Róbert Mak, aus der Slowakei kommender Spieler des 1. FC Nürnberg, war sauer. Er wurde zur Halbzeit des Spiels gegen den SC Freiburg ausgewechselt und er vermutete nicht nur seine überschaubare Leistung dahinter. Also griff er zum Handy und tippte folgende Zeilen in seinen mittlerweile nicht mehr aktiven Twitter-Account:
Futbal je jedna vyjebana politika!!!!! I hate it!!!! Skurveny Trener.
Man darf das wohl so übersetzen1:
Fußball ist eine verschissene Politik. Ich hasse es. Verdammter Trainer.
Es gab darum einiges Aufsehen. Dabei ging es auch darum, was ein Fußballspieler öffentlich äußern darf und was nicht. Eine schwierige Geschichte, denn eigentlich soll Twitter ja gerade für Personen im Rampenlicht öffentlich, authentisch, direkt sein. Das erwarten wir doch von diesem Kanal. Die Möglichkeit, mit unserem Lieblingsstar direkt in Kontakt zu treten, die Chance, mit Spielern meiner favorisierten Mannschaft ins Gespräch zu kommen, vielleicht auch einfach nur Wut- und Jubelbekundungen zu lesen.
Róbert Mak wurde, wie heute bekannt wurde, schwer bestraft. „Die Höhe der Geldstrafe ist empfindlich ausgefallen, so dass Robert sie deutlich spürt“ sagt Sportvorstand Martin Bader. Außerdem wurde er in die U23 zurückgestuft, muss in der vierten Liga auflaufen und darf vorerst nicht mehr im Profiteam mittrainieren. Wann er zurückkehren darf, steht offen.
Das alles nur wegen ein paar unbedachten Worten eines in höchster emotionaler Aufwühlung begriffenen 21-Jährigen. Ich frage mich nicht nur, inwieweit da mit einer ziemlich großen Kanone auf einen Spatzen geschossen wurde, sondern auch, welche Folgen das auf Twitter-Aktivitäten von anderen Fußballern haben wird. Werden sie sich jetzt stärker zurückhalten, als sie es sowieso schon tun? Werden einige gar ihre Accounts aufgeben?
Es wäre sehr schade, hätte dieser Vorfall noch weitreichendere Folgen als die stark angeknackste Karriere eines hoffnungsvollen Nachwuchsspielers.
- Quelle: kicker.de ↩
Anders als hier dargestellt, ist dieser Twitter Vorfall eines Fussballers/Sportlers mit anschließender Bestrafung durch den Arbeitgeber kein Präzedenzfall. Solche Vorfälle gab es in jüngster Zeit zu Hauf. Die Art der Reaktion des Vereins unterscheidet sich auch nicht von der, die bei kritischer Meinungsäußerung über andere öffentliche Kanäle angewandt wird.
Kein Grund also ausgerechnet jetzt den Untergang des Abendlandes ausrufen.
Danke für deinen Kommentar! Präzendenzfall, das finde ich auch zu hoch gegriffen. Aber es ist das erste Mal, dass meiner Wahrnehmung nach so ein Fall in der Bundesliga auftritt. Zudem ist es der erste Fall, in dem ein einzelner Tweet messbaren Einfluss auf die Karriere eines Profifußballers nimmt. Korrigiere mich gerne, wenn ich falsch liege, aber ich finde schon, dass hier neue Dimensionen eröffnet wurden. Und das gerade zu einer Zeit, in der endlich Bundesligafußballer begannen, die direkte Kommunikation mit den Fans zu suchen.
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