren wir gefühlt bei einer inter­na­tio­na­len Sie­ben­ta­ge­kon­fe­renz mit tau­sen­den Teil­neh­men­den. Aber dann kehr­ten die bei­den zu mir zurück, der ich immer wie­der sag­te: Lasst uns doch ein­fach mal ein ganz nor­ma­les Bar­camp machen. Die Groß­kon­fe­renz kön­nen wir danach ja immer noch planen.

Wir gin­gen auf Meet­ups und erzähl­ten von unse­ren Plä­nen. Bei der Social­bar tra­fen Karin und ich auf Björn Müller-Bohlen, der beim Forum Inter­na­tio­na­le Wis­sen­schaft arbei­te­te, ein Insti­tut der Uni Bonn. Die hat­ten in der ehe­ma­li­gen hes­si­schen Lan­des­ver­tre­tung, mit­ten im Bun­des­vier­tel, aller­lei Räum­lich­kei­ten, die Björn uns anbot – zusam­men mit einem Team, das uns unter­stüt­zen könn­te. Voll von Glücks­ge­füh­len sag­ten wir direkt zu.

Am 28. Febru­ar 2015 war es dann so weit: Das ers­te Bar­Camp Bonn erblick­te das Licht der Welt. Mann, war ich auf­ge­regt! Die Tickets waren inner­halb weni­ger Tage weg gewe­sen, etwa 150 Augen­paa­re lagen nun vol­ler Erwar­tung auf Sascha und mir. Ehr­lich gesagt habe ich kaum noch eine Erin­ne­rung an die Eröff­nung damals, so sehr war ich mit mir selbst und die­ser Situa­ti­on beschäf­tigt. Aber das Bar­Camp Bonn war ein vol­ler Erfolg, zahl­lo­se Teil­neh­men­de spran­gen auf, als es an die Ses­si­onpla­nung ging, der Ses­si­onplan war im Nu voll. Und am Ende des anstren­gen­den Tages beka­men wir drei Stan­ding Ovations.

Von Höhepunkt zu Höhepunkt

Es war fan­tas­tisch und in die­sem Moment klar: Das Bar­Camp Bonn wird nicht ein­ma­lig blei­ben. Es folg­ten Jah­re vol­ler Highlights:

  • 2016 waren wir noch ein­mal im Forum Inter­na­tio­na­le Wis­sen­schaft (FIW). Die Tickets waren noch schnel­ler aus­ver­kauft als im Jahr davor. Es gab zahl­rei­che Neben-Aktionen und Kon­tak­te, die bis heu­te halten.
  • 2017 wur­den wir in den Post Tower gelockt. Es war das bis heu­te größ­te Bar­Camp Bonn, das nicht nur auf zwei Tage aus­ge­dehnt wur­de, son­dern mehr als 180 Per­so­nen die Mög­lich­keit zum Aus­tausch bot. Karin stieg nach die­sem Höhe­punkt in aller Freund­schaft aus dem Orga­ni­sa­ti­ons­team aus. Sascha und ich, die wir schon 2015 merk­ten, dass wir zusam­men gut kön­nen und im sel­ben Jahr eine Agen­tur gegrün­det hat­ten, über­nah­men fort­an das Bar­Camp Bonn alleine.
  • 2018 waren wir das ers­te und bis­her ein­zi­ge Mal außer­halb der Stadt­gren­zen. An der Hoch­schu­le Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augus­tin merk­ten wir, wie viel Arbeit uns die bis­he­ri­gen Gast­ge­ben­den abge­nom­men hat­ten und wie wich­tig die gefühl­te ört­li­che Erreich­bar­keit ist.
  • 2019 war schon das fünf­te Bar­Camp Bonn, das wir zusam­men mit den eben­falls jubi­lie­ren­den Freund:innen aus Koblenz fei­er­ten. Am Frei­tag fuhr ein his­to­ri­scher Stadt­bus der SWB mit einer Grup­pe Bon­ner Barcamper:innen nach Koblenz, Sams­tag und Sonn­tag gab es Gegen­be­su­che im Base­camp. Es gab Live-Musik bei schöns­tem Wet­ter. Eine rund­um gelun­ge­ne Drei-Tage-Party.

Der tiefe Einschnitt

Und dann kam die Pan­de­mie. Eigent­lich woll­ten wir im März 2020 zurück zu den Wur­zeln keh­ren, also ins FIW, doch zwei Tage vor­her war es die ers­te Ver­an­stal­tung von uns, die wegen Coro­na abge­sagt wer­den muss­te. Im August war das Bar­Camp Bonn dann aber wie­der­um die ers­te rein digi­ta­le Ver­an­stal­tung, die wir hemds­är­me­lig durch­führ­ten und zwei Jah­re vol­ler Agen­tur­auf­trä­ge begrün­de­te. 2021 mach­ten wir sogar eine zwei­tä­gi­ge Ver­an­stal­tung dar­aus, bei der aller­dings nur noch halb so vie­le Leu­te dabei waren wie gewohnt. Die Digitalevent-Müdigkeit hat­te sich schon ausgebreitet.

