6. Quartalsbericht Klein-Lea

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Acht­zehn Mona­te. Ich weiß, ich wie­der­ho­le mich, aber: Wo ist denn die­se Zeit schon wie­der geblie­ben? Wir haben nun ein rich­ti­ges Klein­kind zuhau­se, das sich völ­lig natür­lich in der Woh­nung bewegt und das schon genau weiß, was es darf und was nicht (und es trotz­dem macht).

Klein-Lea brab­belt schon eine Men­ge vor sich hin, wobei ihr Lieb­lings­wort immer noch „Da!“ ist, ver­bun­den mit dem Zei­ge­fin­ger, der auf das Da zielt. Immer mehr Din­ge bekom­men einen Namen, den man natür­lich ler­nen und gege­be­nen­falls im Kon­text inter­pre­tie­ren muss. Eine Pup­pe („Bubbö“) ist nicht nur das Spiel­zeug, son­dern auch jedes Baby, dem sie zum Bei­spiel auf dem Feld begeg­net. Sie macht Wieher-Geräusche, wenn sie ein Pferd sieht, ist begeis­tert von Wau-Waus und Vögeln, zu denen sie auch Flug­zeu­ge und Hub­schrau­ber zählt, logisch. Nichts geht aber natür­lich über Kat­zen; unser Kater ist der gro­ße Star. Eine Lie­be, die nicht unbe­dingt auf Erwi­de­rung stößt, aber der Kater erträgt es stoisch. 

Spa­zie­ren gehen, das ist immer noch eine wich­ti­ge Beschäf­ti­gung für uns, gera­de im Lock­down. Es gab ein paar Wochen, in denen das rich­tig schreck­lich war mit ihr. Sie ging nicht spa­zie­ren, sie stand am Weges­rand, ger­ne im Matsch, und schau­te und schau­te und schau­te. In den deut­li­chen Minus­gra­den, die wir teil­wei­se hat­ten, wur­de das irgend­wann echt ner­vig. Aber sie zum Wei­ter­ge­hen zu bewe­gen, ende­te ger­ne in einem Brül­ler, den das gan­ze Feld hören konn­te. Zum Glück hat sich das in den letz­ten Tagen wie­der gelegt. Sie geht nun wie­der brav mit uns mit und akzep­tiert auch, dass wir sie an die Hand neh­men, wenn zu viel los ist und Rad­fah­ren­de durch müssen.

Zehn Wochen, von Mit­te Dezem­ber bis Mit­te Febru­ar, war Klein-Lea nicht bei der Tages­mut­ter, son­dern fast durch­gän­gig zuhau­se. Beson­ders, als wir nach Weih­nach­ten wie­der anfin­gen zu arbei­ten, muss­te sie viel lei­den. Statt ihr die vol­le Auf­merk­sam­keit zu wid­men, glotz­ten wir in unse­re Lap­tops. Das fan­den weder sie, noch ihre Eltern toll. Zudem hat sie in die­ser Zeit fast kei­ne Men­schen­see­le außer Mama und Papa gese­hen. Am Anfang schien sie es noch gut zu ver­kraf­ten, aber am Ende wur­de es dann doch deut­lich, dass sie wie­der sozia­len Umgang braucht. Wenn sie – zum Bei­spiel auf dem Feld – von frem­den Men­schen ange­spro­chen wur­de, lächel­te sie nicht mehr und schau­te sie neu­gie­rig an, son­dern klam­mer­te sich schüch­tern an ihre Eltern. So kann­te ich sie noch gar nicht und so will ich sie auch nicht ken­nen. Ich bin froh, dass sie – wenigs­tens vor­über­ge­hend und erst ein­mal nur halb­tags – wie­der zur Tages­mut­ter darf. Es tut ihr rich­tig gut.

Ansons­ten hat uns das Kind fest im Griff. Sie hat einen eiser­nen Wil­len, nimmt uns an die Hand, wenn sie möch­te, dass wir irgend­wo­hin gehen und wenn wir ein­mal nicht sofort auf etwas reagie­ren, das sie möch­te, ver­sucht sie mit stei­gen­der Dezi­bel­zahl, ihre Inter­es­sen durch­zu­set­zen. Und genau in dem Moment, in dem man droht, die Beherr­schung zu ver­lie­ren, macht sie etwas total Nied­li­ches, ja, manch­mal kommt sie sogar an und umarmt einen. Da ist dann alles auch wie­der egal und ich weiß wie­der, dass es gleich­zei­tig das Anstren­gends­te und das Groß­ar­tigs­te der Welt ist, ein Kind zu haben.

(Ich dan­ke Alex Matz­keit für die Idee des Quar­tals­be­richts. Hier sind die letz­ten: Q1, Q2, Q3, Q4, Q5)

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