Wenn ein Baby geboren wird, gibt es eine Menge Behördliches zu regeln. Zu allererst kommt natürlich die Anmeldung beim Standesamt, denn nur mit Geburtsurkunde bist du ein echter Mensch. Und kurz darauf kommt die Steuernummer, denn nur damit bist du ein vollwertiges Mitglied der deutschen Gesellschaft. So ausgerüstet darf man dann Geld und Zeit beantragen: Kindergeld bei der Familienkasse des Arbeitsamtes, Elternzeit und
Was man auf keinen Fall vergessen darf, ist die Anmeldung in der Kita. Denn in Deutschland ist das ähnlich wie in der DDR, man sollte schon ein Jahr vor der Zeugung Bewerbungen abgeben, damit das Kind zum dritten Schuljahr einen Kita-Platz in der Nähe bekommt. Zum Glück gibt es in Bonn das sogenannte Kita-Net, ein Onlineportal, auf dem man sich bis zu zehn Wunschkitas zusammenklicken darf, sich gleichzeitig und mit Prioritäten versehen dort bewerben kann und dann auch einigermaßen gleichzeitig eine Entscheidung mitgeteilt bekommt, voraussichtlich im Februar nächsten Jahres.
Wir dachten also, es hätte sich mit der Anmeldung erst einmal erledigt und wir könnten uns anderen Dingen zuwenden, wie beispielsweise der Aufzucht des Nachwuchses. Aber nein, wir wurden prompt von unserer Wunsch-Kita (die, die zwei Straßen weiter im Neubaugebiet liegt) zum Vorstellungstermin eingeladen. Der erste richtige Ausflug mit Klein-Lea fand also in die Bruthölle der Bakterien statt. Dort erfuhren wir, wann Essenszeiten sind (ähnlich wie im Seniorenheim) und unter welchen Umständen ein Ausflug zur Eisdiele stattfindet (es muss gutes Wetter sein).
Ich darf kurzerhand zusammenfassen: Es ist unsere Wunsch-Kita geblieben. Hoffen wir darauf, dass wir im Februar erfahren, ob wir einen von den fünf (fünf!) Plätzen bekommen, die zur kommenden Saison frei werden.
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Nebenbei habe ich auch gearbeitet und durfte am Freitag das zweite Barcamp Vuka-Welt moderieren. Das ist ein kleines, feines und für mich auch dieses Mal lehrreiches Barcamp, das sich echt lohnt.
Und praktischerweise war der Veranstaltungsort direkt neben der Hofgartenwiese, wo die Bonner Niederlassung des weltweiten Klimastreiks stattfand. Ein Teilnehmer schlug vor, eine Session als Exkursion zu planen. Ich war sehr froh, dass er es tat, denn ich wollte unbedingt dorthin, war mir aber nicht sicher, ob ich mich als bezahlter Moderator so weit aus dem Fenster lehnen sollte.
Ich war geflasht, wie viele Menschen dort waren. Laut Organisatoren um die 15.000 Menschen demonstrierten für das Klima und gegen die Abwartepolitik. Es waren beileibe nicht nur junge Menschen, sondern Personen allen Alters. Die Schüler/innen machten den Krach, die Eltern kämpften für die Zukunft ihrer Kinder und die Alten wollten etwas gut machen.
Ein kurzes Stück marschierten wir noch mit. Ich war beseelt, dass ich wenigstens eine Stunde Teil der Masse sein durfte.

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Und damit nicht genug, es war eine turbulente Woche, die am Samstag vom FutureCamp gekrönt wurde, dem Barcamp für Jugendliche ab 12 Jahren, das wir zusammen mit der Telekom Stiftung und der Stadt Bonn organisieren dürfen. Wie jedes Jahr hatte ich irre viel Spaß mit den Jugendlichen. Wie jedes Jahr habe ich auch wieder einiges von ihnen gelernt. Barcamps halt, ein Geben und Nehmen. Außerdem gab es Pizza.
Ich sah mal eine Doku über Digitalisierung in Dänemark und Deutschland im Vergleich. Ein junges Paar, mit einem ein paar Wochen altem Kind traf eine ebensolches dänisches Paar und erzählte ihnen über all diese Anmeldungen.
Die Dänen guckten sehr groß. Und zeigten dann: Sie hatten sich im Bürgerportal eingeloggt und das Häkchen bei „Kind: 1“ gesetzt. Das erledigte dann den Rest inkl. Willkommenspaket von der Komune und dem Termin beim Kinderarzt …
(Dafür guckten die Deutschen arg irritiert, als die Dänen erzählten, dass sie die komplette Kommunikation mit dem Amt über FB-Messenger machen und ihre Steuererklärung online offen einsehbar ist. Naja…)
(Hab ich das schon mal kommentiert?)
Hast du nicht und ich finde das gleichzeitig erhellend, verstörend und traurig. Ich dachte, das Kita-Net wäre schon die Spitze der Möglichkeiten.
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