In der Natur kontrollieren Weibchen den Zugang zu Sex. Die Biologie nennt das FEMALE CHOICE. Bis zur Sesshaftwerdung galt das auch für den Menschen. Doch dann schufen die Männer eine Zivilisation unter Ausschluss der Frauen. Doch die finden langsam zu ihrer natürlichen Stärke zurück. Uralte Geschlechterverhältnisse sind endlich in Bewegung. Die Zeit ist reif, das Zusammenleben von Frauen und Männern neu zu denken. (Quelle: Klappentext des Verlags)
Gekauft habe ich das Buch, weil Meike Stoverock es geschrieben hat. Bereut habe ich es nicht. Auch wenn die einzelnen Details keine Neuigkeiten sind, ist es doch die Gesamtbetrachtung, die Meike als Biologin sehr sachlich-nüchtern vornimmt. An so mancher Stelle machte es den sprichwörtlichen Klick bei mir. Dafür lohnt es sich doch schon, das Buch zu lesen.
Schlecht wird das Werk bei zwei Gelegenheiten: Wenn Meike das Sachlich-Nüchterne verlässt und wenn sie auf Biegen und Brechen einen Zusammenhang herstellen möchte und sei es unter Ausblendung der gegenteiligen Möglichkeit. Auf Seite 225 in der 1. Auflage der Hardcover-Ausgabe sagt sie zum Beispiel: „Ältere Männer mit jungen Partnerinnen werden als ‚geile Böcke‘ in der Midlife-Crisis verlacht.“ Das war so eine Stelle, an der ich dachte, Meike hat noch nie mit einem Mann über dieses Thema gesprochen.
An einer anderen Stelle, genauer gesagt auf Seite 68, fragte ich mich, welchen Job eigentlich das Lektorat hatte:
50% der Mütter erhalten von den Kindsvätern gar keinen Unterhalt (…). Normalerweise zahlt in solchen Fällen der Staat einen sogenannten Unterhaltsvorschuss und holt ihn sich anschließend (…) zurück. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung nimmt diese Rückholquote aber seit Jahren ab und lag im Jahr 2018 nur noch bei 13%. (…) Umgekehrt bedeutet das, dass knapp 90% der getrenntlebenden Kindsväter nicht für ihre eigenen Kinder aufkommen.
Das ist zuerst einmal übertrieben, wenn 87 Prozent auf 90 aufgerundet und nur den Vätern zugeschrieben werden, auch wenn der Anteil säumiger Mütter sicherlich mehr als gering sein dürfte. Zudem ist es aber auch einfach falsch. Wenn 50 Prozent der getrennt lebenden Väter teilweise oder vollständig Unterhalt bezahlen, dann sind es nicht knapp 90, sondern rund 45 Prozent der Väter, die den Unterhaltsvorschuss des Staates nicht (vollständig) zurückzahlen. Oder andersherum: Die Mehrheit der getrennt lebenden Kindsväter nimmt ihre finanzielle Verpflichtung dann doch wahr.
Ja, das ist sind trotzdem immer noch erschreckende Zahlen, keine Frage. Aber sie sind auch nicht so komplett übertrieben, einseitig und falsch. Und das kommt in dem Buch leider immer wieder vor, diese bewusst einseitige Sicht. Als ich es fertig gelesen zuklappte, wirkte deshalb Unzufriedenheit nach. Mit ein wenig Abstand wirken aber die positiven Seiten stärker. Meike hat sicher nicht das Rad neu erfunden, aber mit ihrer biologischen Sicht auf die Dinge – die sie (viel zu) wortreich zu Beginn verteidigt – etliche Ansatzpunkte zum Nachdenken geschaffen.