Jawbone UPVor ein paar Tagen berich­te­te mein Kol­le­ge Rou­ven über sei­ne neu­es­te Anschaf­fung, ein Jaw­bo­ne UP. Als er es sich der­einst zuge­legt und mir vor­ge­führt hat­te, war auch ich ange­fixt. Also kauf­te ich mir den Gum­mi­arm­schmuck in schwarz. 130 Euro als Kauf­preis lie­ßen mich kurz schlu­cken, aber wenn ich mal was will …

Mein Zwi­schen­fa­zit nach gut einem Monat fällt ein wenig ver­hal­te­ner aus als Rou­vens. Das Arm­band misst tags­über mei­ne Schrit­te, nachts mei­ne Bewe­gun­gen im Schlaf. Ich könn­te außer­dem noch alles, was ich an Nah­rung und Geträn­ken zu mir neh­me, in die App ein­tra­gen. Das Pro­blem ist aller­dings, dass sich das Arm­band schon nach kur­zer Zeit bei mir auf nur eine Funk­ti­on beschränk­te: das Schrittzählen.

Die Grün­de dafür sind ein­fach: Die ande­ren Funk­tio­nen gibt es schon bes­ser und güns­ti­ger. Zum schlaf­pha­sen­ab­hän­gi­gen Wecken nut­ze ich schon lan­ge eine spe­zi­el­le App1, die mei­ne Bewe­gun­gen mit Hil­fe der Sen­so­ren im Han­dy erfasst, das ich nachts auf der Matrat­ze lie­gen habe. Ich wer­de mor­gens (fast immer) zuver­läs­sig in einer Leicht­schlaf­pha­se geweckt –  wenn auch stets viel zu früh, aber dafür kann die App ja nichts. Zudem beschränkt sie sich nicht dar­auf, son­dern bie­tet mir auch noch detail­lier­te Aus­wer­tun­gen an. So konn­te ich schon mei­ne Zubett­geh­zeit und Schlaf­dau­er opti­mie­ren. Das Jaw­bo­ne UP ist dage­gen bei der Schlaf­pha­sen­aus­wer­tung ziem­lich spär­lich. Es kennt über­haupt nur drei Zustän­de: wach, Leicht­schlaf, Tief­schlaf und sagt mir am nächs­ten Mor­gen ledig­lich, wie viel Pro­zent mei­nes selbst und will­kür­lich defi­nier­ten Schlaf­ziels ich erreicht habe und wie vie­le Stun­den ich davon im Tief­schlaf zubrach­te. In einer Test­pha­se weck­te mich das Arm­band meist zwei bis fünf Minu­ten spä­ter als das Han­dy, das ist natür­lich ein Pluspunkt.

Die Erfas­sung mei­ner Ernäh­rung in der Jawbone-UP-App habe ich schon nach drei Tagen ein­ge­stellt. Zu kom­pli­ziert gestal­tet sich die Ein­ga­be, auch wenn man sich nach und nach bestimm­te Menüs, wie bei­spiels­wei­se ein Stan­dard­früh­stück, zusam­men­stel­len kann. Wer aber sich nicht nur von Fer­tig­ge­rich­ten ernährt, die immer­hin kom­for­ta­bel mit­tels Bar­code ein­ge­scannt wer­den kön­nen, der ist das vie­le Ein­ge­ben schnell leid. Zumal es mit FDDB eine (deut­sche!) Daten­bank mit App-Anschluss gibt, die mehr Funk­tio­nen hat und kos­ten­frei ist. Für ernäh­rungs­be­wuss­te Men­schen gibt es also auch kei­nen Grund, sich ein Jaw­bo­ne UP zuzulegen.

Jawbone-UP-Armbänder

Bleibt für mich nur noch der Schritt­zäh­ler. Rei­ne Schritt­zäh­ler sind zwar güns­ti­ger zu haben, aber hier macht die UP-App schon Spaß. Man muss sie noch ordent­lich kali­brie­ren, anfangs ver­tat sie sich stark, was die gelau­fe­ne Stre­cke anging und attes­tier­te mir bis zu zwan­zig Pro­zent mehr Kilo­me­ter­leis­tung, als ich tat­säch­lich zurück­leg­te. Aber ansons­ten kann ich gut sehen, wann ich wie viel (und wie vehe­ment) gelau­fen bin und wie vie­le Kalo­rien ich dabei ver­brauch­te (Spoi­ler: viel weni­ger, als man denkt). Und vor allem beob­ach­te ich auch den Effekt, den Rou­ven bereits bei sich bemerk­te: Ich lau­fe mehr, ich neh­me die Trep­pen, statt des Auf­zugs, ich gehe klei­ne Umwe­ge und ach­te gene­rell mehr dar­auf, mich zu bewegen.

