Die Kurzform: Drei Tage sind echt anstrengend.
Die Langform ist sehr lang. Dieser Beitrag hier hat mich viele Stunden Arbeit gekostet, aber das war es wert. In den folgenden rund zwanzig Stunden sehen Sie – soweit verfügbar – die Videos aller Vorträge, bei denen ich persönlich anwesend war, sowie Videos der Veranstaltungen, die ich noch nachzuholen gedenke. Denn ich habe mir ziemlich viele Vorträge angesehen und trotzdem nicht einmal die Hälfte von dem geschafft, was ich gerne sehen wollte. Ist ja auch kein Wunder, wenn sieben Bühnen und vier Workshops parallel und drei Tage lang zum Teilnehmen einladen. Die re:publica ist echt groß.
Insgesamt war es übrigens super. Die Technik für die Besucher, sprich: das WLAN, hat fast immer hervorragend funktioniert. Die Videos sind toll geworden, die Shows waren genial, aber einen Wermutstropfen gab’s leider trotzdem: Die Technik auf der Bühne hakte leider ziemlich oft. Viele Referenten setzen Videos ein und bei gefühlt jedem zweiten funktionierten sie nicht oder nur unter Umständen. Auch Hauptredner wie Dueck und Lobo hatten mit technischen Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Es wird halt leider nie alles perfekt sein. Das gilt auch für die unheiligen Pfandmarken, aber das nur am Rande. Insgesamt aber möchte ich unbedingt festhalten: Eine super Organisation! Eine Wahnsinnsorganisation, man mag sich gar nicht vorstellen, was man da alles bedenken muss und trotzdem sind die schlimmsten Auswirkungen hakende Videos und Pfandmarken. Toll.
Jetzt aber zum Wesentlichen, dem, was ich gesehen habe.
Tag 1
Aufruf zum metakulturellen Diskurs (Gunter Dueck)
Die erste Viertelstunde hatte ich verpasst, aber das macht nichts, dafür gibt es ja YouTube. Gunter Dueck war wie immer sehr unterhaltsam und inhaltlich nicht uninteressant, auch wenn seine neue Karriere als Vortragsredner im Wesentlichen darin zu bestehen scheint, mit den immer gleichen Folien viele verschiedene Veranstaltungen zu besuchen. Vom Foliendesign kann man nichts lernen, aber wie man eine Mischung als Altbekannten und Allerweltswissen aufbereitet und unterhaltsam unter die Leute bringt, und zwar so, dass sie es auch behalten, davon kann man noch eine Menge lernen. Ich bin also immer noch Dueck-Fan.
Dieses Mal durften wir im Wesentlichen das mitnehmen: Wir sind uns untereinander bestimmt einig, wie was in der Gesellschaft zu handhaben ist, aber wir sind nicht empathisch genug, wir lassen keine Gegenmeinungen zu. Überhaupt erzeugen starke Meinungen starke Gegenmeinungen und letztendlich wird damit genau gar nichts erreicht. Damit war Dueck ein guter Wegbereiter für den am Abend referierenden Sascha Lobo, der Ähnliches forderte: Redet mit denen, die nicht eurer Meinung sind, versucht, Kompromisse zu finden, habt auch Empathie für die Telekom, die ja auch nur versucht, Geld zu verdienen. Das muss man erst einmal sacken lassen.
Die Geschichte des Computers (Horst Zuse)
Er wirkte ein wenig fahrig und so richtig war mir das Ziel des Vortrags nicht schlüssig, aber vielleicht wollte der Sohn von Konrad Zuse nur ein wenig über seinen Vater plaudern, wie er zum Z3 kam und wie es danach weiterging zum heutigen Computer. Wenn das der Plan war, ist er gelungen. Wenn nicht, lag es an den nicht abspielbaren Videos.
Dass Zuse sich um Rechenmaschinen und damit letztlich um Computer verdient gemacht hat, ist übrigens einmal mehr eine Geschichte von Zufall und Notwendigkeiten. Denn Zuse war Illustrator und Statiker, musste viel rechnen und wollte sich das Leben schlicht einfacher machen. Das zeigt mal wieder, dass man Erfolg nur bedingt planen kann.