In der Pan­de­mie ging der Schwung ver­lo­ren. Zwar kehr­ten wir 2022 als eine der ers­ten Ver­an­stal­tun­gen auch wie­der in den phy­si­schen Raum zurück, es war aber irr­sin­nig schwer, noch Unter­neh­men zu fin­den, die bereit waren, uns zu unter­stüt­zen. Mit einem gehö­ri­gen finan­zi­el­len Defi­zit fei­er­ten wir trotz­dem unter dem Mot­to „Hel­lo again!“ die Rück­kehr, sogar die Ober­bür­ger­meis­te­rin hielt eine Grußrede.

2023 war abseh­bar, dass es noch schwe­rer wür­de. Nicht nur die Sponsor:innenakquise gestal­te­te sich auf­wen­dig. Vor allem fan­den wir kei­ne Loca­ti­on. Nach der drit­ten Zu- und dann Absa­ge ent­schie­den wir: 2023 wird es kein Bar­Camp Bonn geben. Der Tiefpunkt.

Damit abfin­den woll­ten wir uns aber nicht. Sis­trix, ins­be­son­de­re der treue Bar­cam­per Ste­ve Pai­ne, lud uns zu sich ein. Mit der Loca­ti­on kam auch die Moti­va­ti­on wie­der. Und weil der Pan­de­mie zahl­rei­che Städte-Barcamps aus dem Umkreis zum Opfer gefal­len waren, begrüß­ten wir 2024 neben der Bon­ner Com­mu­ni­ty auch eini­ge Gäs­te von außer­halb. Das gab Mut und nach dem über­aus posi­ti­ven Feed­back und mit der Aus­sicht auf das Jubi­lä­um war uns klar: Tot­ge­sag­te leben länger.

Zum zehnten Mal

Heu­te ist es also so weit. Heu­te feie­re ich mit über ein­hun­dert Per­so­nen das zehn­te Bar­Camp Bonn, zehn Jah­re nach unse­rem ers­ten Ver­such. Ich freue mich so sehr, dass wir das machen dür­fen und dass wir mit der Cronn GmbH am Bon­ner Bogen eine fan­tas­ti­sche Part­ne­rin gefun­den haben, die uns in bes­ter Barcamp-Tradition unter­stützt. Es wird Tor­te geben und gegrillt, wir pro­bie­ren locke­re Abend­ses­si­ons aus, es wird, kurz gesagt: ein­ma­lig toll wer­den, da bin ich sicher. Und wir wer­den am Abend sagen: Das muss wie­der­holt werden!

Vie­len Dank an die­ser Stel­le allen, die Teil die­ser ein­ma­li­gen Rei­se sind und waren. Allen vor­an der Com­mu­ni­ty, den Men­schen, die das Bar­Camp Bonn so leben­dig mach­ten und machen, die Ses­si­ons anbie­ten und an Ses­si­ons teil­neh­men und damit über­haupt erst dafür sor­gen, dass wir uns nicht nur zum Essen tref­fen. Vie­len Dank natür­lich auch an alle Vertreter:innen von Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen, die zum Gelin­gen mit Loca­ti­ons, Geld und Sach­leis­tun­gen dazu bei­tru­gen und bei­tra­gen, dass die­se Com­mu­ni­ty einen Ort zum Bar­cam­pen bekommt und wäh­rend­des­sen nicht ver­hun­gern und ver­durs­ten muss. Und last but not least muss ich natür­lich dem Team von Bonn​.digi​tal dan­ken, das Sascha und mir immer mehr von der klein­tei­li­gen Orga­ni­sa­ti­ons­ar­beit abnimmt, damit wir uns mehr auf die Inhal­te kon­zen­trie­ren kön­nen und neu­er­dings sogar ein biss­chen was von den Ses­si­ons mitbekommen.

Zehn Jah­re Bar­Camp Bonn haben mich Bar­camps noch viel mehr lie­ben las­sen. Denn ich weiß nun einer­seits, wie viel Arbeit in der Orga­ni­sa­ti­on eines vor­der­grün­dig so unor­ga­ni­sier­ten For­mats steckt. Und ande­rer­seits ver­ste­he ich noch viel mehr, wie wich­tig all die Men­schen drum­her­um sind, die sich aktiv ein­brin­gen, und wel­che gro­ße Rol­le sol­che Ver­an­stal­tun­gen bei der Bil­dung neu­er Initia­ti­ven und neu­er Netz­wer­ke spielen.

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5 Kommentare

  1. Dan­ke für Euren Ein­satz und das Ver­net­zen all die­ser Men­schen! Und Dan­ke, dass Ihr auch im größ­ten Stress immer mög­lich macht, mich mit einer Zuschal­tung ein­zu­bin­den! Bin sehr gespannt auf die kom­men­den zehn Jah­re! Fühlt Euch dol­le gedrückt!

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