Im letzten Teil meines kleinen Euro-Nachklapps beschäftige ich mit den besten vier Mannschaften des Turniers. In den vorherigen Teilen beschäftigte ich mich bereits mit den Losern, die in der Vorrunde (Teil 1) bzw. im Viertelfinale (Teil 2) scheiterten.
Portugal
Portugal oder wie wir Kenner es nennen: die Mannschaft, die man rund um Christiano Ronaldo gebaut hat. Deren gesamte Performance stieg und fiel mit der Konstitution von „CR7“. War er schlecht drauf, wie beim Auftakt gegen Deutschland, verlor die Mannschaft. Als er langsam ins Turnier kam, reichte es dann auch für Siege gegen Dänemark und die Niederlande. Auch das Viertelfinale gegen Tschechien entschied er quasi allein.
Schluss war dann aber im Nachbarschaftsduell gegen Spanien (deutsche Fußballreporter nennen so etwas übrigens „Derby“). Dieses Spiel wird eventuell in die Geschichte eingehen – als langweiligstes Fußballspiel, mit dem man Zuschauer 120 elend lange Minuten gequält hat, bevor man im Elfmeterschießen dann endlich Ronaldo zum Weinen gebracht hat.
In einer anderen Europameisterschaft, ohne Spanien, hätte Portugal vielleicht sogar eine Schnitte gehabt. Wobei sie immer noch an Deutschland und/oder Italien vorbei gemusst hätten.
Deutschland
Ein, wenn nicht sogar der Favorit auf die Europameisterschaft musste im Halbfinale die Segel streichen. Deutschland war durch die Qualifikation ohne Punktverlust gegangen, holte gegen Portugal, gegen die Niederlande und gegen Dänemark in der Vorrunde ausschließlich Siege rein (und war damit die einzige Mannschaft des Turniers, die neun Punkte in der Gruppenphase einheimsen konnte) und fegte im Viertelfinale Griechenland auch noch sportlich von der Bühne.
Und. Dann. Kam. Italien. Zweimal Balotelli, der alte Angeber, und schon war Germania weg vom Fenster. Manchmal geht es eben schnell. Auch wenn es so mancher nicht wahrhaben wollte: In einem Turnier reicht eine Niederlage, um auszuscheiden. Da kann man vorher noch so unschlagbar gewesen sein.
Italien
Was haben nicht alle davon geredet, dass Italien eine schlechte EM spielen wird! Gebeutelt von Wettskandalen mit Razzia im Trainingslager machten sich die Wettpaten an die Aufgabe Europameisterschaft und überraschten alle. Inklusive einer kompletten deutschen Nation.
Dabei starteten sie traditionsgemäß durchwachsen. Ein Unentschieden gegen Spanien, das mag man noch verstehen. Aber gegen Kroatien noch einmal nur einen Punkt zu holen, war riskant. Andererseits war die Konstellation dann eben doch wieder italienfreundlich. Im letzten Gruppenspiel ging es gegen die chancenlosen Iren, es gab den notwendigen Sieg und alles war gut.
Im Viertelfinale kam Italien zwar verdient, aber erst im Elfmeterschießen weiter. Okay, passiert, man muss halt auch mal einen Umweg nehmen. Den brauchten sie dann aber nicht, als es gegen Deutschland ging. Ein 2:1-Sieg, der nie wirklich gefährdet war, qualifizierte für das Finale gegen Spanien.
Tja, und die Spanier überrollten dann Italien mit 4:0 in einem Finale, das für Unbeteiligte oder Spanien-Fans echt toll war. Als Italien-Anhänger hingegen hatte man sicherlich körperliche Schmerzen vom Zusehen. Es hilft nichts, man muss auch als Azzurro anerkennen, dass es an diesem Abend einfach nicht reichte.
Dennoch: Vize-Europameister. Nach diesen Unkenrufen vor der EM! Italien hat sich astrein geschlagen und dabei sogar schönen und offensiven Fußball geboten. Hat Spaß gemacht.
Spanien
Tja, und Spanien ist halt wieder Europameister. Als erste Mannschaft überhaupt konnte die spanische Auswahl den Titel verteidigen und hat mit dem Weltmeistertitel 2010 nun drei Titel hintereinander eingeheimst. Das kann einem schon Angst machen.
Spanien spielte wie immer: Mit vielen kleinen Pässen und meist knappen Ergebnissen. Wobei das Turnier erst einmal unplanmäßig startete, als man gegen den späteren Finalgegner Italien nur Unentschieden spielte. Da waren sie einfach noch nicht im Turnier angekommen. Im zweiten Spiel gab es einen ungefährdeten 4:0-Sieg gegen Irland, gefolgt von einem unglamourösen 1:0 gegen Kroatien.
In die K.O.-Runde startete Spanien überzeugend gegen Frankreich, musste dann aber im Halbfinale gegen Portugal zittern. Das Elfmeterschießen lief zu ihren Gunsten und wahrscheinlich sind es solche Erlebnisse, die eine Mannschaft erst dazu bringen, solche Finale zu spielen.
Wir müssen ja nicht weiter drüber reden. Ein Europameisterschaftsfinale, das mit 4:0 gewonnen wird, spricht eine deutliche Sprache. Spanien ist die Übermannschaft dieser Jahre und derzeit kaum zu bezwingen. (Aber das hat man über Deutschland ja auch mal gesagt.)
Mit einem kräftigen ¡Olé! schließe ich damit den Rückblick zur Europameisterschaft 2012 ab. Es war eine eigenartige Meisterschaft. Nach den reichlich emotionsgeladenen Turnieren 2006, 2008 und 2010 fühlte ich bei meinen Mitbürgern auf der einen Seite Ernüchterung und eine gewisse Egal-Haltung, andererseits scheint nie jemand ernsthaft daran gezweifelt zu haben, dass Deutschland – „endlich“ – Europameister wird. Sie scheinen vergessen zu haben, dass dazu nicht nur eine gute Mannschaft benötigt wird, sondern dass auch alle Umfeldfaktoren passen müssen. So wie bei Spanien.