Mass Customization: Da geht noch mehr (Kathrin Passig)
Gleich nach Zuse verdiente sich Kathrin Passig einmal mehr unheimlich viele Sympathien. Sie erzählte, wie es zu Zufallsshirt kam, wie es funktioniert und was man daraus eigentlich noch machen könnte. Wenn sie denn wollte.
Cybersexism (Laurie Penny)
„Erstmal zu Penny“ sagten meine charmante Montagsbegleiterin und ich uns dann und wurden Zeugen eines inspirierenden Vortrags, der zu Teilen auf Pennys Arm notiert war.
10 Fehler die wir alle machen! – Nonprofits und Social Media Stand 2013 (Jona Hölderle)
Der Ort des Vortrags (Workshop-Areal) war nicht nur deshalb falsch gewählt, weil es deshalb keine Videoaufzeichnung gibt. Der Publikumsandrang war enorm und sprengte die zur Verfügung stehenden Verhältnisse bei Weitem. Eine richtige Bühne wäre angemessen gewesen.
Inhaltlich hielt der Vortrag, was er versprach. Die Tipps und Hinweise waren nicht nur für Nonprofits interessant. So soll man seine Social-Media-Aktivitäten besser nicht darauf beschränken, einen Facebook-Account zu haben, es gibt schließlich noch viel mehr. Und wer jetzt denkt: Ah, Twitter!, Google+!, der liegt zwar nicht gänzlich falsch, verliert aber eventuell aus den Augen, dass es auch kleine, spezialisierte Communities gibt, die sich sehr gezielt über bestimmte Themen vernetzen. Darüber hinaus legte @Pluralog Wert auf den Hinweis, dass man eigene Blogs führen müsse. Etwas, das man nur unterstreichen kann. Und nicht zuletzt sollten sich gerade Nonprofits überlegen, ob es denn immer eine App sein muss, wenn man Inhalte publizieren möchte.
Nachtrag: @Pluralog hat den Vortrag inklusive Ton zur Verfügung gestellt. Super!
Wikipedia: wo User geblockt, Artikel gelöscht und Reputationen zerstört werden (Anja Ebersbach, Pavel Richter, Dirk Franke)
Eine Mischung aus Selbstbeweihräucherung und Rechtfertigung, das in dem Satz gipfelte, dass die meisten gelöschten Artikel auf Wikipedia Schrott wären. Wikipedia und Wikimedia sind eine tolle Sache, die unsere Gesellschaft voranbringen, aber so, wie sich der Verein zurzeit präsentiert, ist es eine Schande. Spätestens, als Ebersbach konstatierte, dass weniger als jede fünfte Nutzerin von Wikipedia eine Frau wäre und die Ursache dafür nicht in der eingeschworenen Männergemeinde, dem barschen Umgangston oder der unsachlichen Debatten gesucht wurde, sondern ausgerechnet in der „vielleicht etwas zu komplizierten Eingabemaske“, wurde die Unruhe groß. Was bleibt ist: Bei Wikipedia gibt es für jeden Pups Richtlinien und Regeln, ab wann etwas als „relevant“ zu betrachten ist, aber keine Regeln für Diskussionen.
Überraschungsvortrag II (Sascha Lobo)
Man kann ja mal sagen: Nur dafür lohnt sich der Besuch in Berlin. Er wirkte ein wenig zerfahren, was auch daran liegen könnte, dass er dieses Jahr nicht nur einen Vortrag vorbereitete (dessen Videos nicht funktionierten…), sondern tatsächlich Projekte anstieß. Zum Einen ließ er von Stijlroyal ein Internetlogo entwickeln, zum Anderen baute Felix Schwenzel reclaim.fm, das ich mir bei Gelegenheit auch noch näher ansehen muss, weil ich den Ansatz sehr interessant finde. Was geblieben ist, war eine deutliche Botschaft: Wir sollen uns nicht mehr damit abfinden, übergangen zu werden. Wir sollten uns aber auch bewusst sein, dass blanke Wut nicht das Mittel der Wahl ist, sondern Koalitionen schmieden, damit wir unsere Ziele erreichen können. Solange wir nämlich in einer derartigen passiven Abwehrhaltung stecken wie zurzeit, so lange werden wir Dinge wie das Leistungsschutzrecht ertragen müssen.
