War das ein Kackjahr, oder!
Am Jahresanfang dachte ich noch, dass wir die Corona-Pandemie mit gemeinsamer Kraftanstrengung schon packen. Dann knickte mein Körper vor der Doppelbelastung Arbeit und Kindesbetreuung ein. Im Sommer wurde es besser, wir wurden geimpft und trafen wieder mehr Leute, hatten so etwas wie ein Sozialleben. Und dann kam der Herbst und wir sind gefühlt wieder da, wo wir angefangen haben.
2021 war das mit Abstand erfolgreichste Jahr unserer Firmengeschichte. Eine direkte Folge der Pandemie, denn vor allem im Frühjahr machten wir Dutzende Digitalveranstaltungen. Wir erarbeiteten uns viele Kenntnisse und Fertigkeiten. Im Herbst kam der Skill „hybrid“ dazu: Wir lernten, wie man vor Ort ein anständiges Signal produziert und ins Internet überträgt. Es war sehr, sehr stressig und gleichzeitig ganz toll, so viel Neues lernen zu können.
Und über allem thront Klein-Lea, mein kleiner großer Sonnenschein. Wir haben 2021 so viel Zeit miteinander verbracht! Klar, nicht immer freiwillig, sogar ziemlich oft unfreiwillig, weil die Tagesmutter aus verschiedenen Gründen die meiste Zeit des Jahres nicht oder nur halbtags betreut hat – siehe oben, zwinker mit dem lädierten Auge. Trotzdem will ich unsere Nachmittagsabenteuer nicht missen, diese unzähligen Ausflüge zu verschiedenen Spielplätzen, die Radtouren und Autofahrten und die vielen, vielen Stunden auf meinen Schoß, wenn wir gemeinsam ein Buch ansahen oder ich versuchte zu arbeiten.
Dennoch, 2021 war der große Bruder vom schon nicht gerade berauschenden Jahr 2020. Er hat uns allen so richtig eine in die Magengrube gedonnert. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass 2022 die Pausenaufsicht kommt.
The Fragebogen
Und damit zum Jahresendfragebogen, wie ich ihn als Blogger ausfüllen muss, damit das Jahr auch wirklich vorbei ist.
Zugenommen oder abgenommen?
Zugenommen, aber hallo. Zeit für Sport hatte ich nicht. Und wenn es dann doch einmal ein Zeitfenster gab, wollte ich es meistens lieber nutzen, um Schlaf nachzuholen. Die Ernährung wurde in all dem Stress auch nicht besser. Das alles schlug sich in einem deutlichen Hüftring nieder.
Haare länger oder kürzer?
Zeitweise viel zu lang. Anfang des Jahres war ich fast drei Monate nicht zum Haareschneiden. Dann öffnete der Friseurinnenladen unter unserem Büro wieder und ich konnte einigermaßen regelmäßig zur Kürzung antreten.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Ich war wirklich kurz davor, für ein Dioptrin-Update endlich zum Optikerladen zu gehen. Und dann fing das mit dem Auge an. Seitdem warte ich, dass sich der Schaden vollständig regeniert, weil ich nicht eine Brille mit langfristig falschen Werten tragen möchte.
Mehr Kohle oder weniger?
Mehr. Als Unternehmer in einer Personengesellschaft profitiere ich genauso direkt vom Erfolg wie vom Misserfolg. Und 2021 war ein erfolgreiches Jahr.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr. Klar. Vor allem habe ich mir ein neues Auto zugelegt, nachdem der vorherige Leasingvertrag auslief. Endlich ein E-Auto. Ich habe so viel Spaß daran, mit ihm zu fahren. Und dieser Gedanke, dass ich mit jedem Kilometer nicht das Klima weiter schädige, sondern der Klimaneutralität näher komme, gefällt mir obendrein.
Mehr bewegt oder weniger?
Viel. Zu. Wenig.
Die harten Fakten: 10 Mal gelaufen (2020: 22 Mal), durchschnittlich 4,95 km (5,47 km), insgesamt 49,53 km (120,23 km).
Ich bin allerdings auch ungefähr 5000 Prozent mehr Fahrrad gefahren als im Vorjahr. Das soll hier nicht unerwähnt bleiben. Das war nie gewollter Sport, aber oft genug anstrengend. (Von wegen „Bonn ist flach“!)
Der hirnrissigste Plan?
„Kein Problem, ich kriege das schon hin, die Kleine nebenbei zu betreuen.“
Die gefährlichste Unternehmung?
Nach der Augen-Nachuntersuchung mit künstlich geweiteten Pupillen mit dem E-Scooter den Venusberg runterbrettern. („Ah, da kommen mir zwei Busse entgegen. Ich fahre in der Mitte durch.“) (Scherz, es ist nichts passiert.)
