Euro-2012-LogoIm letz­ten Teil mei­nes klei­nen Euro-Nachklapps beschäf­ti­ge ich mit den bes­ten vier Mann­schaf­ten des Tur­niers. In den vor­he­ri­gen Tei­len beschäf­tig­te ich mich bereits mit den Losern, die in der Vor­run­de (Teil 1) bzw. im Vier­tel­fi­na­le (Teil 2) schei­ter­ten.

Portugal

Por­tu­gal oder wie wir Ken­ner es nen­nen: die Mann­schaft, die man rund um Chris­tia­no Ronal­do gebaut hat. Deren gesam­te Per­for­mance stieg und fiel mit der Kon­sti­tu­ti­on von „CR7“. War er schlecht drauf, wie beim Auf­takt gegen Deutsch­land, ver­lor die Mann­schaft. Als er lang­sam ins Tur­nier kam, reich­te es dann auch für Sie­ge gegen Däne­mark und die Nie­der­lan­de. Auch das Vier­tel­fi­na­le gegen Tsche­chi­en ent­schied er qua­si allein.

Schluss war dann aber im Nach­bar­schafts­du­ell gegen Spa­ni­en (deut­sche Fuß­ball­re­por­ter nen­nen so etwas übri­gens „Der­by“). Die­ses Spiel wird even­tu­ell in die Geschich­te ein­ge­hen – als lang­wei­ligs­tes Fuß­ball­spiel, mit dem man Zuschau­er 120 elend lan­ge Minu­ten gequält hat, bevor man im Elf­me­ter­schie­ßen dann end­lich Ronal­do zum Wei­nen gebracht hat.

In einer ande­ren Euro­pa­meis­ter­schaft, ohne Spa­ni­en, hät­te Por­tu­gal viel­leicht sogar eine Schnit­te gehabt. Wobei sie immer noch an Deutsch­land und/oder Ita­li­en vor­bei gemusst hätten.

Deutschland

Ein, wenn nicht sogar der Favo­rit auf die Euro­pa­meis­ter­schaft muss­te im Halb­fi­na­le die Segel strei­chen. Deutsch­land war durch die Qua­li­fi­ka­ti­on ohne Punkt­ver­lust gegan­gen, hol­te gegen Por­tu­gal, gegen die Nie­der­lan­de und gegen Däne­mark in der Vor­run­de aus­schließ­lich Sie­ge rein (und war damit die ein­zi­ge Mann­schaft des Tur­niers, die neun Punk­te in der Grup­pen­pha­se ein­heim­sen konn­te) und feg­te im Vier­tel­fi­na­le Grie­chen­land auch noch sport­lich von der Bühne.

Und. Dann. Kam. Ita­li­en. Zwei­mal Balotel­li, der alte Ange­ber, und schon war Ger­ma­nia weg vom Fens­ter. Manch­mal geht es eben schnell. Auch wenn es so man­cher nicht wahr­ha­ben woll­te: In einem Tur­nier reicht eine Nie­der­la­ge, um aus­zu­schei­den. Da kann man vor­her noch so unschlag­bar gewe­sen sein.

Italien

Was haben nicht alle davon gere­det, dass Ita­li­en eine schlech­te EM spie­len wird! Gebeu­telt von Wett­skan­da­len mit Raz­zia im Trai­nings­la­ger mach­ten sich die Wett­pa­ten an die Auf­ga­be Euro­pa­meis­ter­schaft und über­rasch­ten alle. Inklu­si­ve einer kom­plet­ten deut­schen Nation.

Dabei star­te­ten sie tra­di­ti­ons­ge­mäß durch­wach­sen. Ein Unent­schie­den gegen Spa­ni­en, das mag man noch ver­ste­hen. Aber gegen Kroa­ti­en noch ein­mal nur einen Punkt zu holen, war ris­kant. Ande­rer­seits war die Kon­stel­la­ti­on dann eben doch wie­der ita­li­en­freund­lich. Im letz­ten Grup­pen­spiel ging es gegen die chan­cen­lo­sen Iren, es gab den not­wen­di­gen Sieg und alles war gut.