Tag 2
Vom Erklärbär zur Ameisenkönigin – Crowdsourcing, Deliberation und Co im Wissenschaftsjournalismus (Ralf Grötker, Marco Maas, Nicola Kuhrt, Grit Kienzlen, Patrick Klügel)
Dinge, die nicht auf den großen Hauptbühnen stattfinden, finden abseits der nicht anwesenden Öffentlichkeit statt. Deshalb gibt es von Stage 7 leider auch kein Video (jedenfalls noch nicht), das ist bei dieser Runde (s.o., Nicola Kuhrt von Spiegel Online ist leider auf dem Foto verdeckt) allerdings auch kein großer Verlust gewesen. Es gibt ein, zwei interessante Botschaften aus der Diskussion, letztlich blieb die Runde jedoch die Antwort auf die Frage schuldig, wie „Crowdsourcing, Deliberation und Co“ dem Wissenschaftsjournalismus helfen können. Am interessantesten fand ich noch, wie Nicola Kurth über die Innovationsfeindlichkeit bei Spiegel Online plauderte, was mich dann doch ein wenig erstaunte. Andererseits dann jedoch auch wieder nicht. Am Ende bleibt die banale Erkenntnis von LobbyPlag-Mitgründer Marco Maas: Bei Big Data und Co. geht es nicht darum, den Journalisten das Leben leichter zu machen, sondern neue Wege der Recherche zu finden.
Unser Blog soll schöner werden (Markus Beckedahl)
Interessanter Vortrag, der natürlich nicht vollkommen uneigennützig forderte, netzpolitik.org zu unterstützen. Markus Beckedahl führte zahlreiche Überlegungen an, die er und seine Mitstreiter zur Refinanzierung des Projektes hatten, die aber alle endeten mit: „Das wollten wir aber nicht.“ Tja, jetzt eben Spenden, was im ersten Anlauf schon ganz gut klappt, die mittelfristige Entwicklung der Einnahmesituation ist jedoch noch nicht absehbar.
decoding a book – Was ist Buch? (Wibke Ladwig)
Auf der brechend vollen Stage 7, wo auch ich nur noch einen Stehplatz ergattern konnte und einige durch die Fenster versuchten, noch ein wenig zu erhaschen, verdiente sich Wibke Ladwig alias @sinnundverstand den Sonder-Award für die unterhaltsamste Session allemal. Aber auch inhaltlich war der Vortrag sehr gut und interessant. Bei einem Thema wie dem Buch gibt es sehr viele, auch extreme, Ansichten, was auch in der anschließenden Diskussion sehr deutlich wurde. Wibke rief aber zur Besonnenheit auf: Sowohl das klassische Buch, als auch das E-Book haben ihre Existenzberechtigungen und Funktionen. Im Gegensatz zu Musik und Film erfüllt ein Buch als Träger des Mediums auch Funktionen, die man nicht eins zu eins auf elektronische Medien übertragen kann. Bei manchen Genres ergibt dagegen ein E-Book viel mehr Sinn, vor allem im wissenschaftlichen Bereich. Überhaupt: Wir sehen den Begriff des Buches viel zu eng, es gibt ja so viele verschiedene Möglichkeiten, vom Bilderbuch bis zur Belletristik und darüber hinaus.
Das vernetzte Auto – wie verändert sich unsere Mobilität? Ein Gespräch mit Dieter Zetsche. (Dieter Zetsche, Martin Randelhoff)
Ich würde es nicht als vertane Zeit bezeichnen, diese Stunde mit dem CEO von Daimler. Aber eine Diskussion mit einem Kommunikationsprofi wie Zetsche bringt nicht so viele Neuigkeiten, zumal er ja auch einen Konzern vertritt und nicht offen über die Zukunft des Automobils diskutieren kann. So musste Zetsche Wasserstoffantrieb genauso gut finden wie Radarsteuerung von vollautomatischen Autos, wo doch eigentlich Laser die bessere Alternative wären. Wenn der re:publica-Sponsor Daimler auf die eine oder andere Technologie setzt, dann muss er sie natürlich verteidigen und kann nicht mit anderen Möglichkeiten sympathisieren. Interessanter wäre die Diskussion sicherlich gewesen, hätte sie zusätzlich noch mit einem Vertreter von BMW oder Google stattgefunden.
