Ich habe dieses Jahr vergleichsweise wenig Sessions besucht, weil – weil – na, weil da so viele tolle Menschen waren! Ganz viele alte Bekannte, viele neue Bekannte, Bonner, Berliner, Wiesbadener, Hannoveraner, Bremer, Hamburger, Münchener, sogar Mannheimer, Ironblogger und überhaupt alles, was einen Internetanschluss hat. Dafür hat sich dieser anstrengende Ausflug allemal gelohnt.
Gesehenes
Aber ich habe wie gesagt auch einiges gesehen und in bester Tradition (also seit dem letzten Jahr) bemühe ich mich, die Videos dazu einzusammeln, damit ihr auch etwas davon habt. Soweit vorhanden natürlich.
Geh mir weg mit BarCamp! (Stefan Evertz, Vivian Pein, Stefanie Aßmann, Florian Krakau)
(Leider keine Aufzeichnung vorhanden.)
Meine re:publica begann mit Barcamps. Stefan Evertz erklärte der versammelten Gemeinde (der kleine Saal war voll), was Barcamps sind und stellte dann das Thema Eintrittspreise zur Diskussion. Anschließend wurden die anderen drei Anwesenden integriert, die persönliche Ansichten zu Barcamps beitragen durften.
Leider war das Publikum ziemlich homogen. Gefühlt wussten alle, was Barcamps sind, und das eigentlich strittige Thema Eintrittspreise wurde auf eine Frage hinuntergebrochen: Eintritt ja oder nein? Dabei wäre die sinnvollere Frage gewesen: Ab welchem Betrag verschließe ich die Türen für Privatinteressierte, Studierende und andere Zielgruppen? Oder genauer: Ab welchen Betrag ist ein Barcamp eigentlich nur noch eine Fachkonferenz ohne Programm?
Aber nun gut, es war kurzweilig, ich bin gut in die re:publica reingekommen und Vivian war so nett, mir nachher noch für meine Master-Arbeit ein Interview zu geben, was ich immer noch ganz toll finde.
Geschichte twittern: Wie, was, wann? (Moritz Hoffmann, Charlotte Jahnz)
Eine der absoluten Pflicht-Sessions war natürlich die von Charlotte und Moritz über ihren Geschichts-Twitter-Account @9nov38. Nicht, dass die beiden mir etwas gänzlich Neues erzählt hätten, aber es war zum einen schön, noch einmal zu sehen, wie beispielhaft das Projekt aufgezogen wurde, und zum anderen, wie großartig das Interesse des Publikums war. Der Saal war brechend voll, alle saßen mit ihren Kopfhörern da (Erklärung im Techniktagebuch) und Charlotte und Moritz hatten im Anschluss noch so einige Interviews zu geben. Sehr, sehr fein.
Looking for Freedom (Mikko Hypponen, David Hasselhoff)
Eine Sache, die ich bis ungefähr 16:30 Uhr am ersten Tag hörte: „Zu David Hasselhoff gehe ich nachher auf jeden Fall! Woohoo!“ Auch ich wollte den Held meiner Kindheit auf der Bühne sehen, auch wenn er vorher schon zwei Mal an mir vorbeigelaufen war – etwas, das ich meinen Enkeln noch erzählen kann. Um 16:30 Uhr war Hasselhoff seit einer Viertelstunde auf der Bühne und die Saalflucht begann. Am Ende der Session war nicht einmal mehr als die Hälfte der Teilnehmer im Saal. Das lag ganz einfach daran, dass diese Präsentation nichts weiter als eine schlecht gemachte Werbeveranstaltung für eine Antivirensoftwarefirma war, deren Maskottchen The Hoff ist. Schade, weil es das auch schwer macht, die Besucher zukünftiger re:publicas davon zu überzeugen, dass große Stars vielleicht auch mal wirklich was zu sagen haben.
Rede zur Lage der Nation (Sascha Lobo)
Das ist geschummelt, ich war nämlich gar nicht dort. Es ist bloß die einzige Session, die ich bisher nachgeholt habe. Um genau zu sein, direkt am nächsten Morgen. Inhaltlich haben andere Sascha schon wesentlich besser wiedergegeben und erklärt, als ich das je könnte. Bei mir ist nur Ratlosigkeit geblieben. Es wurden viele Fragen aufgeworfen und einige Forderungen gestellt, aber konkrete Pläne (außer spenden und mit Politikern reden) habe ich nicht vernommen.
Pledge, Turn, Prestige - The Snowden Pitch (Marcus John Henry Brown)
Ein weiteres Highlight dieser re:publica und ein guter Grund, Sascha Lobo nicht live zu sehen. Marcus hat die absolut richtige Mischung aus Witz, Wahrheit und Wirklichkeit gewählt bei seiner Satire. Also das, was man wohl britischen Humor nennt, auf die sympathische Weise rübergebracht, die man wohl Marcus nennt. Ich möchte solche Vorträge bitte ab sofort jeden Monat!