Im Vier­tel­fi­na­le kam Ita­li­en zwar ver­dient, aber erst im Elf­me­ter­schie­ßen wei­ter. Okay, pas­siert, man muss halt auch mal einen Umweg neh­men. Den brauch­ten sie dann aber nicht, als es gegen Deutsch­land ging. Ein 2:1-Sieg, der nie wirk­lich gefähr­det war, qua­li­fi­zier­te für das Fina­le gegen Spanien.

Tja, und die Spa­ni­er über­roll­ten dann Ita­li­en mit 4:0 in einem Fina­le, das für Unbe­tei­lig­te oder Spanien-Fans echt toll war. Als Italien-Anhänger hin­ge­gen hat­te man sicher­lich kör­per­li­che Schmer­zen vom Zuse­hen. Es hilft nichts, man muss auch als Azzur­ro aner­ken­nen, dass es an die­sem Abend ein­fach nicht reichte.

Den­noch: Vize-Europameister. Nach die­sen Unken­ru­fen vor der EM! Ita­li­en hat sich ast­rein geschla­gen und dabei sogar schö­nen und offen­si­ven Fuß­ball gebo­ten. Hat Spaß gemacht.

Spanien

Tja, und Spa­ni­en ist halt wie­der Euro­pa­meis­ter. Als ers­te Mann­schaft über­haupt konn­te die spa­ni­sche Aus­wahl den Titel ver­tei­di­gen und hat mit dem Welt­meis­ter­ti­tel 2010 nun drei Titel hin­ter­ein­an­der ein­ge­heimst. Das kann einem schon Angst machen.

Spa­ni­en spiel­te wie immer: Mit vie­len klei­nen Päs­sen und meist knap­pen Ergeb­nis­sen. Wobei das Tur­nier erst ein­mal unplan­mä­ßig star­te­te, als man gegen den spä­te­ren Final­geg­ner Ita­li­en nur Unent­schie­den spiel­te. Da waren sie ein­fach noch nicht im Tur­nier ange­kom­men. Im zwei­ten Spiel gab es einen unge­fähr­de­ten 4:0-Sieg gegen Irland, gefolgt von einem ung­la­mou­rö­sen 1:0 gegen Kroa­ti­en.

In die K.O.-Runde star­te­te Spa­ni­en über­zeu­gend gegen Frank­reich, muss­te dann aber im Halb­fi­na­le gegen Por­tu­gal zit­tern. Das Elf­me­ter­schie­ßen lief zu ihren Guns­ten und wahr­schein­lich sind es sol­che Erleb­nis­se, die eine Mann­schaft erst dazu brin­gen, sol­che Fina­le zu spielen.

Wir müs­sen ja nicht wei­ter drü­ber reden. Ein Euro­pa­meis­ter­schafts­fi­na­le, das mit 4:0 gewon­nen wird, spricht eine deut­li­che Spra­che. Spa­ni­en ist die Über­mann­schaft die­ser Jah­re und der­zeit kaum zu bezwin­gen. (Aber das hat man über Deutsch­land ja auch mal gesagt.)

Mit einem kräf­ti­gen ¡Olé! schlie­ße ich damit den Rück­blick zur Euro­pa­meis­ter­schaft 2012 ab. Es war eine eigen­ar­ti­ge Meis­ter­schaft. Nach den reich­lich emo­ti­ons­ge­la­de­nen Tur­nie­ren 2006, 2008 und 2010 fühl­te ich bei mei­nen Mit­bür­gern auf der einen Sei­te Ernüch­te­rung und eine gewis­se Egal-Haltung, ande­rer­seits scheint nie jemand ernst­haft dar­an gezwei­felt zu haben, dass Deutsch­land – „end­lich“ – Euro­pa­meis­ter wird. Sie schei­nen ver­ges­sen zu haben, dass dazu nicht nur eine gute Mann­schaft benö­tigt wird, son­dern dass auch alle Umfeld­fak­to­ren pas­sen müs­sen. So wie bei Spanien.

Vorheriger ArtikelDie Würde von Quotenmeter ist antastbar
Nächster ArtikelFotodienstag VII