Die re:publica ist schon eine eigenartige Veranstaltung. Ganz Internetdeutschland trifft sich in der Berliner Enklave, um sich ausgiebig auszutauschen. Ganz Internetdeutschland? Nein, es fehlen ein paar Menschen, die eigentlich auch hier sein müssten. Wie immer eigentlich, aber weil dieses Jahr auch welche fehlen, die irgendwie für die re:publica stehen, reden einige davon, dass man den Höhepunkt überschritten habe. Das mag sein, ich will das gar nicht abstreiten. Unstrittig ist dennoch, dass ich keinen anderen Ort und keine andere Zeit kenne, zu der man aus ganz Deutschland Menschen trifft, die sich sonst hinter einem Bildschirm verstecken.
Die re:publica bleibt also wichtig, nicht nur wegen der vielen Menschen, sondern auch wegen der Sessions. Mit dieser fantastischen Überleitung präsentiere ich in gewohnter Weise die Vorträge, die ich gesehen habe oder noch nachträglich auf Video sehen möchte. In diesem Jahr nicht alles auf einmal, sondern tageweise, damit ich das einigermaßen gebacken bekomme.
Gesehen
Say it loud! Say it clear? Refugees are welcome here?!
(Ferda Ataman, Katharina Mühlbeyer, Mohamad Al Ashrafani, Vasillis Tsianos, Christian Jakob)
Ich war ungewöhnlich früh auf der diesjährigen re:publica, ich hätte um ein Haar sogar noch die Eröffnungssession gesehen. Für einen so frühen Zeitpunkt hatte ich mir aber noch gar kein Programm herausgesucht, deshalb setzte ich mich einfach mal in diese Session. Es wurde über die Mittelmeersituation, die politischen Rahmenbedingungen und den Umgang Deutschlands mit Flüchtlingen diskutiert. Man merkte dem Panel an, dass es wohl recht kurzfristig einberufen wurde, es war aber auch inhaltlich nichts Besonderes. Vielleicht kamen noch großartige Erkenntnisse, nachdem ich die Session nach etwa zwei Drittel der Zeit wieder verließ, man weiß es nicht. Wenn der Plan jedoch war, einen Auftakt in dem Sinne zu machen, alle auf den gleichen Stand zu bringen und einfach noch einmal die aktuelle Flüchtlingssituation darzustellen, dann war das Panel nicht ungelungen.
Die Vermessung der Medienwelt
(Christoph Keese, Prof. Dr. Harald Welzer, Brigitte Zypries, Jo Schück)
(Video folgt).
Die Session begann mit einer gelungenen Eröffnungsrede von Harald Welzer, seines Zeichens Trendforscher, der anfing mit: „Ich habe vorhin noch etwas sehr Analoges gemacht, ich war auf Toilette.“ Er erzählte, wie an drei Pissoirs drei Männer standen, die während des analogen Vorgangs in ein Smartphone starrten. Damit machte er deutlich, wo die Digitalisierung steht, wie tief sie schon in unser Leben eingedrungen ist und wie wenig man das vor zehn Jahren noch geglaubt hätte. Die Zukunft lässt sich kaum auf Basis der gegenwärtigen Situation zeichnen, aber Zukunft ist für alle da und man muss sich trotzdem mit Szenarien beschäftigen.
Nach gut zehn Minuten Vortrag ging es über in eine Diskussion mit Staatssekretärin Zypries, die für die Digitalisierung im Wirtschaftsministerium verantwortlich ist, und Springer-Mann Keese, der für Springer verantwortlich ist. Moderator Jo Schück tat gut daran, immer wieder Welzer in das Gespräch zu holen, denn Zypries hat erkennbar wenig Ahnung von der digitalen Welt, bedauerte unter anderem unreflektiert mehrfach den Niedergang von StudiVZ. Sie war für Keese ein leichtes Opfer, denn man kann dem Verfechter des Leistungsschutzrechts vieles nachsagen, sollte man sogar, aber er kennt sich aus. So war es Welzers Aufgabe, die beiden zur Räson zu bringen.
Immerhin, über keine Session des ersten Tages habe ich bisher mehr diskutiert.
Neue Journalismusformate für neue Zielgruppen
(Max Hoppenstedt, Juliane Leopold)
Vice und Buzzfeed als neue Journalismusformate zu definieren, ist eine steile These. Das sagte Juliane Leopold auch gleich zu Beginn. Sie wolle lieber über Inhalte reden. Das war dann aber alles recht dünn. Welche Aufgaben Journalismus habe und wie man die Interessen der Menschen besser bedienen könne, darüber wollten die beiden gerne reden. Am Ende kam für mich vor allem eines raus:
https://twitter.com/Johannes/status/595573391807094784
Kantinen-Session: Nennen wir es Arbeit? NewWork? Arbeit 4.0?
(Lars Hahn)
Lars bat zu einem Meetup in der Kantine der re:publica, die akustisch nicht wirklich geeignet war für ein derartiges Treffen. Die Inhalte jedoch waren sehr interessant. Rund 15 Personen kamen zusammen und sprachen über das Ende des Angestelltenseins, die Fallstricke der Selbständigkeit und ganz allgemein über die Zukunft der Arbeit. Eine der Thesen, die praktischerweise ich selbst aufgestellt habe: Angestellte sterben aus, aber nicht, weil Angestellte das so wollen, sondern weil die Unternehmen darauf hinarbeiten.
Die besten GEHEIMTIPPS aus dem Internet
(Michael Brake)
Michael Brake las seine Kolumnen vor, die er sehr schön zu illustrieren wusste. Wir haben viel gelacht.
Ceci n’est pas un tweet - Vom Lustigsein in 140 Zeichen
(Anne Schüßler)
Mit voller Techniktagebuchunterstützung holte Anne ein wenig aus, was Humor ist und wie man ihn in Twitter umsetzen kann, danach zeigte sie Beispiele für verschiedene Humortypen auf Twitter. Man konnte was lernen. Ich bewunderte Anne für die Gelassenheit, die sie auf dem Podium ausstrahlte.
Nachzuholen
Verpasst
- Punk, Polit-Performance und Pressefreiheit – PUSSY RIOT auf der MEDIA CONVENTION Berlin (Marija Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa, Peter Verzilov)
- Der Weg von digitaler Bohème bis #OutofOffice (Thorsten Hübschen, Holm Friebe)
- “HoGeSa, Pegida, Pegaga” – Vernetzungsstrategien von Neonazis und Wutbürgern in den Sozialen Netzwerken (Laura Piotrowski, Julia Schramm)
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