So gese­hen sind die 130 Euro für das Jaw­bo­ne UP eine Inves­ti­ti­on in mei­ne Gesund­heit und damit kann ich leben. Das macht auch die teil­wei­se umständ­li­che Bedie­nung wett (sie­he dazu auch den guten Test­be­richt auf t3n). Wer sich aller­dings nicht so sehr für Tech­nik und digi­ta­le Spiel­zeu­ge inter­es­siert, dem emp­feh­le ich oben genann­te Alter­na­ti­ven sowie einen Schritt­zäh­ler (auch dafür gibt es Apps).

Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on emp­fiehlt übri­gens 10.000 Schrit­te pro Tag. Die schaff­te ich in den letz­ten vier Wochen nur wäh­rend mei­nes Urlaubs, als ich gan­ze Tage Städte-Sightseeing mach­te. An einem nor­ma­len Büro­tag schaf­fe ich – ohne Sport – sel­ten mehr als 6000 Schritte.

Die­ser Arti­kel wur­de zuerst im result Wir­kungs­blog ver­öf­fent­licht. Fotos: Ama​zon​.de, Jawbone

  1. Für Android-Handys emp­feh­le ich die App „Sleep as Android“, die mit dem Zusatz­mo­dul „SleepStats“ umfang­rei­che Ana­ly­sen für ins­ge­samt 3,98 Euro bie­tet. Für iPho­ne habe ich gute Erfah­run­gen mit „Sleep Time+“ (1,79 Euro) gemacht.
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4 Kommentare

  1. Schö­ner Erfah­rungs­be­richt! Ich bin an den per­sön­li­chen Reviews der „Quan­ti­fied Self“-Gerätschaften ja sehr inter­es­siert; seit gut einem Jahr lau­fe ich täg­lich mit dem Fuel­band rum, was mei­nen Bewe­gungs­drang min­des­tens ver­dop­pelt hat. 

    2 Wochen war es defekt, und in der Zeit hab ich direkt einen „auf die fau­le Haut“-Legeeffekt fest­ge­stellt. Ich find’s schon sehr cool, wie so ein Gad­get uns „Digi­tal Nati­ves“ auch nach aus­sen treibt. Android reizt mich der­zeit auch am meis­ten wegen „Ingress“, dem man ja auch so einen Effekt zuspricht.

    Am Fuel­Band schät­ze ich sehr, dass es ein inte­grier­tes Dis­play mit Uhr, Schritt- und „Fuel“-Anzeige hat; das nut­ze ich tat­säch­lich oft. Daher fin­de ich es auch scha­de dass Jaw­bo­ne und die­ses Withings-Pulse-Teil kein akti­ves Dis­play haben.

    Am meis­ten fehlt mir am Fuel­band tat­säch­lich eine Schlaf­ana­ly­se, weil ich kei­nen Bock habe mir ein fun­ken­des ipho­ne ans Kopf­kis­sen zu legen. Wenn das Schlaf­track­ing aber sowie­so nur mäßig funk­tio­niert (und man ein „ich schla­fe jetzt“ erst­mal trig­gern muss), reizt mich eine Alter­na­ti­ve doch weniger.

    Ich bin sehr gespannt wie sich die Tei­le in Zukunft noch wei­ter­ent­wi­ckeln, gera­de der Social-Teil vom Fuel­band ist schon eher archaisch.

    Auf 10k Schrit­te kom­me ich, um Dich zu trös­ten, übri­gens auch nur an Wochen­en­den, lie­ge im Schnitt auch bei rund 6500-7000 Schrit­ten am Tag.

    • [...]scha­de dass Jaw­bone und die­ses Withings-Pulse-Teil kein akti­ves Dis­play haben. 

      Huh? Das Pul­se hat doch ein Display.
      Meinst Du viel­leicht das Fitbit-Armband? Das hat nur ein paar LEDs.

      • Den­ta­ku: Sor­ry, zu unge­nau: „kein akti­ves Dis­play mit Uhr­zeit­an­zei­ge“. Ich benut­ze mein Fuel­band wirk­lich ger­ne als Uhr. Beim Pul­se schien mir die­se Funk­ti­on der nor­ma­len Uhr­zeit­an­zei­ge zu feh­len? Abseits davon ist es aber lei­der auch ein­fach an Klun­ker, wenn man es am Arm trägt...das ist beim Fuel­band schon echt gut gelöst, das ist sehr ergo­no­misch, leicht und auch unauffällig(er).

  2. Daher fin­de ich es auch scha­de dass Jaw­bone und die­ses Withings-Pulse-Teil kein akti­ves Dis­play haben.

    Das fin­de ich aller­dings auch. Vor allem, weil ich – obschon ich seit Jahr­zehn­ten kei­ne mehr tra­ge – stän­dig nach­se­he, wie viel Uhr es ist.

    weil ich kei­nen Bock habe mir ein fun­ken­des ipho­ne ans Kopf­kis­sen zu legen.

    Ich stel­le nachts auf Flug­mo­dus, eine Win-win-Situation. ;)

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