Faszination Grundlagenforschung – Das Higgs, Big Data und die Teilchenphysik (Kerstin Tackmann, Christoph Wissing, Kerstin Borras, Henning Krause)
Ganz ehrlich: Ich habe kaum etwas verstanden. Der Titel hat mich gereizt, ich bin Higgs-Fan, bin beruflich mit Big Data verbunden und habe keine Ahnung von Teilchenphysik, hätte sie aber gerne. Die vier Damen und Herren auf der Bühne waren alle sehr sympathisch, aber auch echte Nerds. Nerds tun sich leider oft recht schwer, ihr Thema Nicht-Nerds nahe zu bringen. Hängen geblieben ist vor allem aus der anschließenden Diskussion, dass Grundlagenforschung extrem wichtig für uns und unsere Zukunft ist, dass wir jetzt noch gar nicht sagen können, was das Large Hadron Collider uns bringen wird und dass wir die Kosten, die das alles mit sich bringt, doch nicht einfach gegenrechnen können mit anderen wichtigen Dingen. Zumal uns die Bankenkrise ein Vielfaches gekostet hat, und das hat nun wirklich keinen Nutzen für die Menschheit erbracht, auch nicht langfristig.
Yarnbombing, Social Commerce und die Craftistas: Wie das Internet Crafting und Crafting unsere Gesellschaft verändert (Daniela Warndorf, Kiki Haas)
@Frau_Elise und @kikoehn redeten übers Stricken und ich war da. Den Satz müsste man ja eigentlich so stehen lassen, aber warum sollte man das. Die beiden Damen vom Fach erzählten dem vollen Saal, wie groß die Szene ist, wie sie sich entwickelt hat und woher das alles kommt. Ich war schon ziemlich überrascht, wie groß dieser Markt ist und wie viele sich Craftistas nennen (und wie sehr offensichtlich der weibliche Teil an der Szene überwiegt). Schade war, dass es die Zeit am Ende nicht mehr für Diskussionen reichte, denn ich glaube, da wären noch ein paar interessante Fragen gekommen.
Nachtrag: Wie zu erfahren war, wird es keine Videoaufzeichnung der Session geben. Schade, aber immerhin kann man sich die Folien betrachten.
Personal Branding Kampagne: Wie der neue Job dich findet (Christine Heller, Jochen Mai)
Dieser Vortrag interessierte mich alleine schon deshalb brennend, weil Christine ja eine ehemalige Kollegin von mir ist, die ihre Kampagne zu einem Zeitpunkt startete, als meine Tinte unter dem neuen Arbeitsvertrag gerade getrocknet war. Dass dieser Vortrag aber eventuell auch ein paar mehr Menschen interessieren könnte, als auf Stage 5 Platz war, hätten die Raumplanerinnen an zwei Dingen ablesen können: Erstens hat die Kampagne ja ganz schön eingeschlagen, da musste man also schon mit einigen Sympathisanten aus der Netzszene rechnen. Zweitens geht es um Jobsuche, nein, besser: Jobfindung, ein Thema, das uns alle betrifft und gerade für schüchterne Nerds eine interessante Alternative darstellt: Der Job kommt zu mir, ich brauche dafür nicht mehr tun, als meine sozialen Kontakte zu aktivieren.
Darin liegt meines Erachtens übrigens eine große Gefahr, wie auch Jochen Mai (@karrierebibel) ganz klar herausstellte: Man kann mit dieser Art Suche tatsächlich einen tollen Job finden und es gibt neben Christine auch noch ein paar mehr Beispiele, bei denen das geklappt hat. Man kann aber auch erheblich auf die Schnauze fallen und damit ziemlich viel Reputation verspielen. Je mehr Leute sich öffentlich bewerben, desto unwahrscheinlicher wird es, dass gute Angebote kommen, das glaube ich jedenfalls. Dazu kommt, das stellte Christine auch mal klar, dass sich große Unternehmen nicht melden werden, sondern die kleinen und mittelständischen Firmen.
