„Ich bitte alle, die dieses Buch lesen, sich mal so richtig zu langweilen!“, schreibt Autorin Sabria David auf Seite 128. Nun, das passiert beim Lesen dieses Sachbuches über Medienresilienz nicht. Es ist im Gegenteil recht spannend, denn es ist nicht – wie der Titel vermuten lässt – eine reine Abhandlung über das Digitale, sondern der Brückenschlag ins Analoge. Das Werk stellt die Digitalisierung in Verbindung zur Gesellschaft und der Geschichte und ist deshalb besser als viele andere Bücher, die das Digitale beinahe losgelöst von der dinglichen Welt sehen. Vor allem zeigt Sabria, dass nicht alles schlecht ist, sondern dass der Wunsch nach Kommunikation, Austausch und Beständigkeit nichts Neues ist.
Wir Menschen sind und bleiben soziale Wesen, daran ändert auch der technische Fortschritt nichts. Die Technik übersetzt den „Hardware“-Teil unseres Lebens in eine neue Welt. Für die Übersetzung des „Software“-Teils müssen wir als Gesellschaft selbst Sorge tragen.
S. 29 f.
Die Sehnsucht nach dem nächsten Klick wird in drei großen Blöcken abgehandelt, wenn auch nicht so klar getrennt. Es geht um den Menschen, der nach Austausch mit anderen Menschen sucht; und zwar schon seit Anbeginn der Menschheit. Immer wieder wird der Bogen zu digitalen und insbesondere sozialen Medien geschlagen. Und schließlich kommt der praktische Teil, wie man resilienter im Umgang mit Medien werden kann, wie man sich und auch die eigenen Kinder im Umgang mit digitalen Inhalten erziehen kann.
Mediensouveränität braucht ebenfalls den souveränen Wechsel zwischen Einlassen und Abgrenzung. (…) Es bedeutet nicht, sich digitalen Medien gänzlich zu versagen, sondern sich ihnen gut wieder entziehen zu können.
S. 28
Das Buch ist eine rundum interessante Abhandlung über viele Themen, die man schon einmal irgendwo aufgeschnappt hat, die dann von einer intelligenten Autorin so nachvollziehbar in Verbindung gebracht werden, dass man selbst als alter Internethase noch ein paar Aha-Momente hat.
Es gibt bei der Frage nach der Anzahl der einzuladenden Kinder an Kindergeburtstagen die Faustregel: Lebensalter plus eins. (…) Vor diesem Hintergrund halte ich es für unangemessen, schon in Grundschulen Chatgruppen einzurichten, in der dreißig Grundschüler klassenweise aufeinander losgelassen werden. Was soll dabei herauskommen?
S. 119 f.
Sabria David: Die Sehnsucht nach dem nächsten Klick. Medienresilienz – wie wir glücklich werden in einer digitalen Welt. Patmos Verlag 2020, 168 Seiten, Taschenbuch 18,00 € [D], E-Book 13,99 € [D].
Offenlegung: Ich kenne die Autorin schon seit vielen Jahren persönlich. Daher wusste ich schon vorher, dass sich der Buchkauf lohnt. Ansonsten bilde ich mir jedoch ein, vollkommen unvoreingenommen an die Lektüre gegangen zu sein.
📧 Lass dich über neue Beiträge per E-Mail informieren!
🐖 Du findest das hier gut? Wirf was ins Sparschwein meiner Kinder! Vielen Dank! 🫶