Nach sieben Republicas schleicht sich so eine Routine ein. Beim Ticketkauf herrscht große Vorfreude, wenn die Session angenommen wird noch mehr (ich habe dieses Jahr allerdings keine eingereicht) und dann rückt der Termin näher und die Unlust, dreieinhalb Tage von zuhause weg zu sein, steigt. Die Republica selbst ist dann richtig super, aber am dritten Tag sind auch deutliche Verschleißspuren bemerkbar, sodass ich meistens im Anschluss, manchmal auch schon während der Republica sage: Nächstes Jahr setze ich mal aus.
Dieses Jahr ist das anders und das kann viele Faktoren haben.
- Ich habe keine Session gehalten, hatte also keinen Vorbereitungsstress.
- Meine Sessions wurden meistens am zweiten und/oder dritten Tag frühmorgens eingeplant, ich konnte also dieses Jahr länger schlafen.
- Es gab kaum Sessions, die ich mir unbedingt ansehen wollte, also auch von dieser Seite aus kein Stress. Ich habe sogar erst auf der Zugfahrt nach Berlin das erste Mal ins Programm gesehen.
- Wir sind am dritten Tag schon nachmittags abgereist.
- Ich hatte eine charmante und stets gut gelaunte Begleitung.
- Die Bundeswehr wollte einmarschieren.
Und ich glaube, es war eine Mischung aus allem, auch aus dem Bewährten (tolle neue Leute kennengelernt, fantastische Bekannte und Freunde getroffen, viele Gespräche, ein bisschen Bier, Party und Karaoke), dass ich dieses Mal nicht denke, eine Pause täte der Beziehung gut. Dass der Republica jetzt so ein Gegenwind aus der Bundeswehrecke entgegenweht, dass nächstes Jahr die OMR zeitgleich stattfindet, das alles stärkt die Wagenburgmentalität in mir. Jetzt erst recht! Von euch lasse ich mir nicht meine Lieblingskonferenz kaputt machen!
Wenig Programm, viele Menschen
Dennoch muss ich auch mäkeln. Dass ich mich so wenig im Vorhinein mit dem Programm beschäftigte, hatte auch damit zu tun, dass ich im Vorfeld kaum etwas davon mitbekam. Ein schlechtes Zeichen, zeigt es doch, dass sich in meinem Umfeld kaum jemand motiviert fühlte, Empfehlungen auszusprechen. Beim eigenen Blick auf das Programm stellte ich auch schnell fest: Vieles von dem gab es schon einmal in ähnlicher Form, die vermeintlichen Highlights waren keine und die wenigen echten waren (natürlich) überfüllt. Hörte man sich so um, fühlten sich auch manche Sessiongeber nicht gut umsorgt.
Dafür waren extrem viele Menschen da. Angeblich schoben sich an den drei Tagen insgesamt 19.500 Menschen über das Gelände. Das merkte man auch. Selbst am dritten Tag war der Innenhof noch voll. Am zweiten Tag traute ich meinen Augen nicht, wie dicht es überall war, wie man sich durch die Massen schieben musste, um irgendwo hin zu kommen. Das kenne ich sonst nur von Samstagen in der Kölner Innenstadt. Selbst der hintere Hof war kein „Geheimtipp“ mehr, wenngleich er immer noch einige Freiflächen bot.
Trotzdem, es war voll. Schon vor zwei Jahren fand ich, dass die Republica zu groß geworden sei. Seitdem hat sie sich mehr als verdoppelt. Vielleicht ist das aber auch ein Problem, das sich dank OMR-Doppelbelegung nächstes Jahr von selbst erledigt.
Ein Dank und drei Empfehlungen
Wie immer ist es Gejammer auf höchstem Niveau und ich will einmal betonen, wie stark ich die Arbeit des Republica-Teams finde. Mir ist das Veranstalten ja nicht völlig fremd, aber bei so vielen Details der Republica denke ich: Wahnsinn, daran muss man bei so einer großen Konferenz ja auch denken! Man kann diese Leistung, die nur ein kleines Kernteam zusammen mit vielen freiwillig Helfenden erbringt, gar nicht genug würdigen. Danke, dass ihr das macht!
Drei Sessions möchte ich euch noch zum Nachsehen empfehlen, eine davon (Richards) habe ich selbst erst im Nachhinein gesehen. Weitere stehen noch auf meiner Liste. Hast du eine Empfehlung, was ich auf gar keinen Fall verpassen sollte?