Ob Personal Branding tatsächlich eine Jobfindungsmasche für die Zukunft ist oder ob sie nur für eine kleine Gruppe hochvernetzter Kommunikationsexperten empfehlenswert erscheint, wird sich zeigen. Letztere Möglichkeit, legten uns beide Referenten nahe, ist wahrscheinlicher.
Mixing Pop & Politics (Daniel Decker)
Zum Abschluss des Tages suchte ich eine Session, bei der ich ein wenig entspannen konnte. Ich fand Daniel Decker, und als er mit der E-Gitarre auf die Bühne trat, dachte ich mir noch: Yeah, Rock ’n Roll! Nun, seht selbst.
Es war kurzweilig und genau das Richtige für meinen mittlerweile rauchenden Kopf. Danach war der Tag aber auch sowas von beendet und ich kühlte mich mit ein paar Bieren in angenehmster Gesellschaft ab.
Tag 3
Take a ride on the Cyberpunk Express train (Keren Elazari)
Express train ist gar kein Ausdruck. Ich habe mich auf der Stelle in Keren Elazari verliebt, weil sie mit so viel unglaublicher Energie ihr Thema präsentierte, da war ich trotz viel zu wenig Schlaf hellwach. Sehr anschaulich präsentierte sie, wie sich das Hackertum entwickelte und welchen Anteil die Populärkultur dabei spielte. Auch Keren, eine echte Hackerin mit einem Faible für Sicherheitsstrukturen, wurde durch Filme in den Neunzigern dazu gebracht, ihren Beruf zu ergreifen. Filme, die von der Hackerwirklichkeit meistens sehr weit entfernt sind; das unterscheidet sich übrigens kaum vom heutigen Kino. Aber diese Filme sind eine Begeisterungsmaschine, sie schaffen Interesse für das Arbeiten an Computern und in Netzen und Interesse führt langfristig zu den Menschen, die unsere Zivilisation voranbringen. (Ja, ich versuche mich an gerade an ein wenig Pathos.)
10 Vorschläge um die Welt zu verbessern (Felix Schwenzel)
Ein weiteres Highlight der diesjährigen re:publica war dieser Vortrag. Natürlich war er in erster Linie Unterhaltung, man konnte und hat auf jeden Fall sehr viel gelacht. Aber die Botschaft des Vortrags ist angekommen: Die Welt war schon immer kurz vor dem Untergang, jede Generation hatte ihre persönlichen Untergangsszenarien, aber letztlich ist unser Leben immer besser geworden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch weiterhin besser wird, besteht. Das machte Mut. Vielen Dank also, Felix!
Ich freute mich, dass der Vortrag doch um 12:30 Uhr stattfand und nicht erst abends. Man hatte Felix nämlich die ganz große Bühne angeboten, Stage 1, die er auch verdient gehabt hätte, aber erst so spät, dass ich ihn nicht mehr live gesehen hätte. Das wäre auch deshalb schade gewesen, weil man von ihm wirklich etwas über Aufbau und Präsentation eines Vortrags lernen kann; etwas, das man nicht in Präsentationsschulungen beigebracht bekommt.
Die Digital Natives ziehen in den Krieg (Thomas Wiegold, Sascha Stoltenow)
Thomas Wiegold und Sascha Stoltenow erzählten, wie sehr das Digitale die Kriegsführung verändert hat. Zum Einen gibt es da die Digital Natives, die mit Smartphones, Helmkameras oder Instagram-Fotos ganz natürlich von ihren Kriegseinsätzen berichten, bei denen das völlig normal ist, auch die schlimmen Seiten einfach rüberzuschicken. Wir sahen als Beispiel aus einer Eigenperspektive, wie ein Soldat angeschossen wurde, das reichte schon zur Anschauung.
Die andere Seite der Medaille ist die Rolle der digitalen Medien für die Kriegstreiber. Propaganda und Falschinformation bekommen völlig neue Ausmaße und erreichen ganz neue Zielgruppen. Hier werden munter Counterstrike-Szenen mit echten Morden vermischt und alles schön glorifiziert als „wir ziehen in den Krieg, damit ihr das nicht müsst“.
