Montag, 23. März 2020
Ab heute gilt auch bei Bonn.digital Homeoffice für alle. Wir treffen uns fortan jeden Morgen in einem Videocall, um wenigstens einmal am Tag für ein paar Minuten die Gesichter der anderen zu sehen.
Dienstag, 24. März 2020
Der Tag beginnt mit der Übergabe des alten Büros an die Vermieter, ein Ehepaar älteren Semesters. Sie: blieb zunächst im Auto sitzen und legte viel Wert auf Abstand. Er: wollte mir fast noch die Hand geben und hielt so rein gar nichts von räumlicher Distanz. Beide: total unkompliziert und nett, so wie schon immer davor. Mit dabei war auch der Nachmieter, ein junger Student, der offenbar auch noch nicht viel von Corona gehört hat.
Dermaßen infiziert dachte ich mir: Wenn niemand im wunderschönen neuen Büro ist, dann könnte ich doch da hin, oder? Gesagt, getan. Es ist nämlich viel einfacher, in einem Büro zu arbeiten, wenn man dort sogar noch ungestörter ist als zuhause.
Mittwoch, 25. März 2020
Ich gehe auch heute fast wie normal ins Büro. Die anderen haben noch nicht einmal einen Schlüssel, ich kann mir also sehr sicher sein, niemanden anzustecken bzw. von niemandem angesteckt zu werden.
Denkste. Der Nachbar über uns stellt sich spontan vor und weil ich völlig überrascht und parallel am Telefonieren bin, merke ich erst währenddessen, dass er mich mit Handschlag begrüßt. Der DHL-Paketbote später verzichtet zwar bei der Paketübergabe auf die Unterschrift, aber nicht auf das distanzlose Pläuschchen, das nur dazu dient, von mir zu hören, dass ich ja wohl zurzeit da wäre und die Pakete für alle Nachbarn annehmen könne.
Der schönste Besuch kommt von der Kleinfamilie, die mit mir die Mittagspause verbrachte. Eine schöne Abwechslung!
Donnerstag, 26. März 2020
Es tut gut, im Büro zu sein und noch (mehr als) genug Arbeit zu haben. Aber zurzeit hört man dort nicht nur positive Nachrichten. Mir war immer klar, dass Corona auch uns treffen wird, aber als Business-Dienstleister stehen wir in der zweiten Reihe, die Einschläge sollten also ein wenig versetzt geschehen. Aber schon in dieser Woche springt uns fast täglich ein Kunde ab, das tut schon weh. Auch wenn es bisher nur kleinere Aufträge sind, die Summe ist schon besorgniserregend.
Es ist der erste Tag ohne persönlichen Kontakt zu anderen Menschen als meiner Frau und meiner Tochter. Das alleine erzählt, in welch eigenartiger Zeit wir leben, in der mir so etwas überhaupt so groß auffällt. Und es zeigt, wie schwierig es ist, sich räumlich von anderen Menschen zu distanzieren, obwohl man das theoretisch gut könnte.
Freitag, 27. März 2020
Zur Mittagspause brauche ich mal frische Luft und weil die Sonne scheint, mache ich den ersten Spaziergang in der neuen Hood. Wenig Leute sind unterwegs, obwohl wir in Hauptbahnhofnähe sind. Und die wenigen, die ich sehe, versuchen genauso angestrengt wie ich, einander aus dem Weg zu gehen. Die ein, zwei Unverbesserlichen kann ich auch großräumig umgehen, indem ich die Straßenseite wechsle. Ich schaffe den Rundgang, ohne jemandem zu nahe gekommen zu sein.
Ganz anders am Abend, als ich noch ein paar Sachen im Supermarkt einkaufen gehe. Zwar sind die meisten (leider nicht alle) sehr diszipliniert, halten Abstand und bleiben nicht zu lange vor einem Regal stehen; selbst an der Kasse legt immer nur einer ganz vorne und eine ganz hinten was auf. Trotzdem kann man sich in einem engen Supermarkt nicht vollständig aus dem Weg gehen. Ich bereue schon fast, keinen Mundschutz zu besitzen. So weit ist es schon!
Samstag, 28. März 2020
Ein frühlingshafter Tag. Wir verbinden den Spaziergang mit dem Gang ins Büro, ich muss da noch schnell was erledigen. Ansonsten bin ich hundemüde, weil uns Klein-Lea noch weniger schlafen ließ als sonst schon. Entsprechend hängen wir am Nachmittag in den Seilen. Wir backen Notfallwaffeln.
Sonntag, 29. März 2020
Ich habe mich selten so sehr auf die Sommerzeitumstellung gefreut. Sommerzeit ist sowieso meine Zeit, ich brauche die Helligkeit am Abend. Dieses Mal beschert sie uns aber auch eine erfreuliche Erneuerung: Klein-Lea wird eine Stunde „später“ wach. Vielleicht haben wir ja eine Zeit lang wieder einigermaßen menschenwürdige Aufstehzeiten, das wäre doch was!
[…] erstes Ostern ist ein Tag wie jeder andere. Kurz nach sechs Uhr wird sie wach – der Sommerzeitumstellungseffekt ist wirklich viel zu schnell verflogen. Um halb neun sitzen wir zwei am […]
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