Reden wir übers Bahn­fah­ren. Ich fah­re ger­ne mit der Bahn ins Büro. Jeden­falls viel lie­ber als mit dem Auto. Mor­gens nut­ze ich die Zeit zum Ler­nen, abends lese ich in einem Papier­buch, das Leben kann so schön sein.

Aber die­se Woche war uncool. Wegen Van­da­lis­mus, wie wir es schon am Don­ners­tag erfah­ren durf­ten, also am vier­ten Tag, an dem das so war, fährt nur noch ein Zug­teil mor­gens von Bonn nach Köln. Hal­ber Raum also für die glei­che Anzahl an Bahn­fah­rern. Bei einer Rush-hour-Bahnfahrt, die auch in nor­ma­len Zei­ten Kapa­zi­täts­gren­zen kri­tisch hin­ter­fragt. Aber Van­da­lis­mus, nun, dafür kann die Mit­tel­rhein­bahn auch nichts, das muss man so hin­neh­men, das ist ja alles noch irgend­wie ver­ständ­lich. Auch, dass die­se Schä­den nicht so schnell repa­riert wer­den kön­nen und des­halb die­ser halb­ga­re Zustand noch eine Woche anhal­ten wird.

Mittelrheinbahn fährt aus Bonner Hauptbahnhof hinaus

Es hat ja auch Vor­tei­le. Man kann mit frem­den Men­schen kuscheln, ganz neue Düf­te aus nächs­ter Nähe ken­nen­ler­nen und inter­es­san­te Gesprä­che belau­schen. Ach, die Gesprä­che. Ich erwähn­te noch nicht, dass ich mei­ne Ohren stets mög­lichst geräusch­dicht ver­schlie­ße, indem ich mei­ne In-Ear-Hörer in die Gehör­gän­ge stop­fe, aller­dings ohne dar­aus Töne aus­tre­ten zu las­sen. Das muss so sein, weil ich nor­ma­ler­wei­se ja im Zug ler­ne, wie gesagt. Aber die­se geräusch­min­dern­de Maß­nah­me kann nicht ver­hin­dern, dass ich Gesprä­che mit­be­kom­me, wenn sie direkt neben mei­nen Ohren stattfinden.

Es wird noch schlim­mer. Gesprä­che mit­be­kom­men, nun, okay, kann man nicht ver­hin­dern, wenn man gera­de dabei ist, Boden­hal­tungs­hüh­ner um ihren Platz zu benei­den. Die meis­ten Men­schen sind ja mor­gens auch nicht so gesprä­chig, eigent­lich müss­te also größ­ten­teils Ruhe herr­schen. Wenn es nicht Mäd­chen gäbe. Mäd­chen im Alter von 14 bis 24 Jah­ren in Klein­grup­pen sind näm­lich die ner­vigs­ten Bahn­kol­le­gen, die man haben kann. Sie reden, reden, reden mit­ein­an­der, sie kön­nen nicht schwei­gen, sie müs­sen dau­ernd etwas bespre­chen und das The­ma spielt dabei nur eine unter­ge­or­den­te Rol­le, Haupt­sa­che, es wird etwas gesagt, völ­lig egal, ob es um das Wet­ter geht, die nächs­te Vor­le­sung, die Haus­auf­ga­ben oder natür­lich und immer wie­der um Jungs, Typen und Ker­le, denn Mäd­chen im Alter von 14 bis 24 haben offen­sicht­lich kei­ne ande­ren, welt­be­we­gen­den Pro­ble­me als Jungs und auch, wenn das nicht so ist, muss man ja trotz­dem dar­über reden, es sei denn, das The­ma ist für einen Moment aus­dis­ku­tiert, dann kann man mal kurz über die Schu­he reden, die man gera­de trägt, oder das Ober­teil, das man sich heu­te ja eigent­lich anzie­hen woll­te, aber man weiß ja auch nicht, wie das Wet­ter wird, ist ja ganz schön reg­ne­risch, da kann man schnell viel falsch machen, aber die Schu­he, wenigs­tens pas­sen sie dazu und hast du schon das Neu­es­te von Timo gehört?

