Montag, 14. Dezember 2020
Das zuständige Ministerium empfiehlt dringend, Kinder ab sofort nicht mehr in die Betreuung zu geben, sondern zuhause zu lassen. Wir wissen das seit Samstag und sind entsprechend vorbereitet. Nicht! Natürlich nicht. Wir arbeiten beide noch diese Woche und sind beide im Jahresendstress. Mit der Tagesmutter handeln wir aus: Heute und morgen geht die Kleine nochmal zu ihr, ab Mittwoch versuchen wir es dann selbst. Die Isolation wird bis mindestens 10. Januar gehen, wie der gesamte sogenannte Lockdown. Ich werde also meinen kompletten Urlaub das Kind betreuen dürfen. Versteht mich nicht falsch, ich verbringe gerne Zeit mit dem Töchterchen, aber so ein paar Stunden Me-Time in den drei Wochen Urlaub hatte ich mir doch erhofft. Planmäßig wären es eh nur drei Tage gewesen, aber immerhin. Daraus werden jetzt minus zwei Tage. – Ich will nicht so viel jammern, immerhin sind wir alle gesund, haben eine schöne Wohnung und genug zu essen, wir werden die Zeit schon gut überstehen.
Dienstag, 15. Dezember 2020
Ich verbringe den Tag zunächst am Telefon. Am Nachmittag geht sie dann los: Unsere digitale Weihnachtsfeier. Es ist schon sehr seltsam, mit dem Team auf dem Bildschirm zuhause zu sitzen und nicht wie sonst in einem Restaurant, wo wir vorher noch lustige Sachen wie Lasertag gemacht haben. Nach dem Essen nehmen wir an einem virtuellen Kneipenquiz teil (und brechen wegen Lustlosigkeit ab) und spielen dann solange Among Us, bis mir die Augen zufallen. Also ca. 22 Uhr.
Die virtuelle Weihnachtsfeier war ein guter Kompromiss, aber ich wäre euch allen sehr dankbar, wenn ihr euch sobald wie möglich impfen lasst, damit wir nächstes Jahr wieder alle an einem Tisch sitzen können.
Mittwoch, 16. Dezember 2020
Ich betreue heute noch die letzte Digitalveranstaltung des Jahres, deshalb darf ich ins ruhige Büro, während die Kindesmutter zuhause Homeoffice versucht.
Donnerstag, 17. Dezember 2020
Und heute dann vertauschte Rollen. Es ist wie immer: Man schafft fast nichts, während man das Kind betreut. Ich habe mehrere Telefonate und Videokonferenzen. Bei keinem dieser Gelegenheiten kann ich mich zu hundert Prozent auf die Gegenüber konzentrieren. Zum Glück bin ich unsererseits nie alleine und alle haben großes Verständnis für die Situation, sind teilweise natürlich in der gleichen Bredouille und verzeihen mir Unterbrechungen und Geschrei im Hintergrund.
Nach der letzten Videokonferenz mit meiner aktiven Beteiligung schnappe ich mir Klein-Lea. Wir müssen noch sowohl geschäftliche, wie auch private Post zur entsprechenden Filiale bringen. Wir haben Glück und erwischen eine Lücke, es sind nur zwei Leute vor uns. Und trotzdem würden wir es nicht mehr rechtzeitig zurück schaffen, um an der Veranstaltung teilzunehmen, zu der ich mich angemeldet habe. Als Organisator von Events finde ich spontane Nichtteilnahme zwar auch nicht witzig, aber nach gründlicher Abwägung der Gegebenheiten entscheiden wir uns im kleinen Familienrat für einen Spaziergang übers Feld.
Freitag, 18. Dezember 2020
Letzter Arbeitstag des Jahres. Ich habe mir schon vorsorglich einen ganztägigen Block in den Kalender gesetzt: „Ho-ho-ho, bitte keine Termine mehr!“ Ich habe also nur noch wenige Termine. Der allerletzte findet am späteren Abend statt: Ich spiele wieder eine Runde Monopoly mit den drei Internet-Besties, werde früh bankrott und schaue den anderen dann stundenlang zu, wie sie sich Geld hin und her schieben. Wenigstens hat Zoom jetzt lustige Make-up-Filter, das vertreibt die Zeit ein wenig.
Wochenende, 19.+20. Dezember 2020
Zum sanften Übergleiten in die Isolation gehört auch das Treffen von Freunden. Ich will nichts beschönigen, wir treffen uns weder (nur) im Freien, noch sind wir auf Abstand oder tragen Masken. Es ist so eine Mischung aus Die-waren-schon-vorher-nur-im-Homeoffice, Glücksspiel und dem Wissen, dass wir in den nächsten zwei Wochen keine Menschenseele mehr treffen werden. Ganz schön arrogant, dass ich mich trotzdem über andere aufrege, die zu Weihnachten durch die halbe Republik zu den (Groß-)Eltern gondeln.