Die teuerste Anschaffung?
Das Auto. Mit ein wenig Abstand folgen das Fahrrad und die Drohne. Sonst waren da keine großen Luxusartikel; aber das beruhige Gefühl, nicht bei jeder Ausgabe überlegen zu müssen, ob wir uns das eigentlich leisten können.
Am meisten telefoniert mit …?
… dem Team. Meistens sind nicht mehr als zwei Personen gleichzeitig im Büro, deshalb stimmen wir uns viel über Video- und Audiotelefonie ab.
Erkenntnis des Jahres?
Ich bin nicht so stressresistent wie ich immer dachte.
Beste Idee/Entscheidung des Jahres?
Den Fuhrpark neu aufzustellen (Fahrrad, Auto). Nicht mehr zu versuchen, Betreuung und Arbeit gleichzeitig machen zu können (leider erst im Sommer gelernt und nicht so konsequent umgesetzt wie erhofft).
Schlimmstes Ereignis?
Die Flutkatastrophe im Ahrtal, die mir echt nahe ging. Naja, und die Augensache, als ich kurzzeitig mal befürchtete, halbblind zu werden.
Schönstes Ereignis?
Dass wir im engen Familienkreis trotz allem bisher von Corona verschont geblieben sind. Obwohl die Einschläge schon sehr nahe waren, sind wir bislang (drei Mal auf Bildschirmglas klopf) drumherum gekommen. (Was leider nicht für den Freundes- und Bekanntenkreis zutrifft. Zum Glück aber dort auch nur milde Verläufe.)
Und eigentlich sagt das ja schon alles über das Jahr, wenn das schönste Ereignis das Ausbleiben von etwas Schlimmen ist.
Stadt des Jahres?
Wir sind nicht viel rumgekommen.
Getränk des Jahres?
Cola Zero.
Essen des Jahres?
Hauptsache, es geht schnell.
TV-Serie des Jahres?
The Queen’s Gambit, The Expanse (Staffeln 4 und 5) sowie die dritte Staffel von How To Sell Drugs Online (Fast) waren meine Serienhighlights des Jahres.
Das beeindruckendste Buch?
Papierklavier von Elisabeth Steinkellner und Anna Gusella (Illustr.)
Der ergreifendste Film?
Keiner. Von den wenigen Filmen, die ich sah, hat mich keiner ergriffen.
Der fesselndste Podcast?
11 Leben – Die Welt von Uli Hoeneß
Die beste Musik?
Einerseits dieses Zufallsfundstück, das über Aziza zu mir fand und tatsächlich, auch wenn sie es mir nicht glauben mag, ein paar Mal in Schleife gelaufen ist. (Nicht aus diesem Jahr, aber von mir halt dieses Jahr entdeckt.)
Und dann ist das neue Abba-Album natürlich genau das, was es sein soll, warum es Millionen Menschen gut finden und die Band ebensolche verdienen wird: Ein schönes Flashback in die vermeintlich gute alte Zeit. Das Abba-Gold-Album hat meinen Pubertätseintritt begleitet, entsprechend fühle ich mich bei den bekannten Klängen auch wieder wie ein pickeliger Teenager. Ob das jetzt gut ist, weiß ich nicht, aber man kann „Voyage“ sehr gut anhören.
Das schönste Konzert?
Ich habe genau ein Konzert dieses Jahr gesehen, nämlich die Band Zweiklang bei einem Digitalevent. Und wenn man so ausgehungert ist, dann ist sogar so ein Konzert mit schlecht ausgesteuertem Ton und ohne Publikum ein großes Erlebnis.
Wort des Jahres?
Digital-Event.
Die meiste Zeit verbracht mit …?
… der Kernfamilie.
Die schönste Zeit verbracht mit …?
… der Kernfamilie.
Verliebt?
Aber ja!
Vorherrschendes Gefühl 2021?
Müdigkeit und Zorn (oder wie es die Social-Media-Bubble nennt: mütend).
2021 zum ersten Mal getan?
E-Auto gefahren.
2021 nach langer Zeit wieder getan?
Viel Fahrrad gefahren. Auf Baltrum gewesen. Im Fernsehen gewesen.
Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
Die Pandemie und die Impfunwilligen. Schlafmangel. Schlechte Laune bei mir selbst und bei allen anderen.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Heiligabend zuhause zu bleiben (ohne Erfolg).
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Das unerschütterliche Vertrauen von Klein-Lea.
2021 war mit einem Wort …?
Beschissen.
(Alle Jahresendfragebögen seit 2011 gibt es hier. 2002–2010 im Archiv.)