Zwei Männer stehen vor dem Publikum, der eine redet, der andere sieht ihn an
Berthold und Maik bei der Eröffnung des Barcamp Ruhr X

Zum drit­ten Mal hin­ter­ein­an­der (Rück­bli­cke 2015, 2016) haben sich mei­ne Lieb­lings­frau und ich auf den Weg ins Unper­fekt­haus in Essen bege­ben, um am Bar­camp Ruhr teil­zu­neh­men. Dass wir da so ger­ne hin­ge­hen, liegt an der fami­liä­ren Umge­bung, den vie­len net­ten Men­schen und natür­lich auch am Unper­fekt­haus selbst. Wir haben in der Ver­gan­gen­heit so begeis­tert vom Bar­camp Ruhr erzählt, dass wir sogar ein befreun­de­tes Paar – Barcamp-Neulinge – davon über­zeu­gen konn­ten, mitzukommen.

Von die­ser krass-guten Grund­stim­mung hat das Bar­camp Ruhr nichts ein­ge­büßt. Im Gegen­teil durf­te ich wie­der neue, inter­es­san­te, net­te Leu­te ken­nen­ler­nen, mit Per­so­nen spre­chen, die ich vor­her nur von Snap­chat kann­te (hal­lo Hei­di!), und vie­le Men­schen tref­fen, die ich nur zu die­ser Gele­gen­heit per­sön­lich sehe.

Alter Wein

Wenn man zum drit­ten Mal hin­ter­ein­an­der beim Bar­camp Ruhr ist, kennt man lei­der aber auch schon vie­le Ses­si­ons, die ange­bo­ten wer­den. Es ist sicher­lich damit zu erklä­ren, dass es eben das gro­ße Fami­li­en­tref­fen ist und die alten Hasen mit ihren alten The­men ankom­men. Ich sehe das auch nicht so kri­tisch wie ande­re, son­dern sage immer, solan­ge sich noch Leu­te fin­den, die das hören wol­len, solan­ge darf man ein The­ma auch ger­ne anbieten.

Scha­de fin­de ich es aller­dings, wenn sich so weni­ge Erst­lin­ge trau­en, etwas anzu­bie­ten. Ein Pro­blem, das wir beim Bar­Camp Bonn natür­lich auch haben und zum Bei­spiel durch den vor­ge­schal­te­ten The­men­tag ein biss­chen zu behe­ben ver­su­chen. Die immer glei­chen Nasen mit den immer glei­chen The­men bedeu­tet näm­lich auch weni­ger Nach­wuchs. Wenn man sich mal so umsieht bei the­men­of­fe­nen Bar­camps, denn sehe ich vie­le Leu­te aus mei­ner Alters­grup­pe (grob: 30 bis 50 Jah­re). Aber wo bleibt der Nach­wuchs, wo trei­ben sich die U30-iger rum?

Neue Sessions

Mehrere Personen sitzen an einem großen Tisch. Auf dem Tisch liegen einige Kartons mit Brettspielen.
Die Brettspiel-Session

Bei unse­rer Ses­si­on­aus­wahl haben wir uns fol­ge­rich­tig eher auf die „Neu­lin­ge“ kon­zen­triert. Das war ein durch­misch­tes Erleb­nis, wobei ich nie­mals nie-nie-nie einem „Erst­tä­ter“ vor­wer­fen will, nicht mei­nen per­sön­li­chen Geschmack getrof­fen zu haben. Ers­tens war ich auch mal ein Barcamp-Neuling und bin mit einem fürch­ter­lich öden Powerpoint-Vortrag ein­ge­stie­gen. Zwei­tens gehört es zu einem Bar­camp ein­fach dazu, dass man sich vom Session-Pitch etwas ande­res vor­ge­stellt hat als man schließ­lich dann vorfand.

So wur­de mir gleich in der ers­ten Run­de tief in die Augen geblickt und erklärt, wie und war­um ich mei­nem Chef auch mal Nein sagen soll­te. In der teils hit­zi­gen Dis­kus­si­on von Yase­min, wie man mit den vie­len Optio­nen umge­hen kann, die man im Leben hat, ver­spür­te ich zu dem Zeit­punkt schon kein gro­ßes Inter­es­se mehr, auf­zu­klä­ren, dass ich mit mei­nem Bon­mot „ein Nein zum Chef ist ein Ja zur Arbeits­lo­sig­keit“ kaum mei­ne per­sön­li­che Situa­ti­on gemeint haben könn­te. Mein Chef ist eine coo­le Sau.

Auf der ande­ren Sei­te wur­de ich ein­fach mal von mei­ner Frau in eine Ses­si­on über Brett­spie­le gezwun­gen, die mir nicht nur Lust mach­te, mal wie­der off­line zu spie­len, son­dern sogar neue Erkennt­nis­se über einen Indus­trie­zweig gab, den ich vor­her gar nicht als sol­chen wahr­ge­nom­men hatte.