Heikle Themen, die die beiden Vortragenden leider ein wenig unstrukturiert, aber deshalb nicht minder eindringlich nahebrachten. Gut war auch, dass es durch den Kriegsdienstverweigerer Wiegold und den ehemaligen Soldaten Stoltenow zwei Pole gab, die allerdings selten kontrovers diskutierten. Das könnte auch daran liegen, dass Stoltenow wegen seiner einstigen Tätigkeiten für die Bundeswehr gleich mal bei der Vorstellung von Teilen des Publikums ausgebuht wurde.
Von außen nach innen: Der soziale Kontext von Crowdsourcing (Thomas Gegenhuber, Robert Bauer)
Die leider etwas unglücklich gestaltete Stage 6 war Schauplatz eines für mich beruflich sehr interessanten Vortrags. Die beiden Vortragenden aus Linz erzählten viel Interessantes über die Arten von Crowdsourcing – vom Massen-Crowdsourcing, das wenig Vorwissen der Teilnehmenden erfordert, bis zum Spezialisten-Crowdsourcing mit einer kleinen Expertengruppe – und über die Auswirkungen, die diese Form der Datengewinnung mit sich bringen. Es stehen noch unbeantwortete Fragen im Raum, die sich erst durch die Zukunft klären lassen können: Wie kann Verteilungsgerechtigkeit hergestellt werden, wie stellt man also sicher, dass die Preise gerecht verteilt werden? Wie entsteht Verfahrensgerechtigkeit, wer entscheidet also, welche Ideen prämiert werden, wer stellt die Regeln auf?
Begleitet wurde der Vortrag von Praxisbeispielen und zahlreichen Tipps und Tricks. Eine wirklich lohnende Stunde.
Blogs und Bier? Das lob’ ich mir! #ironblogger (Nicole Ebber, Johannes Schleimer, Kathrin Kaufmann, Thomas Renger, Steffen Voß)
Die Session startete mit Freibier. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung, das war aber auch angebracht, denn am Nachmittag des dritten Tages braucht man keine hochtrabenden Themen mehr. Die Ironblogger aus vier Regionen berichteten von ihren Erfahrungen mit dem Ironblogging und wie sie in manchen Dingen konkret vorgegangen sind. Meine Sitznachbarn @ellebil und @Sascha_Foerster waren so begeistert wie ich und wir stellten direkt einen Förderantrag für die Eröffnung der Ironblogger Bonn. Davon wird man also eventuell noch einmal etwas hier oder woanders hören.
Nachgeschoben
Ich werde mir noch einige Sessions nachträglich ansehen. Und zwar die folgenden, in no particular order. Bei Bedarf ergänze ich später noch Kommentare dazu, vielleicht aber auch nicht.
I palindrome I – your life is mine (Marcus Brown)
Ich mag ja Marcus Brown sehr. Dienstagabend durfte ich ihn kennenlernen und weiß seitdem, dass er Zahnarzt ist. Das war ein Joke.
