Voreingenomme Interpretationen von Statistiken

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Auf dem Klo blät­ter­te ich gera­de in der Zeit­schrift „Mana­ger Semi­na­re“ (Aus­ga­be April 2017) und sah eine Kurz­mel­dung. Dar­in geht es um die Attrak­ti­vi­tät von Arbeit­ge­bern, es wird aus einer Stu­die der Targ­obank zitiert. Und ich bin etwas irri­tiert über die Schluss­fol­ge­run­gen aus dem vor­lie­gen­den Mate­ri­al. Man kann hier schön sehen, wie vor­ein­ge­nom­men der Ver­fas­ser war (der von der Targobank-Pressemitteilung, von dem der Ver­fas­ser der Zeit­schrift abge­schrie­ben hat).

Wenn es um die Merk­ma­le eines attrak­ti­ven Arbeit­ge­bers geht, zei­gen Arbeit­neh­mer unter­schied­li­che Prä­fe­ren­zen – je nach Geschlecht. So sind zum Bei­spiel Män­nern Kar­rie­re­chan­cen wich­ti­ger als Frauen.

So beginnt die Kurz­mel­dung. Kurz dar­auf geht es dann an die Beweisführung:

(…), gibt knapp ein Drit­tel der Män­ner an, dass ein Arbeit­ge­ber für sie umso attrak­ti­ver ist, je bes­se­re Kar­rie­re­mög­lich­kei­ten er bietet.

(Es sind 30 Pro­zent laut Targ­obank.) Soweit, so okay. Frau­en scheint die­ses Merk­mal laut Mel­dung nur zu einem Fünf­tel (22 Pro­zent) zu inter­es­sie­ren. Viel wich­ti­ger sei ihnen näm­lich die Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf (40 Prozent) –

Ansprü­che, die wie­der­um nur rund ein Drit­tel der Män­ner stellen.

(34 Pro­zent laut Pres­se­mit­tei­lung.)

Und da wun­de­re ich mich dann doch, denn man könn­te es ja auch so for­mu­lie­ren: Die Ver­ein­bar­keit zwi­schen Fami­lie und Beruf ist Män­nern sogar wich­ti­ger als Kar­rie­re­chan­cen. Aber dann wür­de der Fokus weg von den kar­rie­re­gei­len Män­nern gelenkt, die im Wider­spruch zu den fami­li­en­ori­en­tier­ten Frau­en stehen.

Rein fak­tisch ist nichts ver­kehrt an der Kurz­mel­dung oder ihrem Ori­gi­nal. Und doch zeigt es sich, wie man an sol­che Daten her­an­ge­hen kann. Es hängt eben davon ab, wie der Autor die Welt sieht.

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