Ich weiß, dass die Marktforschung nicht den besten Ruf hat. Genau deswegen stimmte ich vor einigen Wochen einem langen Hintergrundgespräch mit einem Spiegel-Redakteur zu. Ich erzählte von meinen Erfahrungen mit der Branche, in der ich fünfzehn Berufsjahre verbrachte. Der Autor ließ durchscheinen, dass es einen anonymen Informanten aus einem Telefonstudio gebe und quetschte mich deshalb besonders zu Qualitätssicherungsmaßnahmen bei Telefonumfragen („CATI“) aus.
Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dass der Grundtenor des zu erstellenden Artikels schon vorher feststand: In der Marktforschung werde wie wild manipuliert, der Kostendruck zwinge die Anbieter geradezu zu Fälschungen und die Selbstregulierung sei schwach. Leidenschaftlich argumentierte ich dagegen, denn eines kann ich mit bestem Gewissen sagen: In den fünfzehn Jahren Marktforschung habe ich keine ernsthafte Manipulation von Ergebnissen erlebt. Klar hat die Branche Probleme (Kostendruck, Akzeptanz, Erwartungen der Kunden). Würde sie jetzt ausgerechnet an der Qualität sparen, könnte sie sich gleich selbst abschaffen.
Offenbar hatte ich keinen bedeutenden Einfluss auf den Bericht. An der einen oder anderen Stelle, wenn es kurz mal so klingt, als wäre alles doch nicht so schlimm, kann man vielleicht meinen Einfluss lesen. Es folgt jedoch stets sofort ein Aber. Die Autoren scheinen nicht im Ansatz den Willen gehabt zu haben, ihre These zu verwerfen.
Leider nicht das erste Mal, dass ich mich als Stichwortgeber missbrauchen lasse, um Berichterstattung zu untermauern, die genau das Gegenteil von dem fördert, was ich für richtig halte. Ich muss dringend lernen, bei Gesprächen mit der Presse vorsichtiger zu werden und auch mal ein Gespräch abzulehnen bzw. zu beenden.
Ach ja, hier ist der angesprochene Artikel: http://www.spiegel.de/…
Natürlich gibt es am unteren Ende echte Probleme. Und wir alle wissen: Wer als Auftraggeber Schrottpreise bezahlt, läuft Gefahr auch Schrott geliefert zu bekommen.
Aber diese Spon-Serie liegt als Bericht auf dem Niveau der Codeanalyse eines unbehandelten ADHS-Betroffenen, der nicht weiss was er tut.
Qualitativ? Quantitativ? Marktforschung? Meinungsforschung? Für internen Gebrauch? Zur Veröffentlichung? Testimonial-Aussagen auf Packagings? Alles eine Sauce ohne jedes strukturelle Gerüst. Und dann das eigene Geschreibsel aufgeblasen zu irrsinniger Relevanz.
Was wir da erleben, ist was jeder Fachmann erlebt, wenn unsere frühere „Qualitätspresse“ zufällig mal was über sein Fachgebiet bringt:
Nichts verstanden, keine Ahnung, aber wahnsinnig viel starke Meinung. Auch wenn es um politisch brisante Themen/Weltgegenden geht, von denen man auch nur ein bisschen Ahnung hat, kann man ja nur noch peinlich berührt sein.
Dieses Niveau ist fast zum Normalstandard geworden in „unseren“ Medien. Meiner Ansicht nach ein Faktor, der das Fundament gebildet hat für noch dämlichere Stimmungsmache ala Trump/AFD/Lügenpressekreischern etc
Aber ich wette: Einige da wissen das intern und es ist ihnen nicht ein Stück peinlich. Und damit liegen die auf dem Niveau jener vorsätzlichen Umfragetürker, die hier als Gefahr fürs Abendland dargestellt werden.
Fazit: Satisfaktionsfähig sind die nicht mehr.
[…] Und schon wieder zeigt der Spiegel, dass deren „Journalisten“ die Fakten nicht interesseiren https://1ppm.de/2018/02/tendenzioese-berichterstattung/ […]
[…] Johannes ärgert sich über Tendenziöse Berichterstattung. […]
[…] eingestellt. Vergleichsweise großes Medieninteresse, weil ich den Spiegel kritisiere. Mein Club steigt auf. Es ist ein langer, heißer Sommer. Bei Holi Colors hole ich mir einen […]
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