Hochzeitsballon

Lie­bes Tagebuch,

die letz­te Woche war mal wie­der ereig­nis­reich bis zum Anschlag, aber so Din­ge wie sehr for­mi­da­ble abend­li­che Tref­fen mit Mit­le­sungs­ver­an­stal­te­rin­nen, lus­tig bis skur­ri­len Tref­fen mit dem Hochzeits-DJ oder das vor­läu­fi­ge Abschlie­ßen der Mas­ter­ar­beit (wir nen­nen es Ver­si­on 0.9 beta) wer­den kom­plett in den Schat­ten gestellt, wenn die klei­ne Schwes­ter uns rechts über­holt und ein­fach mal hei­ra­tet. Und das nicht mal irgend­wo, son­dern im Nir­gend­wo, um genau zu sein im Ört­chen Adels­dorf bei Höchstadt bei Erlan­gen bei Nürn­berg. Das des­halb, weil der Bür­ger­meis­ter – in Per­so­nal­uni­on Stan­des­be­am­ter – ein bestechen­des Geschäfts­kon­zept auf­ge­stellt hat: Man kann dort sams­tags stan­des­amt­lich im wun­der­schö­nen alten Schloss hei­ra­ten, aller­dings unter der Vor­aus­set­zung, dass man dann auch im Ort fei­ert (und wie wir auch gleich dort übernachtet).

Public viewing in Adelsdorf

Ich will nichts Schlech­tes über die Adel­dor­fer sagen. Nach kur­zer Erkun­di­gung ob einer Anseh­mög­lich­keit für das Deutsch­land­spiel wur­de uns die ört­li­che Feu­er­wehr emp­foh­len. Die hat­ten tat­säch­lich die kom­plet­te Fahr­zeug­hal­le aus­ge­räumt, eine Lein­wand auf­ge­hängt (unter­stützt vom ört­li­chen Elek­tro­händ­ler), Brat­würs­te aus­ge­ge­ben (unter­stützt von der ört­li­chen Metz­ge­rei) und Bier aus­ge­schenkt (unter­stützt von – ach, was weiß ich). Ein hüb­scher Quer­schnitt der dörf­li­chen Bevöl­ke­rung war zuge­gen und sah uns etwas spar­sam an; wobei ich nicht sagen kann, ob das dar­an lag, dass wir Frem­de waren und uns wie selbst­ver­ständ­lich auf eine der Bier­bän­ke setz­ten, oder weil wir noch im feins­ten Hoch­zeits­dress aufkreuzten.

Die Feuerwehr grüßt ihre Gäste

Jeden­falls fühl­ten wir uns sehr will­kom­men. Selbst, als die männ­li­che Dorf­ju­gend, die offen­bar im ört­li­chen Sport­ver­ein orga­ni­siert ist, Men­schen der Nach­bar­ge­mein­de im schöns­ten Proll­sing­sang als Huren­söh­ne („Hey! Hey!“) bezeichneten.

Kleiner Junge mit Hupe

Und am bes­ten gefiel uns der klei­ne Jun­ge, glei­cher­ma­ßen auf­ge­regt wie hun­de­mü­de, der tap­fer sei­ner Auf­ga­be harr­te, bei deut­schen Toren einen prä­gnan­ten Ton mit sei­ner Hupe zu erzeu­gen. Viel zu hupen hat­te er nicht. Aus­ge­rech­net zur zwei­ten Halb­zeit waren die Kräf­te dann doch zu gering, der Vater muss­te das Instru­ment übernehmen.

Die Woche, lie­bes Tage­buch, war sehr, sehr nett. Also gut. ★★★★★✩✩

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