Jedes Jahr im April blühen die Kirschblüten. Und dann blüht der Heerstraße und der Breite Straße in Bonn eine große Menge Touristen. Über die Jahre haben sich die links und rechts von der besonderen Kirschbaumsorte Prunus serrulata (die japanische mit den rosa Blüten) gesäumten und netterweise durch schöne Gründerzeithäuser eingerahmten Straßen von einem Geheimtipp zu einem der beliebtesten Orte der Welt gemausert.

Fashionblogger, Fernsehen und Werbefotos
Ich war dieses Jahr sogar zwei Mal mit der Kamera unterwegs. Einmal am Mittwochmorgen. Es war gut was los, aber man konnte sich noch Zeit für Fotos nehmen. Und vor allem beobachten, was an einem Werktagmorgen da so los ist. Viele junge Menschen, vor allem weibliche, fotografierten sich gegenseitig – vermutlich für Instagram oder ihr Fashionblog. Ein Fernsehteam bereitete sich auf einen Beitrag vor. Und ein DHL-Bote posierte offenbar für Werbefotos.

Das zweite Mal war ich Freitagabend unterwegs und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass man kaum noch die Straße gesehen hat vor lauter Menschen. Die Kirschblüten locken natürlich viele Touristen an, aber man hatte auch das deutliche Gefühl, dass sich da viele Bonnerinnen und Bonner druntermischten, die das kurzzeitige Ereignis bei sommerlichen Temperaturen auch noch einmal genießen wollten.
Viele Menschen sind anstrengend, aber was soll ich sagen, ich war ja auch da und nicht woanders.

Ich fordere Fahrverbot!
Was mich an beiden Tagen jedoch noch viel mehr nervte als die vielen Menschen: Autos. Die Straßen sind nämlich auch während des Touristeneinfalls für den Autoverkehr offen. Es nervte kolossal, immer wieder zur Seite gehen zu müssen, immer aufzupassen, wenn man gerade mal ein Motiv in den Sucher nahm. Ganz davon zu schweigen, dass die schönen Motive ganz schön versaut werden, wenn man Autos darauf sieht.
Wofür ich überhaupt kein Verständnis habe, sind Leute, die mit ihrem Auto durch die Straße fahren und dabei Fotos und Videos aus dem Auto heraus machen. Drive-thru-Tourismus. Fürchterlich.

Als Bonner Bürger fordere ich aus touristischen und Sicherheitsgründen, für die Zeit der Kirschblüte ein absolutes Fahrverbot für die betroffenen Abschnitte. Mir ist es ein Rätsel, wie sich der Rat und die Verwaltung immer wieder dagegen wehren, so etwas einzuführen. Für die überschaubare Zeit, in der Regel nicht einmal zwei Wochen im Jahr, kann man das auch den Anwohnern zumuten. Von den Möglichkeiten, die sich dann vielleicht auftun (Stichwort: Kirschblütenfest), will ich gar nicht erst anfangen.
2019 nicht verpassen!
So oder so, wer die Kirschblüte in Bonn noch nicht in Augenschein genommen hat, sollte sich schon einmal die Zeit um Mitte April 2019 im Kalender anstreichen. Es ist schon eine tolle Sache.

Generelles Fahrverbot in dieser Zeit - auch für Fahrräder. Sind ja nur zwei Wochen. Dann kann man auf der Straße mehr Happenings organisieren.
Und es passieren weniger Unfälle. :)
@Gunnar Ich präzisiere / optimiere: ein generelles Parkverbot würde es erst richtig schön machen. Die Blechkisten machen die Bilder kapott ...
Und was hast Du nur gegen Fahrräder ;)
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