Big Data? Intelligente Maschinen! (Yvonne Hofstetter)
War die halbe Stunde verschenkt? Nein. War ich restlos begeistert? Auch das nicht. Yvonne Hofstetter gab Einblick in die Wall Street und führte deutlich vor Augen, wie gefährlich es sein kann, wenn man die Computer einfach machen lässt. Achtzig Prozent des Börsenhandels an der Wall Street findet ohne menschliches Zutun statt und kann sogenannte „flash crashes“ zur Folge haben; also das abrupte, in Millisekunden stattfindende Absinken von Kursen von mehreren Prozent, was Millionen Dollar Schaden verursachen kann. Sie fand den Bogen zu Big Data und warnte davor, wie viele Daten unkontrolliert bei Privatunternehmen lagern und welche Gefahr davon ausgeht. Nickte ich bis dahin öfter mal, schüttelte ich jedoch beim letzten Schritt heftig den Kopf. Hofstetter verlangte tatsächlich, dass der Staat die Hoheit über Big Data erhält. Ein Schluss, dem ich nicht folgen will.
Wer archiviert das Internet? (Paul Klimpel, Alexis Rossi, Elisabeth Niggemann)
Es ist eine interessante Frage, wie man elektronische Daten archivieren soll, insbesondere in Hinblick auf die schiere Masse. Die Deutsche Nationalbibliothek, erklärte Vertreterin Elisabeth Niggemann, hat den gesetzlichen Auftrag, alle deutschen Werke zu sichern, kann das aber zurzeit nur für physische Erzeugnisse garantieren. Alexis Rossi vom Internet Archive zeigte, wie groß deren Datenschatz mittlerweile ist – und wie viel mehr noch fehlt. Sehr interessant eigentlich.
Aber insgesamt war diese Session so schrecklich, dass ich tatsächlich vorzeitig gegangen bin. Der Elan des Moderators war wohl noch im Reisegepäck und auch Niggemann hat so interessant vorgetragen, dass ich mich ins Bett zurückwünschte. Der Dritte im Bunde, ganz rechts auf der Bühne, habe ich überhaupt nicht reden gehört und ich weiß bis heute nicht, wer der beiden Männer Paul Klimpel ist, weil sich keiner der beiden vorstellte. Insgesamt eine Beispiel-Session, wie man sich besser nicht auf einer großen Bühne verhält. Schade um das gute Thema.
Ist die Gesellschaft reif für autonomes Fahren? (Walter Matthias Kunze, Helmuth Ritzer, Prof. Tobias Wallisser, Stefanie Söhnchen)
Außer dem ersten Beitrag vom Trendquest-Typen war das eine sehr inspirierende Runde mit interessanten Zukunftsvisionen. Die Frage, wie autonomes Fahren uns, unser Verhalten, unsere Städte und Infrastruktur ändern könnte, fand ich sehr schön. Es war kein Fachjubeln, auch wenn ein Daimler-Vertreter dabei war, sondern es war eine offen geführte Diskussion mit vielen Wenn und Abers.
Ein blindes Huhn ist kein Ponyhof: Mit Schabernack auf Wortschatzsuche (Wibke Ladwig)
Ein ganz großes Highlight war auch wieder Wibkes Vortrag. Obwohl es ja nur im Randbereich etwas mit Netzkultur und Internet zu tun hat, war es dennoch eine sehr gut besuchte Session. Und Wibke rockte den vollen Saal natürlich. Fantastisch.
Wie ich lernte, die Überwachung zu lieben (Felix Schwenzel)
Wie immer lohnte es sich total, Felix reden zu sehen. Ich bin immer wieder aufrichtig begeistert, wie er es schafft, mit seiner schnorrigen Art, die gegen alles spricht, was man in den Präsentationsseminaren dieser Welt lernt, immer ganz genau den Punkt zu treffen. Ich habe selten Vortragende erlebt, die einen so fesseln können, weil sie einfach was zu sagen haben und das mit den richtigen (!) Folien untermalen.
Ja, und inhaltlich war es natürlich auch super. Natürlich war auch er schon witziger, aber erstens brachte er trotzdem noch den einen oder anderen Gag unter und zweitens wäre es auch einfach nicht angemessen gewesen. Gefährlich fand ich es auch, die Bürgerrechtsbewegung der afroamerikanischen Bevölkerung in den Sechzigern mit unserem Kampf für ein freies Internet zu vergleichen. Aber es gilt das oben Gesagte: Er traf den Punkt.
Noch nicht Gesehenes (aber bald, vielleicht, bestimmt)
Diese Sessions plane ich per Video nachzuholen. (Die Reihenfolge entspricht ungefähr dem Sessionplan.)
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#rp14 re:view http://t.co/kllsBiuWF0
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Thank you for coming to see my thing and thank you for writing nice things about it.
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[…] war letzte Woche auf der re:publica, aber darüber schrieb ich ja schon. Was noch nicht erzählt wurde, war mein voll professioneller Auftritt im […]
[…] brauchte die re:publica, um meine Gedanken laut zu äußern. Die weitere Geschichte erzählen Karin und Sascha, die […]
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