Ihr wollt also wissen, was #aufschrei gebracht hat? (Anne Wizorek)
YouTube – zwischen Wildwest und Goldgrube. (Bertram Gugel, Markus Hündgen)
Immer dieses Internet! (Mercedes Bunz, Diedrich Diederichsen)
Das digitale Quartett - live on stage (Ulrike Langer, Thomas Knüwer, Daniel Fiene)
Das Buch muss überwunden werden - Digitales Utopia oder eher El Dorado? (Tina Lorenz, Mathias Schindler, Ralf Stockmann)
Weder süß, noch salzig: Wie mir die Piratenpartei meine Freizeit nahm (Caspar Clemens Mierau)
Das Ende der Arbeit – Wenn Maschinen uns ersetzen (Johannes Kleske)
Netzgemüse: The Kids Are Alright (Tanja Haeusler, Johnny Haeusler)
Cat Memes (Kate Miltner)
3D Printing: (How) can we make it a third industrial revolution? (Peter Troxler, Philip Steffan, Marlene Vogel)
Ohne Jauch geht’s auch. Thema: Von Human Resources zu Human Relations - wie sieht die Arbeit der Zukunft aus? (Sue Reindke, Joachim Hasebrook, Teresa Bücker, Anke Domscheit-Berg, Stefan Sell, Anna-Mareike Krause, Tilo Jung)
Netzkultur vs Urheberrecht (René Walter, Ronny Kraak, Valie Djordjevic)
Richtig essen, richtig schlafen, und lasst die Mate weg: Besser Leben für Geeks (Matthias Bauer)
Das heilige Abendmahl (Huck Haas, Gerrit Bruce Becht, Maike Hank, Tobias ’schlenzalot‘ Schramm, Anja Gottschling)
Herm und Nilz präsentieren: Das Internet – Der Preis (Nilz Bokelberg, Markus Herrmann)
„Das meld ich dem Rundfunkrat!“ - Neues aus der öffentlich-rechtlichen Kommentarambulanz (Deef Pirmasens, Simone Stoffers)
(Video folgt)
re:Fefe: Erkenntnisse der empirischen Trollforschung (Linus Neumann, Michael Kreil)
Nach dem Motto: ‚Wenn wir nicht offiziell aufgezeichnet werden, machen wir’s halt selbst!‘ Sehr löblich.
Oh, ich werde auch noch viele Vorträge nachsehen müssen.
Das Schönste an der re:publica ist, dass man gar nicht hingehen muss, weil es im Anschluss solche gelungenen Zusammenfassungen wie von dir und die Vorträge als Clips gibt.
Sag mal, irre ich mich oder ist das Hauptthema, das man in letzter Zeit von netzpolitik.org mitbekommt, das Thema Geld, Geld und mehr Geld?
Vielen Dank für das Lob!
Wegen Netzpolitik: Ja, den Eindruck kann man gewinnen und es macht mir schon Gedanken, dass es den Betreibern offenbar sonst eher selten gelingt, wenigstens das Netz zu durchdringen. Andereseits ist die Arbeit wichtig und unterstützenswert. Vielleicht kann Netzpolitik mit ein wenig mehr finanziellen Freiraum auch ein wenig mehr bewirken. Einen Versuch ist es wert.
@kiezneurotiker: Man sollte nicht allein wegen der Vorträge hinfahren, das stimmt. Aber es geht ja auch darum, die Menschen , die man sonst nur als Pixel bzw. digital kennt, einmal „analog“ und in 3D zu treffen, bzw. überhaupt einmal kennen zu lernen. Gerade zwischen den Sessions, bei einem Bier oder einer Fritz Limonade sich auszutauschen, das hat für mich den Reiz der re:publica ausgemacht.
Ich bin verletzt und verwirrt. War es denn für Dich nicht genauso schön wie für mich?!
Ich habe ein wenig untertrieben. Das sollte eigentlich schon durch die Worte „ein paar Biere“ deutlich geworden sein. Ich muss mit diesen versteckten Andeutungen aufhören und stattdessen besser schreiben: MEINE FRESSE WAR DAS EIN GEILER ABEND. WÄRE ICH NICHT SCHON LIIERT, ICH WÄRE MIT DIESEM ABEND INS BETT GEGANGEN! MEHRFACH!
Na bitte. ’S geht doch.
(<3)
<3!
[...] letzte Woche stand natürlich unter dem Stern der re:publica. Was ich dort so erlebt habe, verbloggte ich ja schon anderweitig. Natürlich habe ich dort eine ganze Menge Menschen getroffen und kennengelernt. [...]
Cool! Gleich mal bei http://t.co/vwLVZxpgzv einbauen! :) RT @pluralog: Unter http://t.co/QLRwBqqlPc auch als mit Audiospur als „Video“ #rp13
[...] can download the slides here. I am happy that we received positive feedback for our talk (”Eine wirklich lohnende Stunde” , “Sehr sympathische Redner“). Also have a look at spreeblick.com, they listed [...]
[…] ich habe wie gesagt auch einiges gesehen und in bester Tradition (also seit dem letzten Jahr) bemühe ich mich, die Videos dazu einzusammeln, damit ihr auch etwas davon habt. Soweit […]
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