Ein weiteres großes kleines Wunder

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Ein unver­hofft frü­hes Wun­der ist uns am 7. Sep­tem­ber 2022 wider­fah­ren. Denn der klei­ne Bru­der war eigent­lich für den 1. Okto­ber aus­ge­rech­net. Wir hat­ten geplant, dass die Oma mit über einer Woche Puf­fer nach Bonn zieht und waren gedank­lich auch schon die To-dos durch­ge­gan­gen. Aber als mir am spä­ten Abend des 6. Sep­tem­ber die Ehe­frau zu ver­ste­hen gab, dass es da kei­ne Ver­hand­lungs­po­si­ti­on mehr gibt, dass der Klei­ne unmiss­ver­ständ­lich zu erken­nen gege­ben hat, dass er nun auf die Welt möch­te, stan­den da zwei Men­schen in voll­stän­di­ger Rat­lo­sig­keit. Es war noch nicht ein­mal die Kli­nik­ta­sche gepackt.

Die Frau muss­te schnell ins Kran­ken­haus, das wuss­ten wir spä­tes­tens nach dem Anruf dort. Eine geplatz­te Frucht­bla­se ist eben kein Kenn­zei­chen für Gemüt­lich­keit. Ich konn­te aller­dings Klein-Lea nicht allei­ne zuhau­se las­sen, ich konn­te sie auch nicht ohne Vor­be­rei­tung mit einer wild­frem­den Per­son auf­wa­chen las­sen. Da hat­te unse­re Pla­nung eine deut­li­che Fehl­stel­le. Wir muss­ten also eine Ent­schei­dung tref­fen. Also rief ich schwe­ren Her­zens ein Taxi, damit die Frau allei­ne von dan­nen zie­hen kann.

Dach­te ich jeden­falls, denn der Taxi­fah­rer woll­te mei­ne Frau nicht mit­neh­men. Das Taxi könn­te dre­ckig wer­den. Ich war fas­sungs­los und wütend, sag­te aber nur: „Fah­ren Sie! Fah­ren Sie ein­fach!“ Und muss­te tat­säch­lich einen Kran­ken­wa­gen rufen. Ich hof­fe sehr, dass er nicht an ande­rer Stel­le fehl­te. Dan­ke für nichts, Taxi Bonn! Dan­ke für die herz­li­che Auf­nah­me, lie­bes Team des Rettungswagens!

Und dann lag ich da, konn­te natür­lich erst­mal nicht schla­fen und hoff­te ein­fach nur, dass sich der Nach­wuchs Zeit bis zum Mor­gen lässt, wenn ich die Klei­ne in den Kin­der­gar­ten gebracht habe. Dem war aber nicht so. Um kurz vor halb sechs Uhr wur­de ein jun­ger Mann der Erd­be­völ­ke­rung hin­zu­ge­fügt, der hier im Inter­net fort­an Klein-Tyler hei­ßen soll und in Wirk­lich­keit einen sehr schö­nen Namen hat.

Johannes hält das schlafende Kind auf seiner Brust. Ein übergroßer Zylinder ist auf den Kopf retuschiert.

Bis ich ihn sehen konn­te, ver­gin­gen noch etli­che Stun­den. Denn ich dach­te, nun könn­te ich Klein-Lea ja gleich mit zu ihrem Bru­der neh­men. Wir fuh­ren zum erst­mög­li­chen Zeit­punkt zum Kran­ken­haus, mach­ten den Corona-Schnelltest und wur­den auf der Sta­ti­on mit den Wor­ten „Aber nicht mit Kind!“ emp­fan­gen. Kin­der sind abso­lut nicht erwünscht im Mari­en­hos­pi­tal zu Bonn, jeden­falls zu den jet­zi­gen Coro­na­zei­ten nicht. Das erfuhr ich aber erst, als ich schon da war. Hät­te man natür­lich auf die Home­page neben die detail­lier­ten Besuchs­re­geln schrei­ben kön­nen, aber so war es natür­lich viel spannender.

Jeden­falls durf­ten wir exakt zehn Sekun­den auf Klein-Tyler bli­cken, dann wur­den wir raus­ge­wor­fen. Ich muss­te Klein-Lea nun doch in der Kita ablie­fern; die das immer­hin ver­ständ­nis­voll hin­nah­men – trotz Not­be­treu­ung und Per­so­nal­man­gel. Und dann, fast fünf Stun­den nach sei­ner Geburt, konn­te ich Klein-Tyler das ers­te Mal auf den Arm nehmen.

Der jun­ge Kerl ist ein ganz tol­ler, bra­ver, süßer Mensch. Auch wenn er ein Früh­chen ist, ist er schon voll ent­wi­ckelt. Viel­leicht noch ein wenig schwach. Er schläft viel. Aber sonst ist er sehr fidel und inter­es­siert, er hebt schon neu­gie­rig das Köpf­chen und will wis­sen, was um ihn her­um so passiert. 

Die nun gro­ße Schwes­ter ist rich­tig gol­dig, freu­te sich sehr über den klei­nen Bru­der, brach­te ihm ein Kuschel­tier mit und mal­te ihm ein Bild; so, wie sie es aus den Büchern gelernt hat­te. Mit Begeis­te­rung gibt sie ihm den Fin­ger, damit er ihn umfas­sen kann, und freut sich, wenn sie Klein-Tyler hal­ten darf.

Für uns Eltern geht es jetzt nach exakt drei Jah­ren und zwei Wochen wie­der von vor­ne los. An vie­les muss ich mich erst wie­der erin­nern. Es ist ja lan­ge her, dass da so ein klei­nes, hilf­lo­ses Wesen bei uns war. Und doch ist alles ganz neu, denn in der Kon­stel­la­ti­on mit einer Drei­jäh­ri­gen, die natür­lich auch ihre Auf­merk­sam­keit for­dert, müs­sen wir uns auch erst ein­mal alle einfinden.

Jetzt sind wir zu Viert.

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16 Kommentare

  1. Herz­li­chen Glück­wunsch und schön zu lesen, dass es euch allen gut geht. <3 Kin­der krie­gen ist eh schon ein Aben­teu­er für sich, unter Corona-Bedingungen noch­mal spe­zi­ell. Eine auf­re­gen­de Geschich­te, die ihr sicher noch oft erzäh­len werdet.
    Alles Gute für euch und dass ihr nicht so schnell wie­der von­ein­an­der fern gehal­ten wer­det durch blö­de Umstände.

    Alles Lie­be Stephanie

  2. Herz­li­chen Glückwunsch!
    Auch wenn der Start holp­rig war, hört es sich nach einem guten Anfang an. Alles Lie­be und Gute wünscht euch, Berit

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