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Crowdfunding für den guten Zweck

Inter­es­sant war auch die Ses­si­on von zwei „alten Hasen“ mit einer fri­schen Idee. Bar­ba­ra sam­melt für eine Schu­le in Syri­en. Sie macht das nicht nur ein­fach so, das wur­de schnell deut­lich, sie hat eine per­sön­li­che Bezie­hung zu dem Land, lei­det unter den Zustän­den und will wenigs­tens in Idlib hel­fen, dass die jun­gen Men­schen – die, die noch da sind – eine anstän­di­ge Aus­bil­dung erhal­ten. Das ist gar nicht ein­mal so teu­er, für 120 Euro im Jahr kann ein Kind ein gan­zes Jahr zur Schu­le gehen.

Bar­ba­ra hat mit der Hil­fe von der GLS Bank, die Rou­ven ver­trat, ein Crowd­fun­ding ins Leben geru­fen, damit die Schu­le über­haupt erst ein­mal errich­tet wer­den kann. Das steht jetzt schon bei 75 Pro­zent, aber es hilft den­noch jeder Cent. Macht mit!

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Psychos und Therapien und das Bewusstsein

Eine schö­ne Erfah­rung und wei­te­res Argu­ment für die stän­di­ge Beglei­tung eines Bar­camps bei Twit­ter war die Ses­si­on von Ulrich Heis­ter. Ulrich ist Heil­prak­ti­ker und erzähl­te, wie und vor allem war­um man sein Bewusst­sein upda­ten soll­te. Er ver­wen­de­te vie­le com­pu­ter­tech­ni­sche Begrif­fe dafür und fand damit eine Spra­che, die sogar ich ver­stand. Aber wäh­rend sich in der Ses­si­on eigent­lich alle irgend­wie einig waren und höchs­tens über ver­schie­de­ne the­ra­peu­ti­sche Ansät­ze dis­ku­tier­ten, gab es außer­halb hef­ti­gen Wider­spruch. Allei­ne der fol­gen­de Tweet erzeug­te on- und off­line Diskussionen:

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Und ich ver­ste­he das sogar, schließ­lich rief ich in der Ses­si­on auf Ulrichs Ein­gangs­fra­ge, ob ein Baby ein Ich hät­te, vol­ler Inbrunst in die Men­ge: „Ja!“ Alles eine Defi­ni­ti­ons­fra­ge, aber halt auch auf der über­ge­ord­ne­ten Ebe­ne inter­es­sant: Wir dis­ku­tie­ren da schön in unse­rer Fil­ter­bla­se, die Mehr­heit der Ses­si­on­teil­neh­mer war schon in the­ra­peu­ti­scher Behand­lung oder dem Kon­zept wenigs­tens nicht gänz­lich abge­neigt. Die Kri­ti­ker kom­men von außer­halb dazu, weil Inhal­te über Twit­ter kom­mu­ni­ziert wer­den. (Kers­tin hat über die Ses­si­on übri­gens ein Sto­ri­fy erstellt.)

Ein Update für das Barcamp

Ein Bewusstsein-Update benö­ti­gen wir viel­leicht nicht nur per­sön­lich, son­dern auch das Bar­camp Ruhr an sich. Wie gesagt, ich genie­ße es, die vie­len net­ten Leu­te zu tref­fen und ich will über­haupt nicht in Fra­ge gestellt wis­sen, dass Bert­hold und Maik das mal wie­der super orga­ni­siert haben. Viel­leicht soll­ten wir aber alle dar­an arbei­ten, die Neu­en zu Ses­si­ons zu ermu­ti­gen, ihnen auch den Vor­tritt bei der Ses­si­onpla­nung las­sen und mal aus dem übli­chen Whiskytasting-Serienjunkies-Bahnfahr-Trott auszubrechen.

Ja, ich fas­se mir dabei auch an die eige­ne Nase. Als rei­ner Kon­su­ment des Tages ist es arg ver­mes­sen, über­haupt über Ses­si­ons zu urtei­len. Zudem kann es natür­lich sein, dass am Sonn­tag alles anders war. Ich habe ja nur den Sams­tag mitgenommen.

Apro­pos: Wie jedes Jahr wer­de ich auch 2018 ganz sicher wie­der dabei sein. Von mir aus sogar ohne Ses­si­ons, nur mit Whis­ky und einer Lindy-Hop-Einlage, per güns­ti­ger Bahn­fahrt und mit neu­en Seri­en, die Scot­ty mitbringt.

Bis dahin noch ein­mal dan­ke an die bei­den Orga­ni­sa­to­ren sowie an die Spon­so­ren: WAZ, Agi​le​.Ruhr, Rhein­scha­fe, dot​.ruhr, 9elements, Netz­kom­mu­ne, GLS Bank und E-Trado!

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