Mäd­chen zwi­schen 14 und 24 in Klein­grup­pen haben nicht nur Sprech­durch­fall, die­se Mäd­chen errei­chen in den Gesprä­chen Stimm­la­gen, die sicher­lich irgend­wo in den Gen­fer Kon­ven­tio­nen gere­gelt sind. Sie ken­nen kei­ne Distanz, die­se Mäd­chen stel­len sich auch ohne Pro­ble­me eine links, eine rechts von einem auf und reden durch den unge­woll­ten Gedächt­nis­pro­to­kol­lan­ten hin­durch. Mäd­chen zwi­schen 14 und 24 in Klein­grup­pen sind ein­fach schreck­lich laut, undi­stan­ziert, naiv und ekel­haft egozentrisch.

Weil ich das zur­zeit so nah mit­be­kom­me, weil man mir die Mög­lich­keit genom­men hat, mich in den Sitz­rei­hen schall­dicht zu ver­krie­chen, wer­de ich in der kom­men­den Woche sicher­heits­hal­ber mit dem Auto ins Büro fah­ren. Ohne Mädchen.

Bild: Matthew Black CC-BY-SA

Dis­clai­mer: Jungs in dem Alter sind nicht bes­ser, sie reden nur weni­ger. Und die Mäd­chen sind bestimmt alle ganz toll und die Speer­spit­ze der nächs­ten Gene­ra­ti­on, aber halt lei­der nicht, wenn sie mit mir bahnfahren.

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12 Kommentare

  1. Ich fra­ge mich ja regel­mä­ßig, wer die­se Puber­tät erfun­den hat und ob es über­haupt Men­schen gibt, die mit Puber­tie­ren­den zurecht kom­men - mir fal­len kei­ne ein. 

    Herz­lichst,
    eine 24-jährige

  2. Ich erin­ne­re mich gera­de leb­haft, wie ich auf der Fir­mung einer *hust*Verwandten ein­ge­la­den war. Sie saß nach der Fei­er mit ihren Freun­din­nen in ihrem Zim­mer, im Rest der Woh­nung ver­teil­te sich fröh­lich die gela­de­ne Verwandt- und Bekanntschaft.
    Alle x Minu­ten (wobei x deut­lich nahe bei der Dau­er des Lee­rens eines Kuchen­tel­lers anzu­sie­deln ist) rausch­te der gesam­te Schwarm durch die Woh­nung, über­fiel Küche und Kuchen­buf­fet und ver­schwand wie­der in ihrem Zimmer.
    Es war ein Natur­er­eig­nis das hin­ter sich eine Schnei­se und in der gesam­ten Woh­nung Stil­le hinterließ.

    Und ich frag­te mich jedes­mal: Neh­men die ihre eige­ne ... äh ... Ener­gie wahr?
    Ver­mut­lich nicht.

  3. Welch wah­re Worte!
    Ich füge nur an, dass ich zwei von die­sen Exem­pla­ren als stän­dig (gefühlt!) um mich habe. Bis­wei­len brin­gen sie auch noch Ver­stär­kung aus ihrem Freun­des­kreis mit. Ein Glück, dass sie mei­ne Töch­ter sind und ich sie trotz­dem lie­be obwohl sie so sind wie sie sind.
    Und irgend­wann, in ein paar Jah­ren, wer­den wir alle alles über­stan­den haben.
    So Gott will ;))

  4. Die­ses Phä­no­men war Teil unse­rer Pla­nung, als wir beschlos­sen haben, den Dach­bo­den als Wohn­raum aus­zu­bau­en - irgend­wann kom­men sie in Hor­den, dann sind sie auf einer eige­nen Eta­ge am bes­ten aufgehoben.

    :-))))

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